Porträt: Die unermüdliche Ulla Schmidt
Pflegestützpunkte besucht sie ebenso regelmäßig wie Veranstaltungen in ihrem Wahlkreise Aachen oder Fachkonferenzen. Im September will sie erneut in den Bundestag gewählt werden.
Auch scharfe Worte zählen zum Standardrepertoire der Aachenerin. Ausgerechnet als die deutschen Praxisärzte nach all ihren Protesten saftige Zuwächse verkünden, hat Schmidt allerdings selbst mit heiklen Fragen zu tun - nach dem Einsatz ihres Dienstwagens in ihrem spanischen Urlaubsort. Schnell schaltet Schmidt auf Offensive.
Ihr rheinischer Tonfall, ihr manchmal strahlendes Lächeln, ihre Mischung aus lehrenden Ausführungen, lebensnahen Schilderungen und ironischen Wendungen können blitzschnell einer anderen, harten Schmidt weichen. Seit ihrem Amtsantritt hat Schmidt so alle Proteste von Ärzten und Klinikmitarbeitern, von Kassen und politischen Gegnern ebenso unbeschadet überstanden wie teils äußerst schlechte Popularitätswerte. Mit ihrer Mischung aus Charme, Bestimmtheit, Raffinesse und Fachwissen sowie einem gut geölten Ministeriumsapparat im Rücken wehrte sie Anfeindungen stets ab.
Politisch ist sie in der SPD fest verankert. Mit dem SPD-Ziel einer Bürgerversicherung ist ihr Name mittlerweile fest verbunden. Im Herbst will Schmidt erneut das Direktmandat im Wahlkreis 88 in Aachen holen. Ihr politischer Geburtstagswunsch sei es, «dass die SPD stärkste Partei wird», teilte sie zu ihrem 60. im Juni augenzwinkernd mit. Bei einer weiteren SPD-Mitregierung wäre es nicht unwahrscheinlich, dass sich Schmidt weiter an der Spitze des Gesundheitsministeriums an der Berliner Friedrichstraße hält.
Selbst in einem Frauenhaushalt aufgewachsen, lernte Schmidt als allein erziehende Mutter und als Lehrerin für Lernbehinderte sich durchzuboxen. Sie wurde Stadträtin in Aachen, Bundestagsabgeordnete, rot-grüne Rentenreformerin und setzte als Ministerin mit kommunistischer Vergangenheit Praxisgebühr und Zuzahlungen durch.