Merz bremst Diskussion über Verteidigungsausgaben: Ein Plädoyer für europäische Autarkie
In einem jüngeren Fernsehauftritt hat Bundeskanzler Friedrich Merz versucht, die anhaltende Debatte um die Verteidigungsausgaben als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu dämpfen. Für Merz stellt die häufig genannte Prozentzahl lediglich eine Richtlinie dar, während das tatsächliche Augenmerk auf den konkreten militärischen Fähigkeiten liegen sollte.
Die Eigenständigkeit Europas bei der Verteidigung des Kontinents ohne externe Hilfe ist für ihn das eigentliche Ziel. Obwohl US-Präsident Donald Trump die NATO-Staaten aufforderte, fünf Prozent ihres BIPs in Verteidigung zu investieren, ging Merz auf diese Forderung nicht weiter ein.
Der deutschen Außenminister Johann Wadephul hingegen hatte kürzlich auf einem NATO-Treffen in der Türkei Trump seine Unterstützung zugesichert und die Notwendigkeit solcher Ausgaben betont. Dieser Standpunkt überraschte den Koalitionspartner SPD und stieß auf zurückhaltende Reaktionen.
SPD-Parteichef Lars Klingbeil betonte, dass gemäß dem Koalitionsvertrag die NATO-Ziele priorisiert würden, woraus sich eine Zielquote von 3,5 Prozent ableite. Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius äusserte sich zurückhaltend zur Prozentdiskussion und unterstrich die Wichtigkeit der zeitgerechten Erfüllung der NATO-Fähigkeitsziele, unabhängig vom genauen Zahlenwert.
Merz verdeutlichte, dass ein Prozentpunkt mehr für Deutschland Zusatzkosten von rund 45 Milliarden Euro mit sich bringen würde. Bei Erreichung des fünfprozentigen Ziels lägen die Ausgaben bei 225 Milliarden Euro pro Jahr.
Angesichts einer unklaren Haushaltslage und der geplanten Frist 2032 bleibt die Umsetzung spekulativ. Ein Vordringen zu höheren Zielen könnte durch eine erweiterte Definition von Verteidigungsausgaben erleichtert werden, wie von NATO-Generalsekretär Mark Rutte vorgeschlagen.
Dies umfasst Investitionen in militärisch nutzbare Infrastrukturen. Die deutsche Regierung zeigt sich offen für diesen Vorschlag. Im Zuge einer möglichen Lockerung der Schuldenbremse und der Einrichtung eines Sondertopfes zur Infrastrukturarbeit hat Deutschland jedoch bereits Weichen gestellt, um seine Verteidigungsausgaben zu erhöhen.
Das transatlantische Bündnis sucht weiterhin Wege, die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren, vor allem angesichts der Unvorhersehbarkeit von Trumps außenpolitischen Entscheidungen. Trump plädiert immer noch für sein ambitioniertes Ziel, das beim nächsten NATO-Gipfel verhandelt werden soll.