London schickt Militärberater nach Libyen

Tripolis (dpa) - Die Nato hat schwere Vorwürfe gegen die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi erhoben. Die Soldaten des Regimes versteckten sich als Zivilisten verkleidet in der Nähe von Krankenhäusern, feuerten von Moscheedächern und missbrauchten Frauen und Kinder als Schutzschilde.

Das sagte der Kommandeur des Libyen-Einsatzes, General Charles Bouchard, dem kanadischen Fernsehsender CBC. Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen (UN) bekommen nun offenbar Zugang zu einigen von den Gaddafi-Truppen kontrollierten Gebieten im Westen Libyens, in denen die Bevölkerung Not leidet.

Großbritannien gab am Dienstag bekannt, dass es die libyschen Aufständischen mit der Entsendung von Militärexperten unterstützen will. «Erfahrene Militärberater» sollen nach Bengasi geschickt werden, teilte der britische Außenminister William Hague mit. Nach BBC-Informationen handelt es sich um zehn Offiziere. Hague betonte, der Einsatz sei von der UN-Resolution gedeckt, an Kämpfen mit den Gaddafi-Truppen beteiligten sich die britischen Experten nicht.

Frankreichs Außenminister Alain Juppé betonte am Dienstag in Paris, er sei strikt gegen den Einsatz von Bodentruppen in Libyen. Selbst die Entsendung von Spezialkräften zur Identifizierung von Zielen lehne er ab.

Nato-Kampfflugzeuge zerstörten nach Angaben des Libyen-Einsatzleiters General Mark Van Uhm bei ihren jüngsten Attacken Kommunikationsanlagen der libyschen Regierungstruppen. «Es geht nicht nur darum, Panzer in der Nähe von Misurata zu zerstören, wir greifen im ganzen Land an. (...) Und wir greifen die Befehlseinrichtungen von Muammar al-Gaddafi an», sagte Van Uhm in Brüssel.

Das Welternährungsprogramm (WFP) schickte erstmals einen Konvoi aus acht Lastwagen mit 200 Tonnen Weizen und mehr als 9 Tonnen nährstoffreicher Kekse über die tunesische Grenze nach Westlibyen. Damit könnten fast 50 000 Menschen einen Monat lang ernährt werden, teilte die Organisation am Dienstag in Genf mit.

Der libysche Rote Halbmond wird die Nahrungsmittel weiterleiten. Vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen litten extreme Not, sagte die WFP-Geschäftsführerin Josette Sheeran. Insgesamt konnte das WFP nach eigenen Angaben bisher mehr als 187 000 Menschen versorgen, vorwiegend im von Gaddafi-Gegnern kontrollierten Ostlibyen.

Unterdessen hoffen UN-Hilfsorganisationen nach entsprechenden Zusicherungen aus Tripolis auch auf Zugang zu der seit Wochen belagerten Aufständischen-Hochburg Misurata. Bislang kann die eingeschlossene Stadt nur über See erreicht werden. Nach libyschen Oppositionsangaben vom Dienstag wurden in den letzten zwei Tagen bei den Angriffen auf Misurata Dutzende Menschen getötet.

Die Chefin des UN-Nothilfebüros OCHA, Valerie Amos, und der UN-Sonderbeauftragter Abdul Ilah Chatib hatten am Wochenende von libyschen Vertretern einen Landkorridor zugesichert bekommen, verlautete am Montag (Ortszeit) am UN-Sitz in New York.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der sich am Dienstag zu einem Besuch in Kairo aufhielt, versprach Hilfe für die drittgrößte libysche Stadt. «Die Bilder aus Misurata sind bestürzend», sagte Westerwelle. «Wir werden die Menschen, die dort leiden, nicht alleine lassen.» Deutschland wolle «seinen Beitrag dazu leisten, dass Hilfsgüter nach Misurata kommen und Menschen aus Misurata evakuiert werden können». Details der deutschen Hilfe nannte Westerwelle aber nicht.

Seit Beginn des Aufstandes gegen das Gaddafi-Regime vor zwei Monaten wurden nach Angaben der Rebellen bereits zehntausende Menschen getötet oder verletzt. «Präsident Dschalil hat uns von 10 000 Toten berichtet und bis zu 55 000 Verletzten», sagte der italienische Außenminister Franco Frattini nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, am Dienstag in Rom.

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Konflikte / UN / Libyen
19.04.2011 · 18:12 Uhr
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