Karikaturist entgeht Islamisten-Anschlag

03. Januar 2010, 13:21 Uhr · Quelle: dpa
Kopenhagen (dpa) - Nach dem versuchten Mordanschlag auf den dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard rechnet die Regierung in Kopenhagen mit weiteren Angriffen von Islamisten.

«Die Terrordrohungen werden nicht aufhören, solange es das Netzwerk El Kaida gibt», sagte Außenminister Per Stig Møller der Zeitung «Berlingske Tidende». Dänemark werde vermutlich noch lange mit der Terrorgefahr leben müssen. Gut vier Jahre nach der Veröffentlichung seiner umstrittenen Mohammed-Karikatur war der dänische Zeichner Westergaard am Neujahrsabend um Haaresbreite dem Anschlag eines mutmaßlichen Islamisten entkommen - «das war knapp», sagte er selbst.

Inzwischen wurden weitere Einzelheiten über den 28 Jahre alten Mann aus Somalia bekannt, der mit Axt und Messer bewaffnet in das Haus des Zeichners gestürmt war - und lauthals «Blut» und «Rache» gefordert hatte. Nach jüngsten Angaben des dänischen Geheimdienstes PET hatte die Tat einen terroristischen Hintergrund, auch wenn es so ausgesehen haben mag, als habe der 28-Jährige allein gehandelt. Jedenfalls habe der Somalier Verbindungen zu den radikal-islamischen Al-Shabaab-Milizen und zur Führung des Terrornetzwerkes El Kaida in Ostafrika. Geheimdienstchef Jakob Scharf stufte den Vorfall als «sehr schwerwiegend» ein.

Nach Presseberichten soll der Angreifer vor wenigen Monaten mit Anschlagsplänen gegen US-Außenministerin Hillary Clinton in Verbindung gebracht und deshalb in Kenia festgehalten worden sein. Mangels ausreichender Beweise sei er im September freigelassen worden und dann nach Dänemark zurückgekehrt, berichtete die Zeitung «Politiken» am Sonntag. Dem widersprach der dänische Botschafter in Kenia im Sender TV2 News: Der Mann habe lediglich Probleme mit seinen Reisedokumenten gehabt, sagte er.

Der 74-jährige Westergaard überlebte möglicherweise nur, weil er sich rechtzeitig in einen speziell gesicherten Raum («panic room») retten und von dort die Polizei alarmieren konnte. Während er auf die Sicherheitskräfte gewartet habe, habe der Angreifer gegen die Tür gehämmert. «Es war grauenhaft», schilderte Westergaard das Drama in der Online-Ausgabe der Zeitung «Jyllands-Posten», für die er arbeitet. «Es war knapp, wirklich knapp.» Mehr als um alles andere habe er sich Sorgen um seine fünf Jahre alte Enkelin gemacht, die zu der Zeit auch im Haus gewesen sei. «Aber ihr ist nichts passiert.»

Als die Polizei das Haus des Zeichners in der Nähe von Århus am späten Freitagabend erreichte, warf der Somalier seine Axt auf einen der Beamten. Daraufhin gaben die Polizisten Schüsse auf Hand und Knie des Angreifers ab. Auf einer Trage wurde der Mann am Samstag zu einem Haftrichter gebracht. Dieser ordnete an, dass der 28-Jährige bis zum 27. Januar hinter Schloss und Riegel bleiben soll, davon die ersten zwei Wochen in Isolationshaft. Die Justiz wirft ihm versuchten Mord an Westergaard und an einem Polizisten vor. Der Beschuldigte wies die Vorwürfe zurück, gab aber zu, im Haus des Karikaturisten gewesen zu sein.

Westergaard wurde noch in der Nacht an einen sicheren Ort gebracht. Fahnder durchsuchten die Wohnung des Festgenommenen in einem Kopenhagener Vorort. Auch in Aalborg nördlich von Århus, wo der 28-Jährige Kontakte gehabt haben soll, ermittelte die Polizei.

Im September 2005 hatte «Jyllands-Posten» mehrere Karikaturen veröffentlicht, darunter eine Westergaard-Zeichnung von Mohammed mit einer Bombe im Turban. Dies hatte später zu wütenden Protesten in der islamischen Welt geführt, mehr als 150 Menschen kamen bei Unruhen ums Leben. Westergaard erhielt mehrfach Drohungen und wurde unter Polizeischutz gestellt. Die Bodyguards, die den Karikaturisten derzeit bewachen, sobald er das Haus verlässt, werden künftig möglicherweise rund um die Uhr eingesetzt, sagte Geheimdienstchef Scharf.

Ein Aufschrei ging durch die Gemeinschaft der etwa 16 000 Somalier in Dänemark. «Das ist schrecklich und schockierend. Ich bin sicher, dass sich die gesamte somalische Gemeinschaft in Dänemark gegen diesen Anschlag auf Westergaard wendet», sagte Sprecher Mohamed Gelle. Nach den USA sollte nun auch die EU die Al-Shabaab auf die Liste der Terrororganisationen setzen, forderte er. Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen verlangte eine harte Strafe für den Angreifer.

KORR-Ausland / Dänemark / Kriminalität / Extremismus
03.01.2010 · 13:21 Uhr
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