Japan: Kampf gegen verstrahltes Wasser

Tokio (dpa) - Fünf Wochen nach Beginn der Katastrophe in Japan gibt es Fortschritte bei der Wiederbelebung der regionalen Wirtschaft. Am Samstag konnte der Hafen Sendai in der Provinz Miyagi erstmals wieder mit dem Verladen von Gütern beginnen.

Rund 300 Autos des weltgrößten Autobauers Toyota wurden auf ein Frachtschiff geladen und in die Industriestadt Nagoya verschifft, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Unterdessen lassen die Arbeiter in der Atomruine von Fukushima nichts unversucht, die havarierten Reaktoren unter Kontrolle zu bekommen. Ein weiteres Nachbeben der Stärke 5,9 erschütterte am Samstag die Katastrophenregion und den Großraum Tokio.

In Brüssel forderte derweil die EU-Kommission Kontrollen von Schiffen aus Japan. Sollte ein Frachter etwa durch verstrahltes Regen- oder Meerwasser kontaminiert sein, müsste er gewaschen werden.

Das Distributionssystem sei wiederhergestellt, wurde ein für den Hafenverkehr in Sendai zuständiger Beamter der Provinzregierung Miyagi zitiert. Man erwarte, dass auch weitere Unternehmen wieder ihren Warenverkehr über den Hafen abwickeln. Kurz zuvor war auch der Flughafen in Sendai zum Teil wieder in Betrieb genommen worden.

In der Katastrophenregion Miyagi können örtliche Unternehmen ab Montag bis Juni ihre Industriegüter, vor allem elektronische Komponenten sowie Maschinen, auf Strahlen testen lassen. Danach erhalten sie Prüfzertifikate, die sie ihren Kunden schicken können.

Der Atombetreiber Tepco erwägt nach Informationen von Kyodo nun den Einsatz neuer externer Kühlmaschinen, um die Temperatur der Reaktoren zu senken. Diese arbeiteten mit Wärmeaustauschern und Umwälzpumpen. Damit könne Wasser aus den Reaktoren abgepumpt, mit Meerwasser gekühlt und in die Reaktoren zurückgepumpt werden. Die regulären Kühlsysteme waren vom Tsunami zerstört worden. Tepco pumpt seither Millionen von Litern Wasser in die Reaktoren sowie Abklingbecken, um sie zu kühlen. Das hat jedoch dazu geführt, dass nun gewaltige Massen an verstrahltem Wasser in der Anlage sind. Diese behindern die Versuche, die Kühlsysteme in dem AKW wieder in Gang bringen.

Die radioaktiven Substanzen innerhalb einer Sperrmauer im Meer nahe dem AKW seien über Nacht stark gestiegen, teilte Tepco am Samstag mit. Dies deute darauf hin, dass die Wand helfe, eine weitere Verseuchung des Meeres zu verhindern. Die Atomaufsichtsbehörde bleibt laut der Agentur Kyodo jedoch vorsichtig; es sei weiter möglich, dass radioaktiv verseuchtes Wasser aus der Anlage sickere.

Die Arbeiter versuchen mit Hilfe des Minerals Zeolith, ins Meer geflossenes radioaktives Material zu absorbieren. Dazu deponierten sie je 100 Kilogramm schwere Säcke mit Zeolith bei den Ansaugrohren im Meer. Unerwünschte Ionen wie das radioaktive Cäsium-137 sollen so entzogen und im Zeolith gebunden werden. Tepco wolle zunächst prüfen, wie effektiv diese Methode sei, meldete die Agentur Jiji Press. Es werde erwogen, Zeolith auch in den Turbinengehäusen einzusetzen, wo sich radioaktiv belastetes Wasser angesammelt hat. Außer mit Zeolith versuchen die Arbeiter mit Stahlplatten die Verseuchung des Meeres einzudämmen.

Bis Ende des Monats sollen derweil in 13 verwüsteten Gemeinden rund 1300 Behelfshäuser fertiggestellt sein. Bis Mitte Mai soll mit dem Bau weiterer 10 000 solcher provisorischen Behausungen für die Überlebenden der Katastrophe begonnen werden, berichtete Kyodo.

Unterdessen hat ein weiteres Nachbeben der Stärke 5,9 die Katastrophenregion und den Großraum Tokio erschüttert. Berichte über neue Schäden gab es nicht, auch keine Tsunami-Warnung. Bis zum Samstagabend (Ortszeit) waren mehr als 13 700 Leichen identifiziert worden. Über 14 100 Menschen wurden noch vermisst.

An diesem Sonntag wird US-Außenministerin Hillary Clinton zu einem halbtägigen Kurzbesuch in Japan erwartet. Sie dürfte dabei Japan die weitere Unterstützung seiner Schutzmacht versichern. Washington unterstützt Japans Katastropheneinsatz mit mehr als 200 000 Soldaten, 160 Maschinen der Luftwaffe und 20 Marineschiffen. Der Einsatz trägt den Namen «Operation Tomodachi» (Operation Freund). Clinton wird Premier Naoto Kan und Außenminister Takeaki Matsumoto treffen und an einer Tee-Gesellschaft des Kaisers teilnehmen. Laut Medien wird sie aber anders als geplant nicht in die Katastrophengebiete reisen.

Erdbeben / Atom / Japan
16.04.2011 · 17:06 Uhr
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