Hintergrund: Wie China das Internet zensiert

Hamburg (dpa) ­ Der Konflikt zwischen Google und der Regierung in Peking wirft ein Schlaglicht darauf, wie China das Internet zensiert. Denn in der gesamten Volksrepublik - mit Ausnahme von Hongkong und Macao - gibt es keinen freien Zugang zum Netz, unliebsame Inhalte lassen die Machthaber blockieren.

Dafür hat das Ministerium für Öffentliche Sicherheit ein riesiges Filtersystem errichten lassen, dass außerhalb Chinas als «The Great Firewall» bezeichnet wird. Der Name spielt auf die englischsprachige Bezeichnung der Chinesischen Mauer («Great Wall of China») und den Begriff für eine Netzwerk- Sicherheitskomponente («Firewall») an.

Die Machthaber in Peking lassen beispielsweise die Portale von ausländischen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder exil-tibetischen Organisationen sperren, zudem Medien wie den US-Sender Radio Free Asia oder das chinesische Angebot der Deutschen Welle. Auch soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook sowie Googles Videoportal YouTube sind im Reich der Mitte nicht verfügbar.

China nimmt zum einen die Anbieter von Internetzugängen in die Pflicht. Da sie den Datenverkehr regeln, können sie kritische Inhalte blockieren oder auch Surfer auf andere Websites umleiten. Zum anderen sind Suchmaschinen von entscheidender Bedeutung: Wie das chinesische Unternehmen Baidu filterten bislang unter dem Druck der Zensoren auch alle Anbieter aus dem Ausland systemkritische Inhalte aus den Ergebnissen heraus.

Bei der Filterung machen sich die Zensoren die Infrastruktur des Internets zunutze. Will man eine Adresse wie «amnesty.org» aufrufen, kann der Rechner nicht direkt eine Verbindung mit dem Server der Menschenrechtsorganisation herstellen. Stattdessen muss dieser Domainname erst in eine für Computer verwendbare Nummernkombination übersetzt werden - die sogenannte IP-Adresse. Diese Aufgabe erledigen Domain Name Server (DNS). Sie sind somit so etwas wie das Telefonbuch des Internets.

Diese Verzeichnisse pflegen die Anbieter von Internetzugängen. Sie können also verhindern, dass die Nutzer für bestimmte Domainnamen - etwa «amnesty.org» - die richtige IP-Nummer erhalten. «Entweder sperren sie die Seite ganz, oder sie leiten auf eine andere, weniger kritische Seite um», erklärt René Wienholtz, Technik-Vorstand beim deutschen Internetanbieter Strato AG in Berlin.

Zudem blockieren die Unternehmen den direkten Zugriff, so dass Nutzer auch mit der Eingabe der IP-Adresse - bei Amnesty zum Beispiel 78.136.0.19 - nicht zum Ziel kommen. Die beiden Methoden, DNS-Filter und IP-Blocker, sind technisch gesehen vergleichsweise einfach umzusetzen.

Google filterte seine Suchergebnisse in China bislang, blendete aber nach eigenen Angaben stets einen Hinweis ein, wenn ein Ergebnis blockiert wurde. «Wir wollten transparent sein, wenn etwas gefiltert wurde», sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck. Auch andere westliche Anbieter, darunter Yahoo und Microsoft mit seiner Suchmaschine Bing, zensieren die Ergebnislisten.

Wenn Google die Nutzer von seinem chinesischen Portal google.cn zu seinen Servern in Hongkong weiterleitet, bedeutet das aber nicht das Ende der Zensur. Die Machthaber könnten zum einen die Suchseite in der chinesischen Sonderverwaltungszone vollständig blockieren. Zum anderen dürften die Zensoren mit ihrer ausgeklügelten Überwachungs- Technologie auch den Datenverkehr filtern. Es gebe bereits Berichte, dass Nutzer in China eine Fehlermeldung erhalten, wenn sie bestimmte Begriffe auf der Seite in Hongkong suchen, sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck. Gegen die «große Firewall» kommt so leicht niemand an.

Menschenrechte / Internet / China / USA
23.03.2010 · 21:53 Uhr
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