Hintergrund: Der Gaddafi-Clan in den Umsturz- Wirren

Berlin (dpa) - Einst war die Familie Gaddafi der mächtigste Clan Libyens. Der exzentrische Patriarch Muammar al-Gaddafi hatte mehrere seiner Kinder in Schlüsselpositionen gebracht.

Gaddafi ist seit 1970 in zweiter Ehe mit der Krankenschwester Safija Farkash verheiratet. Mit ihr hat er sieben Kinder. Ein weiterer Sohn stammt aus einer Kurzehe. Jetzt entscheidet sich das Schicksal der Herrscherfamilie:

MOHAMMED AL-GADDAFI (geb. 1970): UNTER HAUSARREST Der älteste Sohn von Muammar al-Gaddafi wurde in der Nacht zum Montag von libyschen Rebellen gefangen genommen und unter Hausarrest gestellt. In einem Telefoninterview des Senders Al-Dschasira sagte er, die Aufständischen hätten sein Haus umstellt und garantierten für seine Sicherheit. Früher leitete er das staatliche Post- und Fernmeldeunternehmen und besaß zwei Mobilfunk-Anbieter. Außerdem führte er das Nationale Olympische Komitee. Der Informatiker ist das einzige Kind von Gaddafi und der vermögenden Offizierstochter und Lehrerin Fatiha. Die Ehe wurde 1969 nach einem halben Jahr geschieden.

SAIF AL-ISLAM AL-GADDAFI (geb. 1972): FESTGENOMMEN, HAFTBEFEHL, DEN HAAG FORDERT AUSLIEFERUNG Im Bürgerkrieg rief der Mann, dessen Vorname mit «Schwert des Islams» übersetzt wird, die Anhänger zum Durchhalten und zum Kämpfen auf. Nun wurde er zusammen mit seinem Bruder Al-Saadi von den Rebellen gefangen genommen. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes forderte seine Auslieferung nach Den Haag. Gegen Saif al-Islam liegt ein internationaler Haftbefehl wegen schwerer Kriegsverbrechen vor. Lange galt er als möglicher Nachfolger seines Vaters an der Spitze des libyschen Regimes. Er hatte in Tripolis, Wien und London Architektur und Wirtschaftswissenschaften studiert und besaß mehrere Unternehmen. Außerdem leitete er die 1999 gegründete Gaddafi-Stiftung für Entwicklung, die international aktiv war.

AL-SAADI AL-GADDAFI (geb. 1973): FESTGENOMMEN Er wurde gemeinsam mit seinem Bruder Saif al-Islam in der Nacht zum Montag in einem Touristendorf im Westen Libyens von den Rebellen festgesetzt. Er hatte die libysche Militärakademie besucht und - wie sein Vater - den Rang eines Obersten. Nachdem er als Kommandant einer Eliteeinheit Islamisten in Libyen bekämpft hatte, ging er 2003 als Fußballprofi nach Italien. Er stand dort bei mehreren Erstligamannschaften unter Vertrag, kam aber kaum zum Einsatz, bevor er sich nach Doping-Vorwürfen verabschieden musste. Zuletzt war Al-Saadi Präsident des libyschen Fußballverbandes.

MUTASSIM BILLAH AL-GADDAFI (geb. 1975): VERBLEIB UNKLAR Er absolvierte eine militärische Ausbildung in Libyen und Ägypten. Nach einem Zerwürfnis mit dem Vater floh er vorübergehend nach Ägypten. Später durfte er zurückkehren und befehligte die einflussreiche Präsidentengarde. In den vergangenen Jahren wurde Mutassim Billah wiederholt vom Vater mit wichtigen politischen und diplomatischen Aufgaben betraut. Gern lud er in dieser Zeit zum fröhlichen Silvestervergnügen in ein nobles Luxusetablissement auf der Karibikinsel St. Barth - und die Stars und Sternchen folgten bereitwillig dem Lockruf der Petro-Dollars. Sein Verbleib war am Montag unklar.

AISCHA AL-GADDAFI (geb. 1976): KEINE AKTUELLEN ANGABEN Die Juristin ist die einzige lebende Tochter des Herrschers. Sie studierte in Tripolis und Paris. Aischa gehörte zu der Gruppe von Rechtsanwälten, die den gestürzten und später hingerichteten irakischen Diktator Saddam Hussein verteidigte. Sie ist seit 2006 mit einem Cousin ihres Vaters verheiratet und leitete zuletzt eine libysche Wohltätigkeitsorganisation.

HANNIBAL AL-GADDAFI (geb. 1977): VERBLEIB UNKLAR Der Absolvent der Militärakademie in Libyen geriet durch seinen luxuriösen Lebensstil und Gewalttaten in die Schlagzeilen. 2005 soll er eine Freundin in einem Pariser Hotel niedergeschlagen haben. 2008 verhaftete ihn die Schweizer Justiz, weil er in Genf Hausangestellte misshandelt haben soll. Hannibal spielte in der Politik des Landes kaum eine Rolle. Sein Verbleib war wie der seiner Brüder Mutassim und Chamis am Montag unklar.

SAIF AL-ARAB AL-GADDAFI: ANGEBLICH TOT; KEINE AKTUELLEN ANGABEN Über diesen Sohn ist wenig bekannt. Nach Angaben eines libyschen Regierungssprechers war er bei seinem Tod bei einem Nato-Bombardement in der Nacht zum 1. Mai 2011 etwa 29 Jahre alt. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht. Er soll in München studiert haben, wo Saif al-Arab mehrfach der Polizei auffiel, unter anderem wegen seines besonders lauten Ferraris und wegen Schlägereien in Nobel-Diskotheken.

CHAMIS AL-GADDAFI (geb. 1980): ANGEBLICH TOT; KAUM AKTUELLE ANGABEN Noch am Montag berichtete der Sender Al-Arabija, Chamis sei mit Soldaten Richtung Tripolis-Zentrum unterwegs. Eine Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Er befehligte im Bürgerkrieg eine Eliteeinheit des Regimes, die gegen die Milizen der Aufständischen kämpfte. Die Rebellen hatten ihn bereits am 20. März nach einem Angriff auf die Gaddafi-Residenz in Bab al-Asisija in Tripolis für tot erklärt, dann noch einmal nach einem Luftschlag Anfang August. Die libysche Führung dementierte jedoch diese Angaben.

MILAD AUBUSTAIA AL-GADDAFI (Geburtsjahr unklar): KEINE AKTUELLEN ANGABEN Muammars Neffe wurde von dem Herrscher adoptiert. Während eines US-Bombenangriffs auf Tripolis 1986 soll er nach libyscher Legende das Leben des Machthabers gerettet haben. Die 15 Monate alte Adoptivtochter Hana wurde bei dem Bombardement getötet.

Konflikte / Libyen
22.08.2011 · 23:08 Uhr
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