Googles neue KI-Suche entzweit Verlagswelt und Konzern – Streit um Inhalte eskaliert
Die Einführung des neuen AI Mode für die Google-Suche hat in der US-Medienlandschaft einen tiefen Riss hinterlassen. Die News/Media Alliance, Interessenvertretung großer US-Verlage wie der New York Times, Hearst und Condé Nast, wirft Google vor, Inhalte systematisch zu enteignen. „Google nimmt einfach Inhalte mit Gewalt und nutzt sie ohne Gegenleistung – das ist Diebstahl“, kritisierte Verbandschefin Danielle Coffey. Die Allianz fordert, dass das US-Justizministerium im Rahmen laufender Kartellverfahren gegen Google einschreitet.
Der Kern des Konflikts liegt im neuen Suchansatz: Googles AI Mode ersetzt klassische Ergebnislisten durch umfangreiche Antwort-Reports. Diese basieren auf Informationen, die aus verschiedenen öffentlich zugänglichen Quellen destilliert werden – ohne dass Verlage über deren Verwendung mitentscheiden können. Ein internes Dokument, das im Rahmen eines US-Kartellverfahrens publik wurde, offenbart, dass Google Verlage bewusst nicht um Erlaubnis fragt. Wer nicht in der KI-Ausgabe erscheinen will, muss sich komplett aus der Suche zurückziehen.
Die Konsequenz: Nutzer erhalten ihre Antworten direkt auf der Suchergebnisseite – die Motivation, auf verlinkte Originalquellen zu klicken, sinkt. Während Google von qualitativ besseren Klicks spricht, verweigert der Konzern Angaben zur tatsächlichen Klickrate. Gleichzeitig werden Klicks aus dem AI Mode offenbar technisch maskiert – ihr Ursprung ist nicht nachvollziehbar.
Liz Reid, bei Google für das Suchgeschäft verantwortlich, verteidigte die Praxis: Die KI greife auf ein „Herz von Quellen“ zurück, aus dem sie ihre Antworten generiere. Differenzierte Opt-outs für einzelne Funktionen seien technisch zu komplex. Auch Sundar Pichai zeigte sich auf der I/O-Entwicklerkonferenz vage: Man sehe „großen Wert“ in der Vielfalt der Perspektiven im Netz, doch klare Zusagen an die Content-Produzenten blieb der CEO schuldig.
Google hofft, die neue Technologie als Chance für kleinere Anbieter zu positionieren. Doch Branchenvertreter sehen vor allem eine Bedrohung ihrer Erlösmodelle, die seit Jahren auf Reichweite und Sichtbarkeit in der Google-Suche fußen. Der AI Mode könnte diese Grundpfeiler untergraben – und eine neue Welle regulatorischer Auseinandersetzungen auslösen.