Gaddafi-Sohn angeblich von Nato-Bomben getötet

Tripolis/London (dpa) - Machthaber Muammar al-Gaddafi überlebte, einer seiner Söhne starb angeblich: Bei einem gezielten Nato-Luftangriff auf ein Haus in Tripolis ist nach libyschen Medienberichten Saif al-Arab al-Gaddafi getötet worden.

Die Nato und ein US-Regierungsbeamter bestätigten den Tod des 29-Jährigen am Sonntag zunächst nicht. Umgehend verstärkten Gaddafi-treue Truppen die Angriffe auf die Rebellen. Zudem sei die britische Botschaft zerstört worden, hieß es.

Wie Libyens Regierungssprecher Mussa Ibrahim im Staatsfernsehen mitteilte, kamen auch drei Enkelkinder Gaddafis bei dem Angriff am späten Samstagabend ums Leben. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Gaddafi und seine Frau hätten sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls in dem Haus des Sohnes aufgehalten, seien aber unverletzt geblieben.

Die Nato bestätigte einen Angriff auf ein «Kommando- und Kontroll-Gebäude» am Samstagabend im Stadtteil Bab al-Asisija in Tripolis. «Ich weiß von unbestätigten Medienberichten, wonach einige Mitglieder der Familie Gaddafis getötet worden sein könnten», sagte der Kommandeur des Nato-Einsatzes, General Charles Bouchard, am frühen Sonntag, ohne Details zu bestätigen. Alle Nato-Ziele seien militärischer Natur. Laut US-Nachrichtensender CNN äußerte sich auch ein US-Regierungsmitarbeiter zurückhaltend. Er wisse von den Berichten, könne sie aber nicht bestätigen.

Der apostolische Vikar von Tripolis, Giovanni Martinelli, hingegen sagte dem italienischen TV-Sender Skytg24 per Telefon, er sei mit Vertretern anderer Kirchen zu den Leichen geführt worden, die vom libyschen fernsehen und Rundfunk als Gaddafis Sohn und andere Familienmitglieder bezeichnet worden seien.

Indes griffen regierungstreue Truppen erneut die Rebellen im Westen des Landes an. Kämpfe soll es nach Angaben der Libyschen Jugendbewegung im Internet rund um die Stadt Wazin nahe der Grenze zu Tunesien gegeben haben. Laut Augenzeugen haben die Angriffe am frühen Sonntagmorgen begonnen. Rund 60 Panzer rückten nach diesen Angaben am Abend auf die umkämpfte Stadt Misrata vor.

In der libyschen Hauptstadt soll zudem die leerstehende britische Botschaft zerstört worden sein. Großbritanniens Außenminister William Hague sagte: «Ich verurteile die Angriffe auf die Gebäude der britischen Botschaft in Tripolis genauso wie die Angriffe auf die Vertretungen anderer Länder.» Das Gaddafi-Regime müsse die diplomatischen Vertretungen schützen. Das Regime habe erneut seine internationalen Verpflichtungen verletzt.

Der libysche Botschafter in Großbritannien sei als «persona non grata» («unerwünschte Person») aufgefordert worden, binnen 24 Stunden das Land zu verlassen, sagte Hague am Sonntag.

Die BBC berichtete, auch UN-Gebäude wurden von aufgebrachten Massen angegriffen. Die Vereinten Nationen zogen ihre zwölf ausländischen Mitarbeiter aus Tripolis ab. Es handele sich nur um eine «vorübergehende» Maßnahme, hieß es am Sonntagabend in New York. Britische Diplomaten waren bereits vor mehreren Wochen aus dem Botschaftsgebäude in Tripolis ausgezogen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gibt es keine Hinweise, dass die deutsche Botschaft attackiert wurde.

Der libysche Regierungssprecher Ibrahim sprach von einem gezielten Angriff auf Muammar al-Gaddafi. Er verurteilte die Attacke als Verletzung internationalen Rechts. Das Haus von Saif al-Arab al-Gaddafi sei mit voller Wucht angegriffen worden. Das Fernsehen zeigte Bilder des total zerstörten Gebäudes in der libyschen Hauptstadt. Aufnahmen des libyschen Staatsfernsehens zeigten eine nicht explodierte Rakete in den Trümmern. Das Haus soll von mindestens drei Raketen getroffen worden sein.

Nato-General Bouchard betonte: «Alle Nato-Ziele sind militärischer Natur und stehen in klarer Verbindung zu den systematischen Angriffen des Gaddafi-Regimes auf die libysche Bevölkerung und bewohnte Gebiete.»

Auch der britische Premierminister David Cameron verteidigte die Nato-Luftangriffe. Die Nato wähle Ziele für Luftschläge in Libyen strikt unter Einhaltung der Vorgaben der UN-Resolution 1973 aus.

Russland kritisierte die Nato-Luftschläge dagegen scharf. Man zweifele an der Erklärung der Allianz, wonach die Tötung Gaddafis kein Ziel des Militärbündnisses sei, teilte das Moskauer Außenministerium nach Angaben der Agentur Interfax mit. Der Tod von Familienangehörigen Gaddafis stehe im klaren Widerspruch zur Resolution des Weltsicherheitsrats.

In der Rebellenhochburg Bengasi wurde die Nachricht vom Tod des Gaddafi-Sohnes unterschiedlich aufgenommen. Viele feierten in der Nacht. Dies bedeute, der Vater sei nun schwächer als zuvor. Von anderen Vertretern der Aufständischen wurde die Todesmeldung angezweifelt. Gaddafi könnte so versuchen, um Sympathien zu buhlen.

Über den Sohn ist wenig bekannt. Er soll in München studiert haben, wo er mehrfach der Polizei auffiel - etwa wegen seines lauten Ferraris und wegen Schlägereien in Nobel-Diskotheken. Er ist möglicherweise bereits der zweite Gaddafi-Sohn, der seit Ausbruch des Aufstandes gegen das Regime getötet wurde.

Nach Angaben von Aufständischen war sein Bruder Chamies bereits im März ums Leben gekommen, als ein Pilot der libyschen Luftwaffe seinen Kampfjet absichtlich über Bab al-Asisija zum Absturz brachte. Von der Regierung in Tripolis wurden diese Berichte jedoch damals bestritten.

Konflikte / Libyen
01.05.2011 · 21:57 Uhr
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