Flugrechte in der Schwebe: Die Reformerwägungen der EU und ihre Folgen
Die Fluggastrechte innerhalb der Europäischen Union könnten vor einem tiefgreifenden Wandel stehen: Die EU-Länder sind in diskussionsreichen Beratungen über eine Reform der Fluggastrechteverordnung. Verbraucherschützer sind alarmiert und äußern ihre Bedenken lautstark: Sie befürchten, dass ein Großteil der betroffenen Passagiere ihre Entschädigungsansprüche in Zukunft verlieren könnten, sollte die Reform umgesetzt werden. Auch die Bundesregierung zeigt Widerstand gegen die geplanten Änderungen.
Bereits im Jahr 2013 hatte die Europäische Kommission einen Reformvorschlag zur Verordnung aus 2004 (EG 261) unterbreitet. Der seinerzeitige Prozess blieb allerdings seit der Veröffentlichung eines Berichts des Europäischen Parlaments 2014 stockend. Doch nun sind neue Gespräche im Gange. Der aktuelle Entwurf zielt darauf ab, die Entschädigungen an die Länge und Strecke der Flugreise anzupassen. Dies könnte zur Folge haben, dass bei einer Novellierung der Verordnung viele Passagiere künftig leer ausgehen, wie Flugdaten-Analysten prognostizieren.
Verbraucherschützer befürchten, dass die bisherige Entschädigungspflicht – ein Anreiz für Airlines, pünktlich zu operieren – schwinden könnte. Tomasz Pawliszyn von AirHelp warnt, dass ohne diesen Anreiz Verspätungen europaweit zunehmen könnten. Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland sieht in der Reform einen Rückschritt, der Fluggesellschaften gar dazu verleiten könnte, Verspätungen als strategisches Mittel zu nutzen, um Entschädigungen zu umgehen.
Die deutsche Justizministerin Stefanie Hubig spricht sich ebenfalls gegen die Reformpläne aus. Sie betont die Störungen und Unannehmlichkeiten, die Flugverspätungen nach sich ziehen, und fordert, dass Fluggäste weiterhin Rechte auf Entschädigung ab drei Stunden Verspätung haben sollten. Auch wenn die geplante Reform digitale und vereinfachte Prozesse ermöglichen könnte, so Wojtal, würden die wesentlichen Vorschläge dennoch zu Lasten der Fluggäste ausfallen.
Währenddessen unterstützen Airlines die Lobbyarbeit für die Reform, um wirtschaftlichen Druck zu mildern, wie Wojtal anführt. Die Organisation Airlines for Europe (A4E) unterstützt die vorgeschlagenen verlängerten Fristen, da sie den Fluggesellschaften mehr Zeit zur Lösung von Problemen einräumen würden.
Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, und das Vorhaben muss sowohl von den EU-Verkehrsministern als auch vom Europäischen Parlament abgesegnet werden. Die nächsten Wochen dürften entscheidend werden, ob und in welcher Form die Reform tatsächlich umgesetzt wird.