Deutschlands Lebenserwartung fällt hinter Westeuropa zurück: Neue Studienergebnisse offenbaren wachsende Sterblichkeitslücke
Eine jüngst veröffentlichte Untersuchung erweckt Sorge um das Absinken Deutschlands in der westeuropäischen Lebenserwartungs-Rangliste. Aus den fundierten Analysen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung sowie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung geht hervor, dass Deutschland im Vergleich zu seinen westlichen Nachbarn hinsichtlich der erwarteten Lebensspanne zunehmend ins Hintertreffen gerät. Zu Beginn des neuen Jahrtausends verzeichnete die Bundesrepublik einen Rückstand von etwa 0,7 Jahren gegenüber dem westeuropäischen Mittel. Über zwei Dekaden später hat sich dieser Unterschied auf 1,7 Jahre ausgedehnt. 'Diese Verschiebung markiert einen bemerkenswerten Wechsel hinsichtlich der Sterblichkeitstrends', fasst Hauptautor Pavel Grigoriev die bedenklichen Entwicklungen zusammen. Interessanterweise konnte Ostdeutschland in der Zeit nach der Wiedervereinigung seinen Rückstand im Vergleich zu Westdeutschland und anderen westeuropäischen Staaten zunächst beträchtlich schmälern, wobei finanzielle Aufwendungen in das Gesundheitssystem als ein entscheidender Faktor gesehen werden. Die Entwicklungen seit der Jahrtausendwende zeigen jedoch für beide Regionen Deutschlands einen gemeinsamen Trend des Verlustes gegenüber seinen europäischen Nachbarn. Die Studie differenziert zudem zwischen unterschiedlichen Altersgruppen, die zur wachsenden Sterblichkeitslücke beitragen. Besonders Frauen ab 75 Jahren zeigen in Deutschland eine im europäischen Vergleich höhere Mortalität. Bei den Männern sind es die 55- bis 74-Jährigen, die verstärkt zu der Diskrepanz beitragen. Als eine Haupttodesursache stellt sich dabei die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen heraus. Sebastian Klüsener, der Forschungsdirektor des BiB, sieht vordringlich Handlungsbedarf im Bereich der Prävention solcher Erkrankungen sowie in der Sensibilisierung für eine gesunde Lebensweise, inklusive Tabak- und Alkoholkonsum. Damit könnte Deutschland besser für die demografische Alterung gerüstet sein. In der eingehenden Analyse wurden Daten aus 15 Staaten Westeuropas, darunter Länder wie die Schweiz, Österreich, Dänemark, Großbritannien und Finnland, miteinbezogen. (eulerpool-AFX)