Deutschland im Kreuzfeuer: WHO kritisiert laxe Tabakpolitik
Der jüngst veröffentlichte Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wirft ein kritisches Licht auf die deutsche Tabakpolitik. Trotz eines fortschrittlichen Gesundheitssystems sieht die WHO erheblichen Nachholbedarf bei der Regulierung und Besteuerung von Tabakprodukten.
Inmitten von 1,3 Milliarden Tabaknutzern weltweit und geschätzten acht Millionen tabakbedingten Todesfällen pro Jahr, hebt der Bericht die unzureichende Tabaksteuer in Deutschland hervor. Derzeit liegt diese im Durchschnitt bei 61,4 Prozent - ein Wert, der deutlich unter der WHO-Empfehlung von 75 Prozent liegt.
Weitere Kritikpunkte betreffen die Unterstützung für Personen, die ihre Nikotinabhängigkeit überwinden möchten, sowie vergleichsweise milde Werbe- und Rauchverbote. Ein gravierender Mangel an rauchfreien öffentlichen Räumen wird ebenfalls bemängelt, da Passivrauchen für den Tod von 1,3 Millionen Menschen weltweit verantwortlich ist.
Während Deutschland in Bereichen wie der Erhebung von Nutzerdaten und der Aufklärung über gesundheitliche Risiken gut abschneidet, verweist die WHO auf Brasilien, Mauritius, die Niederlande und die Türkei als positive Beispiele für die vollständige Umsetzung ihrer Richtlinien. Dort sind die Raucherquoten teilweise deutlich geringer.
Besonders umstritten sind elektronische Zigaretten, die nicht nur Nikotin enthalten, sondern auch durch ihre aromatisierten Varianten junge Menschen anziehen. Die WHO fordert ein striktes Verbot dieser Produkte in Ländern weltweit, um die Suchtentwicklung im Keim zu ersticken.
Bisher haben 42 Länder mit einer Gesamtbevölkerung von 2,7 Milliarden Menschen solche Verbote umgesetzt. Die WHO kritisiert die Tabakindustrie heftig dafür, dass sie mit verlockenden Aromen auf junge Kunden abzielt, um diese langfristig an sich zu binden und zu süchtigen Konsumenten zu machen.