Chinas Strafaktion gegen Polen: Stellantis zieht Auto-Produktion ab
China zeigt Härte: Nachdem Polen im Oktober für EU-Strafzölle auf chinesische Elektroautos gestimmt hat, reagiert Peking prompt – und verlagert die Produktion eines neuen Elektro-SUV-Modells aus einem Werk in Polen. Die „Bestrafung“ erfolgt durch den Stellantis-Partner Leapmotor und trifft Polen direkt.
Profiteure dieser politischen Entscheidung könnten andere Standorte in der EU sein, darunter Deutschland und die Slowakei. Beide Länder stimmten gegen die EU-Zölle und könnten nun als alternative Produktionsstandorte in Frage kommen.
Die Entscheidung Pekings könnte auf die ohnehin angespannte Automobilbranche in Europa Auswirkungen haben. Für Polen ist der Entzug des Produktionsauftrags ein herber Verlust, der Arbeitsplätze in Gefahr bringt.
Stellantis hingegen versucht, diese Verschiebung als Chance zu nutzen und prüft Alternativen innerhalb der EU – und Deutschland könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.
Politische Einflussnahme auf den Produktionsstandort
Der geplante Elektro-SUV „B10“, der künftig auch in Europa verkauft werden soll, wäre ursprünglich in einem polnischen Stellantis-Werk produziert worden.
Die Entscheidung, das Projekt nach Deutschland oder in die Slowakei zu verlagern, scheint jedoch weniger auf wirtschaftlichen als auf politischen Überlegungen zu basieren: Die chinesische Führung betrachtet Polens Unterstützung der EU-Zölle als direkten Affront und nutzt ihren Einfluss auf die heimische Autoindustrie, um ihren Unmut kundzutun.
Stellantis selbst hält sich offiziell zurück. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte lediglich, dass „Spekulationen“ und Berichte zu potenziellen Produktionsverlagerungen nicht kommentiert würden.
Doch der Verweis auf „alternative Standorte“ innerhalb der EU spricht eine eigene Sprache.
Deutschland und die Slowakei im Wettlauf um den Auftrag
Die mögliche Produktionsverlagerung ist nicht nur ein Verlust für Polen, sondern auch eine willkommene Chance für die Stellantis-Standorte in Deutschland und der Slowakei.
Die Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach bieten sich für die Fertigung an, zumal Stellantis bereits in Eisenach in die Produktion von Elektroautos investiert hat. Die Slowakei hingegen könnte ebenfalls gute Karten haben, zumal Premierminister Robert Fico jüngst seinen guten Draht zu Peking betonte.
Ein Werk in Trnava nahe der österreichischen Grenze wurde erst kürzlich für die Elektroauto-Produktion modernisiert und stellt eine attraktive Alternative dar.
Der Wettbewerb um den Standort, der neue Arbeitsplätze und Investitionen sichern würde, spitzt sich zu – und die Entscheidung dürfte aus Peking genau beobachtet werden.
Stellantis und die Frage nach den EU-Zöllen
Interessant ist auch die Position des Stellantis-Konzerns zu den EU-Strafzöllen, die ursprünglich auch von CEO Carlos Tavares unterstützt wurden. Doch kurz vor der Abstimmung sprach er sich öffentlich gegen die Maßnahmen aus.
Der Strategiewechsel fiel auffällig mit der Allianz des Konzerns mit dem chinesischen Hersteller Leapmotor zusammen, der wiederum als direkter Profiteur der Entscheidung gilt. Nun, da die EU-Zölle Realität sind, scheint Stellantis das Wohlwollen Pekings nicht riskieren zu wollen.
Die Rolle der Zölle bleibt daher ein zweischneidiges Schwert für Stellantis. Auf Druck Pekings muss sich der Konzern strategisch anpassen, will aber gleichzeitig weiter als global agierender Autohersteller in Europa bleiben.
Diese Gratwanderung könnte zur Belastungsprobe für die internationalen Beziehungen des Konzerns werden.
Chinas Einfluss: Ein Weckruf für die europäische Automobilbranche?
Dass ein Staat derart direkt in die Geschäftsentscheidungen eines Unternehmens eingreift, ist ein seltenes Signal – und ein Weckruf für Europa. Die Entscheidung, den Produktionsauftrag als Antwort auf Polens Stimmverhalten neu zu verteilen, zeigt, wie eng Politik und Wirtschaft in China verzahnt sind.
Deutsche und europäische Autobauer, die stark vom chinesischen Markt abhängen, könnten sich fragen müssen, wie lange sie sich in diesem Spannungsfeld neutral bewegen können.
Für Stellantis könnte die Umsiedlung der Produktion letztlich auch eine strategische Neuorientierung bedeuten. Der Konzern, der bislang weniger intensiv in China involviert war als VW oder BMW, könnte gezwungen sein, die politischen Realitäten des Landes künftig stärker in seine Entscheidungen einfließen zu lassen.