Blutbad in deutschem Afghanistan-Camp: Vier Tote

Berlin/Kabul (dpa) - Beim schlimmsten Angriff auf die Bundeswehr in Afghanistan seit fast einem Jahr hat ein afghanischer Soldat ein Blutbad angerichtet: Drei deutsche Soldaten sind tot, zwei weitere schwebten am Freitagabend noch in Lebensgefahr.

Der Angreifer, der eigentlich zum Schutz des Bundeswehr-Außenpostens «OP North» eingesetzt war, wurde erschossen. Die Bundesregierung sprach von einem «hinterhältigen Terrorakt». An ihrer Zusammenarbeit mit der afghanischen Armee will sie aber festhalten.

Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr berichtete am Freitagabend in Potsdam, dass ein dritter Soldat seinen Verletzungen erlegen sei. Der Hauptgefreite hätte in knapp zwei Wochen seinen 22. Geburtstag gefeiert. Die anderen Toten sind ein 22-jähriger Stabsgefreiter und einen 30 Jahre alter Hauptfeldwebel aus Bayern.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte zuvor bestätigt, dass vier weitere deutsche Soldaten bei dem Angriff leicht verletzt wurden. Nach Angaben des Ministeriums war der afghanische Soldat am Freitag zur Außensicherung des deutschen Camps im Einsatz. Auf dem Weg zurück in den Stützpunkt schoss er plötzlich wild um sich. Das Motiv seiner Tat blieb zunächst unklar.

Bei einem weiteren Anschlag nahe Kundus wurden am Freitagabend vier deutsche Soldaten verletzt. Von ihnen sei aber niemand in Lebensgefahr, sagte der Sprecher. Eine deutsche Patrouille sei gegen 17.40 Uhr deutscher Zeit (21.10 Uhr Ortszeit) etwa acht Kilometer nord-westlich des Stützpunkts Kundus mit Handfeuerwaffen und Panzerabwehrhandwaffen beschossen worden. Die Verletzten seien jetzt in sanitätsdienstlicher Behandlung.

Der «Observation Point North» («OP North, Beobachtungspunkt Nord») in der Unruheprovinz Baghlan gehört zu den gefährlichsten Stützpunkten der Bundeswehr in Afghanistan. Derzeit sind dort etwa 500 deutsche Soldaten stationiert. Erst in der Nacht zum Donnerstag hatte Guttenberg selbst in dem Camp übernachtet. Der Minister versicherte, dass die Bundeswehr an der Zusammenarbeit mit der afghanischen Armee festhalten wolle. Die Truppe gilt unter den deutschen Soldaten nicht als besonders zuverlässig.

Guttenberg warnte davor, das sogenannte Partnering mit der afghanischen Armee jetzt in Frage zu stellen. Wer dies tue, spiele dem Gegner in die Hände. «Allerdings birgt dieses Miteinander auch Risiken», sagte der Verteidigungsminister. Als Folge aus dem Anschlag wurde eine andere Einheit der afghanischen Streitkräfte mit der Außensicherung des Camps betraut. Zur Identität des Täters gab es zunächst keine Informationen.

Damit kamen seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes 2001 bereits 48 deutsche Soldaten ums Leben. 30 davon starben im Gefecht oder bei Anschlägen. Die Bundeswehr ist im Rahmen des internationalen Einsatzes für den Norden des Landes zuständig. Ende dieses Jahres soll mit ihrem Abzug begonnen werden.

Guttenberg, der wegen der «Plagiats-Affäre» massiv unter Druck steht, äußerte sich erst am Abend ausführlicher zum bislang schlimmsten Anschlag in diesem Jahr. Am Vormittag hatte er nur gesagt: «Ich trage die Verantwortung für die Soldaten im Einsatz, wie ein Ereignis am heutigen Tag einmal mehr auf bittere Weise zeigt.» Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte: «Der Anschlag hat nicht nur der Bundeswehr gegolten: Es war ein Angriff auf all jene, die sich für ein friedliches Afghanistan einsetzen.»

Verteidigung / Bundeswehr / Afghanistan
18.02.2011 · 23:00 Uhr
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