Banker-Boni: Was steckt hinter der Debatte?
Gibt es denn nun ein Limit, wie viel ein Bankmanager verdienen darf?
Nein. Es wird vorerst keine Obergrenze von Bonuszahlungen geben. Stattdessen soll ein System ausgearbeitet werden, bei dem Boni zurückgefordert werden können, wenn die Bank schlechte Geschäfte macht. So könnte verhindert werden, dass Manager zu riskante Entscheidungen treffen und sich nur am kurzfristigen Erfolg orientieren. Auch soll es keine garantierten Boni mehr geben. Zudem sollen die oft undurchsichtigen Gehaltsstrukturen der Banken transparenter werden.
Sind die Vorschläge verbindlich oder handelt es sich nur um «heiße Luft»?
Die Beschlüsse von London sind keine Regeln. Ein internationales Expertengremium, das sogenannte Financial Stability Board, muss dafür erst Vorschläge ausarbeiten. Einige davon könnten die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder Ende September im amerikanischen Pittsburgh festschreiben. Auf internationaler Ebene können die Staaten nur Richtlinien festlegen, die dann auf nationaler Ebene durchgesetzt und von den jeweiligen Aufsichtsbehörden kontrolliert werden müssen. In vielen Ländern wird kritisiert, dass die Vorschläge zu schwammig sind. Viele halten die Bonusdebatte zudem für eine Scheindebatte oder für eine «Hexenjagd», die Politiker benutzen, um sich beim Volk beliebt zu machen. Es wird befürchtet, dass andere Probleme, beispielsweise die laxe Aufsicht bei riskanten Deals, dadurch unter den Tisch fallen würden.
Warum ist es so schwer, eine Lösung zu finden?
Es gibt viele verschiedene Länder, die bei einem Entschluss mitziehen müssen. Deshalb kommen bei Gipfeltreffen meistens nur Kompromisse heraus. Alle sind sich einig, dass Bonus-Exzesse der Vergangenheit angehören müssen. Doch wie das zu schaffen ist - dazu hat fast jeder einen anderen Lösungsvorschlag. Schwierigkeiten gibt es vor allem, wenn es um die Umsetzung der technischen Details geht. Bei der Bonusdebatte hat sich ein Graben zwischen dem angloamerikanischen Ansatz, also dem in den USA und Großbritannien, und dem kontinentaleuropäischen in Frankreich und Deutschland aufgetan.
Was für Positionen haben die einzelnen Länder?
In Frankreich und Deutschland wollen Politiker striktere Maßnahmen, darunter auch eine Höchstgrenze für Boni. Doch das war mit den Briten und Amerikanern nicht zu machen. Denn die beiden Länder haben eine viel stärkere und mächtigere Finanzbranche als beispielsweise Deutschland. Großbritannien fürchtet um seinen Finanzplatz in London, und in den USA ist die Lobby der Wall Street besonders stark.
Können Banker die Regeln nicht sowieso umgehen?
Doch. Spitzenverdiener können bisher etwa in ein anderes Land abwandern, wo die Regeln weniger strikt sind. Deshalb wollen die G20- Staaten einen gemeinsamen Ansatz entwickeln. Die Briten wollten beispielsweise auch keine generelle Höchstgrenze für Boni, da Manager dann ihr festes Gehalt erhöhen könnten - und am Ende genau so viel verdienen.