Arztfehlern folgte in 1695 Fällen Schadenersatz

Berlin (dpa) - Falsch behandelter Krebs, nicht entdeckte Knochenbrüche, unzureichende Diagnosen: Trotz aller Bemühungen um mehr Sicherheit in der Medizin haben Gutachter im vergangenen Jahr wieder bei 2090 Patienten ärztliche Behandlungsfehler festgestellt. Im Jahr davor waren es 2095.

In 1695 (1717) Fällen folgten teils dauerhafte Schäden und Anspruch auf Schadenersatz, berichtete die Bundesärztekammer am Donnerstag in Berlin. Die Zahl der Patientenbeschwerden bei den Gutachterstellen der Kammern stieg 2008 gegenüber dem Vorjahr von 10 432 auf 10 967 an, also um etwa fünf Prozent. Nach Schätzungen gehen jährlich insgesamt gut 40 000 Patienten gegen Ärzte wegen Verdachts auf fehlerhafte Behandlung vor. Gut zwei Drittel der Fehler passierten in Krankenhäusern. Die meisten Fehldiagnosen gab es bei der Behandlung von Hüft- und Kniegelenkarthrose, Knochenbrüchen und Brustkrebs.

Die Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert, betonte Andreas Crusius, Vorsitzender der Konferenz der ärztlichen Gutachterkommissionen. Die Ärzteschaft habe «keine Angst, damit an die Öffentlichkeit zu gehen». Eine Schätzung über die Dunkelziffer bei Behandlungsfehlern lehnte er ab.

Ärztekammer, Gesundheitsministerium und das Aktionsbündnis Patientensicherheit haben in der Vergangenheit an die Mediziner appelliert, sich zu Fehlern zu bekennen. Das Bündnis schätzt, dass es allein in Kliniken bis zu 560 000 meist leichte Fehler bei Behandlung und Pflege in Deutschland pro Jahr gibt - bei 17 Millionen Behandlungsfällen.

Die Ärztekammer sieht in der veröffentlichten Statistik einen «ersten Schritt zur Fehlervermeidung». «Jeder Fehler ist natürlich einer zu viel», sagte Crusius. Wenn man wie die Krankenhausärzte viel arbeite, komme es aber bedauerlicherweise auch zu Fehlern. Die Ergebnisse sollen nach den Worten von Crusius der Fortbildung und Qualitätssicherung dienen. Im ambulanten Bereich wird die Zahl der jährlichen Arzt-Patientenkontakte auf 440 Millionen beziffert.

Die Schlichtungsverfahren, die für die Beschwerdeführer kostenlos sind, dauern im Schnitt etwas mehr als 13 Monate und sollen lange Gerichtsstreitigkeiten vermeiden. Crusius sagte, in etwa 90 Prozent werde die Entscheidung der Schiedskommissionen von beiden Seiten akzeptiert. In den dann noch streitigen Fällen würden die Gutachten meistens von den Gerichten bestätigt.

Die meisten Vorwürfe (3416) gab es nach Operationen, aber auch wegen tatsächlich oder vermeintlich falscher Diagnosen einschließlich Fehlern bei «bildgebenden Verfahren» (2128). Wegen postoperativer Komplikationen durch Infektionen fühlten sich 376 Patienten falsch behandelt.

Mit mehr Notfallübungen an «Patienten-Puppen» lässt sich die Zahl lebensbedrohlicher Arztfehler nach Ansicht des Mediziners Marcus Rall deutlich senken. «Oft handelt es sich um banale und vermeidbare Fehler mit dramatischen Folgen für die Patienten», sagte der Leiter des Tübinger Patientensicherheits- und Simulationszentrums (TüPASS) der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wie Piloten den Extremfall eines Triebwerkausfalls vorher üben, müssen auch Ärzte seltene Fälle an Simulatoren trainieren, damit die Übung nicht erst am Patienten stattfindet», forderte Rall.

www.medizin.uni-tuebingen.de/psz/

Gesundheit / Ärzte
11.06.2009 · 15:28 Uhr
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