Andre Witzel von Trading.de über den Forex-Markt

Gerade einmal eine Generation ist es her, da war der Devisenmarkt noch den Global Playern vorbehalten. Es waren die vom damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering als „Heuschrecken“ gescholtenen Hedgefonds, die zusammen mit Zentralbanken, Großunternehmen und Regierungen den Handel um Währungspaare unter sich ausmachten.
Inzwischen hat sich der Forex-Markt für Privatanleger geöffnet. Die Digitalisierung trug sicherlich dazu bei, aber auch die Ideen des Neoliberalismus, die in den 1980er Jahren mit Margret Thatcher und Ronald Reagan ihre energischsten Verfechter hatten, waren mit Blick auf die Öffnung der Börse für das Volk wichtige Wegbereiter.
Wir haben mit Andre Witzel einen Interviewpartner gewonnen, der als ausgewiesener Experte in Bezug auf das moderne Börsengeschehen gilt. Der Influencer leitet zusammen mit seinem Partner Jian Tia Rong die renommierte Börsenschule Trading.de. Dort bietet er Kurse und Seminare für Anleger an und stellt Interessierten ein reichhaltiges Lernmaterial zur Verfügung. Seine Website deckt sämtliche Themen beim Trading ab. Sie beschäftigt sich auch mit dem Devisenhandel auf https://trading.de/forex/.
klamm.de: Guten Tag, Herr Witzel, ich freue mich, dass Sie uns und unseren Lesern Rede und Antwort stehen.
Andre Witzel: Auch ich freue mich, heute hier zu sein.
klamm.de: Ganz platt gefragt: Warum sollten sich Trader für den Devisenhandel interessieren?
Andre Witzel: Der Forex-Markt ist der größte Börsenmarkt der Welt. Hier werden jeden Tag rund fünf Billionen US-Dollar bewegt. Für Trader bieten diese Volumina ein hohes Maß an Sicherheit, denn durch die enorme Liquidität haben einzelne Marktakteure kaum eine Chance, mit größeren Transaktionen das Handelsgeschehen zu beeinflussen. Der Markt bleibt stabil und für Anleger berechenbar.
klamm.de: Gibt es weitere Gründe, die für die Anlageklasse sprechen?
Andre Witzel: Trader können mit Hebel handeln und damit hohe Gewinne generieren. Gleichzeitig verfügen sie über gute Möglichkeiten, das Risiko zu begrenzen. So können sie das Verlustrisiko mit Stopp-Loss-Orders reduzieren und ihre Positionen diversifizieren. Denn Währungen gibt es reichlich und Kombinationen mit Währungspaaren noch viel mehr. Der Forex-Markt ist offen für eine Vielzahl von Trading-Strategien und erlaubt es, Schwerpunkte beim Anlagehorizont und in Bezug auf die Fundamental- oder Chartanalyse zu setzen. Die im Vergleich zu anderen Anlageklassen geringen Gebühren sprechen ebenfalls viele Trader an.
klamm.de: Welche Währungspaare würdest du mir empfehlen?
Andre Witzel: Das hängt von den persönlichen Präferenzen ab. Im Forex-Handel unterscheiden wir zwischen Major-Währungen und exotischen Währungen, wobei Major-Währungen die fünf führenden Leitwährungen weltweit sind, deren Kursentwicklung die Weltwirtschaft nachhaltig beeinflusst. Das sind der US-Dollar, japanische Yen, Euro, Schweizer Franken und das Britische Pfund. Währungspaare mit US-Dollar und einer anderen Major-Währung sind die Spitze dieses Eisbergs. Grundsätzlich ist es sicherer, auf die Kursentwicklung von Major-Währungen zu spekulieren als von exotischen Währungen. Dafür bieten diese durch ihre höhere Volatilität die Chancen auf üppige Renditen.
klamm.de: Welche Faktoren sind entscheidend, damit ich mich für ausgerechnet für dieses Währungspaar entscheide und nicht für ein anderes?
Andre Witzel: Die Währungskurse werden von vielen Faktoren beeinflusst. Die Grenzen zwischen Politik und Makroökonomie sind fließend. Von enormer Bedeutung sind Faktoren wie die Wirtschaftsstärke des Landes, Inflation, Marktstimmung, Entwicklung des Leitzinses durch die zuständige Zentralbank, Handelsbilanz und politische Stabilität. Hier heißt es, aufmerksam den Markt zu sondieren und dann in Währungspaare zu investieren, wenn der Zeitpunkt günstig ist.
klamm.de: Was hat es mit Rohstoffwährungen auf sich?
Andre Witzel: Rohstoffwährungen sind etwas Besonderes, da ihre Kursentwicklung maßgeblich von den Rohstoffpreisen abhängig i. Gemeinsam haben Staaten mit Rohstoffwährungen, dass der Handel mit Rohstoffen eine dominante Bedeutung in ihrer Handelsbilanz hat. Makroökonomen sprechen hier gern von „Rentierstaaten“, indem sie die fehlenden Möglichkeiten zur Entwicklung eines gesunden Bürgertums und die Neigung zu Korruption und Patronage problematisieren. Rohstoffwährungen finden sich vor allem in Arabien, aber auch Russland, Südafrika, Kanada, Australien, Brasilien und Norwegen sind wichtige Rohstoffwährungen.

