Analyse: IAA zwischen Krise und Zukunftsmodellen

Frankfurt/Main (dpa) - Natürlich gibt es sie noch, die politisch unkorrekten Edelkarossen. Ob Ferrari 458 Italia, der Porsche Panamera oder der Maserati Gran Turismo - diese Design-Träume mit hohen PS-Zahlen werden die Zuschauer auf der Internationalen Automobilausstellung in ihren Bann ziehen.

Die Karossen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Autoindustrie in der wohl größten Krise ihrer Geschichte befindet.

Seit Jahren bauen die Hersteller zu große und zu viele Autos - und dann kam auch noch die Wirtschaftskrise. Nach dem Auslaufen der Abwrackprämie droht ein großes Absatzloch. So beschwört die Branche vor Messebeginn das Bild einer «grünen IAA». Sprit-Fresser und Öko- Autos geben sich in diesem Jahr ein munteres Stell-Dich-Ein. Die Messe soll vor allem eines: Luxus und Umwelt zusammenführen.

Irgendwie dürfte das den Besuchern bekannt vorkommen. Bereits bei der vergangenen IAA vor zwei Jahren gab sich die Autoindustrie grün. Lange hatte die Industrie das Thema Umweltschutz verschlafen. Dreiwegekatalysator und Dieselpartikelfilter wurden erst zögerlich und nach der ausländischen Konkurrenz eingeführt. Die Autos wurden immer schwerer und immer durstiger. Die Trendwende setzte spät ein - und wurde prompt von Finanzkrise und Rezession überschattet.

Der Präsident des Autoverbandes VDA, Matthias Wissmann, wird nicht müde, die Erfolge der Autoindustrie beim Umweltschutz zu rühmen. «Es gibt heute bereits 100 Modelle, die es auf einen Verbrauch von weniger als fünf Litern pro 100 Kilometer bringen», sagt Wissmann. Umgerechnet seien das weniger als 130 Gramm des klimaschädlichen Kohlendioxids pro gefahrenen Kilometer.

Allerdings reicht das noch lange nicht. Die EU hat das Ziel ausgegeben, dass von 2015 an der CO2-Ausstoß im Flottendurchschnitt die Marke von 120 Gramm pro 100 Kilometer nicht überschreiten soll. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Schnitt aller Autos auf deutschen Straßen noch bei 165 Gramm CO2.

So werden die Hersteller in diesem Jahr grüne Modelle in die erste Reihe rollen. Elektrofahrzeuge und Ein-Liter-Autos sind dabei - häufig aber nur als Studien. Zwar gibt es in zahlreichen Fahrzeugen bereits heute Start-Stopp-Generatoren oder Bremsenergierückgewinnung. Doch viele Autos sind die Autos von übermorgen, die erst in einigen Jahren in die Autohäuser kommen werden. Dem widerspricht der Autoverband. «Die IAA zeigt Zukunft, aber auch das, was heute und morgen gekauft werden soll», betont Wissmann.    

Das sehen Umweltschützer ganz anders. «Die Hersteller können oder wollen nicht aus ihrer Haut», bemängelt der Bundesgeschäftsführer des Umweltverbandes NABU, Leif Miller. «Wirtschaftskrise hin, Klimakrise her - sie werfen munter noch schnellere, stärkere und klimaschädliche Modelle auf den Markt.» Der Verband fordert von der Politik mehr Vorschriften für die Autoindustrie.

Insbesondere der Hype um das Elektroauto, auf das viele Autobauer jetzt setzen, verärgert Kritiker der Branche. «Elektroautos dienen den Herstellern als Öko-Mäntelchen», findet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Wolle man die Emissionen von Neuwagen bis 2020 halbieren, so könnten Elektroautos zu diesem Ziel nur zwei Prozent beitragen. Viel wichtiger sei es, klassische Antriebe sparsamer zu machen. Denn Elektroautos sind noch Zukunftsmusik - erst nach 2020 dürften sie alltagstauglich und wettbewerbsfähig sein.

Wer auf dem umkämpften Automarkt mit seinen Überkapazitäten zu den Gewinnern zählen will, der muss neue Antriebe entwickeln. Um die Milliarden-Investitionen zu stemmen, sind die Hersteller zu Kooperationen gezwungen. «Die Neuordnung der Branche hat gerade erst begonnen», sagt Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft. Da müssten Werke dichtgemacht werden und Stellen verschwinden. Im zweiten Halbjahr erwartet der VDA weitere Stellenstreichungen. Seit Januar sind hierzulande bereits 20 000 Arbeitsplätze in der Branche mit derzeit 721 000 Mitarbeitern verschwunden.

Trotz alledem bleibt die IAA die wichtigste Automesse der Welt - auch wenn in diesem Jahr mit 750 000 Besuchern deutlich weniger als vor zwei Jahren kommen werden und die Zahl der Aussteller auf 781 geschrumpft ist (minus 28 Prozent). Und es gibt ja positive Zeichen: Die deutsche Autoindustrie ist immer noch wettbewerbsfähiger als viele Konkurrenten. Vier von fünf Autos verkaufen die heimischen Hersteller ins Ausland. Springt der Export an, könnte er deutsche Firmen aus der Krise ziehen, hofft der VDA.

Auto / Messen / IAA
15.09.2009 · 10:45 Uhr
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