Analyse: Droht die Spaltung des Landes?

Tripolis/Kairo (dpa) - Der von Aufständischen bedrängte Gaddafi-Clan schießt aus allen Rohren und versucht, zusätzliche Söldnertruppen zu rekrutieren.

Eine kleine Gruppe, die Oberst Muammar al-Gaddafi noch die Treue hält, glaubt immer noch, dass es den Überresten des Regimes gelingen wird, verlorenes Territorium mit Gewalt und Propaganda zurückzuerobern. Doch obwohl es den Gaddafis nicht an Waffen oder Geld mangelt, schrumpft die Zahl diejenigen, die an ein Überleben des Regimes glauben, mit jedem Tag.

Hinter den Kulissen wird schon darüber diskutiert, wie Libyen nach dem Sturz des Gewaltherrschers aussehen könnte. Die Szenarien reichen von einer Spaltung des Landes in einen Ost- und einen West-Teil über eine reformierte Republik bis hin zu einer anarchischen Situation, wie sie seit Jahren in Somalia herrscht.

«Viele Menschen hier fragen sich jetzt, ob unser Land auseinanderbrechen wird, mit einer Regierung hier in Tripolis und einer zweiten in Bengasi», sagt ein Libyer, der aus Bengasi stammt, aber in der Hauptstadt lebt. Freunde von ihm, die in den vergangenen Tagen versucht hatten, von Tripolis zu ihren Verwandten im Osten zu gelangen, waren an Straßensperren aufgehalten und zurückgeschickt worden, sagt er.

«Leider ist auch nicht auszuschließen, dass es in Libyen so kommen wird wie in Somalia, mit Clans, die einzelne Gebiete kontrollieren, denn bisher gibt es unter den großen Stämmen des Landes noch keine Einigung auf eine mögliche neue Führungsfigur», sagt ein westlicher Beobachter, der länger in Tripolis gelebt hat.

Die Rolle der lslamisten, die vor allem im Osten des Landes und im Exil Anhänger haben, sei bislang noch schwer einzuschätzen, sagt er. Dass die meisten Aufständischen bei ihren Protesten «Allahu akbar» (Gott ist groß) rufen, ist nach Einschätzung von Kennern des Landes noch kein Indiz dafür, dass es sich bei dem Aufstand um eine Revolte von Islamisten handelt.

Nach Informationen der arabischen Zeitung «Al-Sharq Al-Awsat» versuchen derweil mehrere libysche Funktionäre, die sich in den vergangenen Tagen von Gaddafi losgesagt hatten, das Blutvergießen zu beenden. Ein Informant der Zeitung erklärt, diese Persönlichkeiten hätten zuerst versucht, mit den Gaddafi-Söhnen Chamies und Seif al-Islam al-Gaddafi zu sprechen. Doch der Dialog mit den beiden Nachfahren des starrsinnigen Oberst sei erfolglos geblieben. Zu den um Vermittlung bemühten Kräften soll der ehemalige Botschafter Libyens bei der Arabischen Liga in Kairo, Abdulmoneim al-Honi gehören. Auch zu Abdulsalam Dschallud, einem ehemaligen Regierungschef und Weggefährten Gaddafis aus Jugendtagen, soll es Kontakte gegeben haben.

Den wohl eindringlichsten Appell an Gaddafi hat bisher der immer noch treu zu ihm stehende libysche Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Abdurrahman Schalgam, veröffentlicht. Im arabischen TV-Sender Al-Dschasira sagte Schalgam am Mittwochabend:

«Die Lage in unserem Land ist sehr gefährlich und ich appelliere an Muammar al-Gaddafi, er kennt mich gut, ich bin niemand, der Machtambitionen hat oder Angst, oder der von Bord geht, wenn das Schiff sinkt. Ich habe 40 Jahre mit ihm zusammengearbeitet und ich bin alt. Wir haben die Revolution begonnen mit Freiheit, Sozialismus und Einheit. Jetzt bin ich traurig. Denn ich sehe, wie Libyen auseinanderfällt und ich sehe Blut fließen. Mein Bruder Führer, Libyen ist wichtiger als wir alle. Ich werde mich nicht gegen dich stellen. Du musst Entscheidungen treffen, um das Blutvergießen zu beenden.»

Unruhen / Libyen
24.02.2011 · 23:04 Uhr
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