Allianz-Aktie zieht letztendlich an: Zuversichtlicher nach starkem zweiten Quartal - neuer Aktienrückkauf beschlossen

Europas größter Versicherer profitierte von einem geringeren Schadensaufkommen, einer hohen Nachfrage in der Leben- und Krankenversicherung sowie einer starken Kapitalanlage. Mit Blick auf das Gesamtjahr wird die im DAX notierte Allianz SE nun zuversichtlicher.

Der Konzern geht nun davon aus, das obere Ende der Prognosespanne zu erreichen. Der Mittelpunkt der Bandbreite liegt bei 12 Milliarden Euro, mit möglichen Abweichungen um 1 Milliarde Euro nach oben oder unten. Im Vorjahr hatte die Allianz einen Gewinn von 11,9 Milliarden Euro erzielt.

Im zweiten Quartal stieg der operative Gewinn um knapp 30 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Analysten hatten in einem vom Konzern selbst zusammengestellten Konsens mit 3,1 Milliarden gerechnet. Insbesondere die Segmente Leben- und Krankenversicherung sowie Asset Management legten deutlich zu.

Nach Steuern und Anteilen Dritter verdiente die Allianz 2,2 Milliarden Euro, über 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis je Aktie betrug 5,25 Euro.

Allianz beschließt neuen Aktienrückkauf für bis zu 750 Millionen Euro

Die Allianz SE hat am Donnerstag ein neues Rückkaufprogramm für eigene Aktien beschlossen. Das Volumen dieses neuen Programms beträgt bis zu 750 Millionen Euro, wie der Versicherungskonzern mitteilte. Das Programm soll im August 2021 starten und spätestens bis 31. Dezember 2021 abgeschlossen sein. Der DAX-Konzern will die gekauften Aktien einziehen.

Allianz-Chef: Auswirkungen aus US-Klagen noch nicht einzuschätzen

Die Allianz kann zu den Auswirkungen der Klagen im Zusammenhang mit Verlusten bei US-Fonds noch keine genauen Angaben machen. "Zu diesem Zeitpunkt können wir die Auswirkungen der Angelegenheit nicht zuverlässig bewerten", sagte Vorstandschef Oliver Bäte in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen des zweiten Quartals. "Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, werden wir natürlich eine Rückstellung bilden, die nach unserem besten Wissen und Gewissen zu dem Zeitpunkt dann die künftigen Quartale vor wesentlichen Auswirkungen schützt."

Die Allianz hatte am Sonntagabend per Adhoc gewarnt, Klagen in den USA im Zusammenhang mit von Allianz Global Investors aufgelegten Hedgefonds ("Structured Alpha"), die im Vergangenen Jahr massive Verluste verzeichneten, könnten "erhebliche Auswirkungen" auf künftige Finanzergebnisse der Allianz haben. Zuvor hatte sich nach der US-Börsenaufsicht SEC auch das Justizministerium in Washington in die Ermittlungen eingeschaltet. "Es war eine wirklich schreckliche Woche für uns", sagte Bäte zu dem Thema. Der Aktienkurs der Allianz hat am Montag erheblich nachgegeben und die Verluste bisher nicht wieder aufgeholt.

Er dürfe wegen des laufenden Verfahrens keine Details zu den Klagen nennen, "das hat mir die Rechtsabteilung in Schriftgröße 22 vor die Nase gesetzt", sagte der Vorstandschef. Das Unternehmen arbeite aktiv und kooperativ mit den Behörden zusammen. Er betonte zudem, dass diese Ereignisse "überhaupt nichts" mit Ethos, Leistungsfähigkeit und Kultur der Allianz zu tun hätten. Structured Alpha sein ein kleiner Ausschnitt des Unternehmens und nicht repräsentativ für den Anlageerfolg der Allianz.

Auch werde die Kapitalstärke des Konzerns nicht darunter leiden. Die Angelegenheit beeinträchtige nicht die Fähigkeit, Kapital an die Aktionäre zurückzugeben und gleichzeitig in Wachstum und Innovation zu investieren. "Beides können wir uns leisten, anders als viele Wettbewerber", so der Manager. Er verwies auf den am Vorabend angekündigten Aktienrückkauf und die Untergrenze bei der Dividende.

Sollten sich aus den US-Klagen Belastungen ergeben, werden sie nicht ins operative Ergebnis einfließen. "Jegliche Belastungen würden wir nicht im operativen Gewinn berücksichtigen", sagte Finanzvortand Giulio Terzariol, der die Gewinnprognose für das Gesamtjahr am Morgen angehoben hatte. "Falls wir bis Jahresende etwas buchen müssen, werden Sie die Auswirkungen im Jahresüberschuss sehen, die zugrunde liegende Performance wird nicht angetastet."

Allianz tröstet Anleger mit Zahlen, Ausblick und Rückkäufen

Optimistischere Aussagen zum laufenden Jahr und die Ankündigung von Aktienrückkäufen haben die zuletzt von rechtlichen Problemen in den USA geschockten Allianz-Anleger am Freitag etwas versöhnt. Zudem fielen die jüngsten Quartalszahlen aus Expertensicht erfreulich aus. Die Aktien des Versicherers zogen am Freitag letztendlich um 2,51 Prozent auf 197,72 Euro an und zählten damit zu den besten Werten im DAX. Der deutsche Leitindex legte nur moderat zu.

Die Allianz wird wird nach einem überraschend hohen Gewinnsprung im zweiten Quartal zuversichtlicher für das Gesamtjahr. So dürfte der operative Gewinn nun in der oberen Hälfte der angepeilten Zielspanne liegen. Die immensen Schäden infolge der Hochwasserkatastrophe im Juli tun der Zuversicht von Konzernchef Oliver Bäte keinen Abbruch.

Analysten lobten insbesondere das angekündigte Aktienrückkaufprogramm und die Quartalszahlen. Die Allianz erzielte trotz gestiegener Schäden durch Naturkatastrophen einen überraschend hohen operativen Gewinn und auch der auf die Aktionäre entfallende Quartalsüberschuss übertraf die Erwartungen der Experten. Zudem warfen die Lebens- und Krankenversicherung und das Fondsgeschäft mehr ab als zuvor prognostiziert.

Analystin Claudia Gaspari von der britischen Investmentbank Barclays sprach von insgesamt starken Kennziffern. Die meisten Geschäftsbereiche hätten besser abgeschnitten als erwartet. Kamran Hossain von der kanadischen Bank RBC resümierte, der Versicherer profitiere allgemein von seiner breiten Aufstellung, wenn einer der zahlreichen Motoren ins Stottern komme wie zuletzt das Schaden-/Unfallgeschäft.

Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank verwies darauf, dass die Allianz für bis zu 750 Millionen Euro eigene Aktien von Anlegern zurückzukaufen will. Solche Maßnahmen werden am Markt in der Regel begrüßt, weil sich die Gewinne des Konzerns damit anschließend auf weniger Anteilsscheine verteilen und so der Gewinn je Aktie steigt.

Wenzel schrieb nun, dass das angekündigte Aktienrückkaufprogramm zwar "nur" knapp ein Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung entspreche. Gerade vor dem Hintergrund der am Sonntag bekannt gewordenen Risiken aus Rechtsstreitigkeiten aber handele es sich gleichwohl um ein positives Signal.

Der Vorstand der Allianz fürchtet möglicherweise immense Kosten infolge eines Rechtsstreits in den Vereinigten Staaten. Denn nach der Wertpapieraufsichtsbehörde hat nun auch das Justizministerium eine Untersuchung zu Schadenersatzklagen potenter Investoren gegen die Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) eingeleitet. Die Kläger werfen der AGI coronabedingte Milliardenverluste vor. Wie teuer die Angelegenheit dem Versicherer zu stehen kommt, ist dem Vorstand zufolge noch nicht einzuschätzen.

Die Nachricht vom Sonntag hatte die Allianz-Aktien zu Wochenbeginn auf Talfahrt geschickt, die Papiere waren zeitweise um fast zehn Prozent abgesackt und gingen am Ende 7,7 Prozent tiefer aus dem Handel. An den beiden darauffolgenden Tagen gerieten die Anteilsscheine dann etwas weiter unter Druck und fanden sich schließlich zur Wochenmitte bei 189 Euro und sich damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang Februar dieses Jahres wieder. Am Donnerstag aber gingen die Aktien auf Erholungskurs, der sich zum Wochenschluss nun beschleunigte.

Dennoch zählen die Aktien der Allianz seit Wochenbeginn gerechnet zu den größten Verlierern im Dax. Aktuell steht ein Minus von mehr als fünf Prozent zu Buche. Aus charttechnischer Sicht hat der Kursrutsch am Montag die langfristigen Aussichten für die Allianz-Aktien ein klein wenig eingetrübt, erklärte ein Händler. So bewegen sich die Papiere mittlerweile unter der viel beachteten 200-Tage-Durchschnittslinie. Immerhin sei diese aber noch aufwärts gerichtet.

FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)

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[finanzen.net] · 06.08.2021 · 19:54 Uhr
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