Alarmzeichen aus dem Dax: Vier Krisensymptome bei führenden Konzernen

Die Gewinne der Top börsennotierten Firmen fielen um fast 25 Prozent, Sparmaßnahmen starten, doch es gibt Hoffnungsschimmer.
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Deutsche Unternehmen verzeichnen starke Gewinneinbußen: Im dritten Quartal 2022 sind die Erträge der 40 Dax-Konzerne um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Die insgesamt erzielten Netto-Gewinne von 22,8 Milliarden Euro stehen im engen Zusammenhang mit der aktuellen Wirtschaftslage, die immer stärker auf die Bilanzen der hiesigen Unternehmen durchschlägt. Besonders deutlich zeigt sich dies bei den drei Autobauern BMW, Mercedes-Benz und VW, die zusammen fast die Hälfte des Gesamtgewinns ausmachten.

In den ersten neun Monaten 2022 lag der Gesamt-Ertrag der Dax-Konzerne bei 77,5 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 22 Prozent entspricht. Laut Henrik Ahlers, Deutschlandchef der Unternehmensberatung EY, befinden sich die Unternehmen in einem gefährlichen Mix aus Schwierigkeiten wie einer verlangsamten Konjunktur, hohen Energie- und Materialpreisen, Lieferschwierigkeiten, politischen Krisen und kriegerischen Konflikten. Um gegen diese schwierige Situation anzukämpfen, setzen immer mehr Branchen auf Kostensenkungsmaßnahmen.

Mit der Bilanzpräsentation von Siemens am Donnerstag haben nun alle Dax-Konzerne ihre Ergebnisse für das abgelaufene Quartal vorgelegt. Dabei wird deutlich, dass vier Krisensignale sich durch die Unternehmensbilanzen ziehen und Anlass zur Sorge geben, dass die Talfahrt noch nicht beendet ist.

Sechs Konzerne verzeichneten im dritten Quartal einen Netto-Verlust, mit viereinhalb Milliarden Euro war Bayer besonders stark betroffen. Grund dafür waren Wertminderungen in der Agrarsparte sowie die schwache Nachfrage bei sinkenden Weltmarktpreisen. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Für 2022 erwartet Bayer "schwache Wachstumsaussichten und weiterhin Herausforderungen für die Profitabilität des Unternehmens". Vor allem die schwache Auslandsnachfrage belastet zunehmend die Erträge.

In Nordamerika, dem langjährigen Boommarkt, sanken die Umsätze der Dax-Konzerne im dritten Quartal laut EY-Berechnungen um 6 Prozent, in Asien sogar um 10 Prozent. "China ist längst keine Wachstumslokomotive mehr - auch dort sind die Aussichten derzeit sehr unsicher", stellt EY-Partner Mathieu Meyer fest. Die Umsätze, die in Europa erwirtschaftet wurden, stiegen zwar um 6 Prozent, dies ist jedoch größtenteils auf steigende Absätze der Autokonzerne zurückzuführen. Diese Sonderkonjunktur, die aufgrund starker Einbrüche in den Vorjahren entstanden ist, dürfte im vierten Quartal bereits auslaufen.

Besonders deutlich spiegelt die schwache globale Nachfrage sich bei BASF wider, einem Produzenten von chemischen Grundprodukten für Unternehmen aus allen Branchen. Laut Konzernchef Martin Brudermüller stand die Chemieindustrie im dritten Quartal stark unter Druck. Insbesondere in den Regionen außerhalb Chinas, seien rückläufige Produktionszahlen verzeichnet worden: In Europa, Asien (ohne China) und sogar in Nordamerika sei die Inlandsnachfrage schwächer gewesen. Vor Sondereinflüssen ging das Betriebsergebnis bei BASF um mehr als die Hälfte auf gut eine halbe Milliarde Euro zurück. Unter dem Strich rutschte Europas größter Chemiekonzern sogar in die roten Zahlen, bedingt durch Abschreibungen der Tochtergesellschaft Wintershall.

Auch bei DHL (ehemals Deutsche Post) hatte es Anfang des Jahres noch positivere Prognosen gegeben. Im dritten Quartal blieb das Unternehmen jedoch deutlich hinter den Vorjahresergebnissen zurück und senkte auch seine Jahresprognose aufgrund des schwachen weltweiten Wachstums. Vor allem der Transport per Luft- und Seefracht wird zurückgefahren, was zu einem Rückgang der Frachtpreise weltweit geführt hat. Im dritten Quartal sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent, während der Nettogewinn um mehr als ein Drittel auf 807 Millionen Euro zurückging. Für das Gesamtjahr 2022 wird nun ein betrieblicher Gewinn zwischen 6,2 und 6,6 Milliarden Euro erwartet, zuvor lag die Obergrenze bei 7 Milliarden Euro.

Auch der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck bekommt die schwächere Weltwirtschaft zu spüren, nachdem im ersten Halbjahr noch Preiserhöhungen zu steigenden Gewinnen geführt hatten. Die Nachfrage nach Lkw schwächt sich ab, was den Druck auf die Preise erhöht. Der Nettogewinn im dritten Quartal lag leicht unter dem Vorjahresergebnis bei925 Millionen Euro. Der Sportartikelhersteller Puma wächst zwar im Vergleich zur Gesamtbranche schneller, jedoch langsamer als in den vergangenen Quartalen. Bei einem Blick in die Zukunft überwiegt bei Vorstandschef Arne Freundt jedoch die Skepsis: "Es herrscht zu viel Unsicherheit in der Welt", kommentierte er die Quartalszahlen. Besonders der Nahostkonflikt bereitet Sorge für die Stimmung der Verbraucher. Auch in China erholt sich die wirtschaftliche Lage langsamer alsursprünglich erwartet und in den USA sind die Lagerbestände weiterhin hoch, was zu einem möglichen Preisdruck führen könnte.

Von den insgesamt 40 Dax-Konzernen erzielen mehr als 60 Prozent ihrer Umsätze im Ausland, insbesondere in Ländern außerhalb des Euro-Raums. Der Umsatz hängt dabei größtenteils vom US-Dollar ab. Dennoch bilanzieren die Unternehmen den gesamten Umsatz in Euro. Dies kann sowohl von Vorteil sein, wenn der Euro-Kurs sinkt, als auch ein Nachteil, wenn er steigt. Im vergangenen Quartal war der Euro im Durchschnitt 8 Prozent mehr wert als im Vorjahreszeitraum. Dies führte bei vielen Unternehmen, die stark vom Export abhängig sind, zu Auswirkungen: So steigerte SAP seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal um4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Wäre der Euro gegenüber dem Dollar stabil geblieben, hätte das Unternehmen seinen Gesamtumsatz um 9 Prozent gesteigert. Das Betriebsergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11 Prozent. Bei gleichbleibendem Währungskurs wären es mit 16 Prozent sogar deutlich mehr gewesen. Auch bei Merck ging der Umsatz um 11 Prozent zurück - in organischen Werten waren es nur 4 Prozent. Finanzchefin Helene von Roeder erklärte, dass die negativen Auswirkungen der Währungseffekte immer stärker werden.

Finanzen
[Eulerpool News] · 17.11.2023 · 17:00 Uhr
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