Warten auf den Weihnachtsmann

Weihnachten unter der Autobahn
(Burkhard Strunk)
...tja, das war Klasse, wie er gestern noch diesen Geschäftspartner über’s Ohr gehauen hatte. In nur fünf Minuten hatte er seinen Gewinn um 5% gesteigert, ohne mit der Wimper zu zucken. Sicher hatte der Andere jetzt einen Schaden, aber schließlich ist das sein Problem und nicht meins, dachte er bei sich. Jeder ist sich selbst der Nächste und schließlich war ja Weihnachten, da konnte man jeden Cent gut gebrauchen. Er fuhr gerade auf die Autobahn, in Richtung City. Weihnachten, ja, das ist was. Wenn schon langsam Ende September die Nikoläuse und Dominosteine die Regale füllten und die ersten Lebkuchen auf den Paletten standen, ging es los. Die Menschen stimmen sich langsam, noch vom Sommer gebräunt, auf Weihnachten ein. Die Kassen fangen an zu klingeln, die Ladenöffnungszeiten werden immer länger, die Sonntage verkaufsoffen und alle seine Kunden fangen an durchzudrehen, weil ja noch im Herbst und zum Jahresende hin investiert werden muss. Genau die richtige Zeit um schon mal den Ein oder Anderen abzuzocken. Kurz um, es war eine schöne Zeit, diese Vorweihnachtszeit. Wenn er seine Geschäftskontenstände sah, wie sie wuchsen und wie sich das ein - oder andere Sommerloch jetzt stopfte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Richtig weihnachtlich. Er konnte die Menschen nicht verstehen, die in solch eine Melancholie verfielen, die Kerzen aufstellten, Lieder sangen und all diesen Herzschmerzkram zu Weihnachten rauskramten und von einem Fest der Liebe sprachen. Das war doch.... Er träumte und von hinten kam ein schnelleres Fahrzeug und drängte ihn mit Blinker und Lichthupe nach rechts ab. ...“Ja doch du Esel, ich fahre ja schon rechts rüber. Du blöder Idiot, haste ’nen neuen Blinker bekommen, im Set mit Fernlicht, oder was?“ „Man schleich dich, ja ich zeig dir auch gleich ’nen Vogel, Freundchen“... wo war er stehen geblieben? Ach ja, Fest der Liebe. Er wusste, wenn er nicht gleich alles das finden würde, was auf seinem Zettel stand, dann wird das höchstens für ihn ein Fest der Hiebe. Es war mal wieder plötzlich Heiligabend geworden und er hatte wie immer keine Geschenke. Gut, dass in seiner Stadt am Heiligen Abend die Geschäfte jetzt bis 20:00 Uhr geöffnet hatten, sonst wäre er aufgeschmissen. Jetzt war es zwar erst 17:00 Uhr, aber wenn er wieder an den Stau in der City dachte, der von den ganzen Kirchgängern verursacht wurde, bekam er jetzt schon Beklemmungen. Dieses Volk, das glaubte, dass dieser Abend ein besonderer sei für die Menschheit. Die dann ihre Kinder in kratzige Stoffhosen packten, Feiertagsgesicht befahlen und die Mundwinkel der Kinder noch mal schnell mit Papas Stofftaschentuch und Mamas Spucke reinigten. Das waren seiner Meinung nach lauter ewig Gestrige. Diesen ganzen Firlefanz hatte er in seiner Familie schon länger abgeschafft. Da gab es die Geschenke sofort gegen Abend ohne diesen ganzen Quark vorher. Apropos Geschenke, jetzt wurde es aber Zeit. Seiner Frau ́ne Rolex, die, die sie schon so lange wollte. Dem Sohn ein I-Pod, bei diesem Wort dachte er zuerst sein Sohn wollte einen Eierbecher zu Weihnachten, aber dieser erklärte ihm dann, das es sich dabei um einen mp3 – Player handelt, der einen Bildschirm hat, auf dem man Videos sehen kann, und wahrscheinlich in 5 Jahren zum Mond fliegen wird, oder so. Seine Tochter wollte dieses tolle Handy aus Finnland, mit dem man jetzt chatten konnte, Bilder machen, Radio hören, seinen Zyklus berechnen, den Biorhythmus bestimmen und ja er war sich sicher, man konnte damit auch telefonieren. Für seine Schwiegermutter holte er wie immer einen Gutschein bei Douglas. Sie hatte dieses 4711 so gerne. Für ihn roch das zwar eher wie 08/15, aber er konnte seine Schwiegermutter sowieso nicht riechen, ob mit oder ohne Parfüm. Zwei Stunden später. Es hatte geklappt. Er hatte alles in Sack und Tüten. Diese Verkäufer. Jeder und Jede flötete „ gesegnete Weihnachten“, oder „frohes Fest.“ Er erwiderte immer nur ein kurzes „Jou“ und sah zu, dass er zurück zum Auto kam und nichts wie nach Hause. Na toll! Stau im Parkhaus!!! Und warum? Diese Tussi zwei Autos vor ihm hatte den Arm zu kurz um ihr Parkticket in den dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken. Beim Versuch den Oberkörper hinauszuschieben, fiel das Zettelchen auch noch runter. Jetzt reichte es ihm aber. Er drehte seine Scheibe runter und rief. „Keine Eile Gnädigste, nächstes Jahr ist doch wieder Weihnachten, dann feiern wir das halt.“ Die Frau stieg mit hochrotem Kopf wieder ein und es ging weiter. Er war jetzt an der Reihe. Ticket rein und ab. Was war das? Er wollte gerade losfahren, da stand eine ältere Dame vor seiner Motorhaube, mit einer Sammelbüchse in der Hand. „Sie sammle für Irgendjemanden in Not.“ „Er sei auch in Not, denn wenn er jetzt nicht schnell zu seiner Familie käme, würde wahrscheinlich der Handyvertrag seiner Tochter ablaufen, der I-Pod veraltet, und die Batterie der Rolex leer sein und überhaupt, für ihn sammle auch niemand.“ Er brauste los und ließ eine verschreckte ältere Dame zurück. Weit kam er nicht. Es hatte plötzlich angefangen zu schneien, und die Autobahn war komplett zu. Die LKW ́s hatten sich quer gestellt und die lang anhaltende Kälte, hatte alles zu einer Rutschbahn werden lassen. Er stand still. Eine Stunde, zwei Stunden, nichts bewegte sich. Nach dem 20sten Versuch seine Familie zu erreichen hatte er aufgegeben. Zuerst war das Netz belegt, dann der Akku leer und ihm fiel wieder ein, dass er seine Ladevorrichtung schon länger reparieren lassen wollte. Im Radio meldete man, dass die Autobahn voll gesperrt sei, weil sich ein LKW quer gestellt hatte, und die Räumfahrzeuge, auf Grund der Witterung nicht durchkamen. Man solle die Vollsperrung weiträumig umfahren. Bei diesem Tipp hätte er fast ins Lenkrad gebissen. Danach sang noch so ein Knabenchor „Stille Nacht, heilige Nacht.“ Ihm platzte innerlich der Kragen. Seine Familie saß jetzt zu Hause im Wohnzimmer und wartet auf sein Kommen. Aber er war ja hier mit diesen Idioten, die auf den letzten Drücker aus der Stadt kamen, gefangen. Seine Frau wollte unbedingt dieses Jahr noch einmal einen Weihnachtsbaum, der Kinder wegen, aber er hatte sich schon vor Jahren dagegen durchgesetzt. Immer dieses genadel. Außerdem störten die Kerzen im Fernseher. Sie spiegelten halt, und das gefiel ihm nicht. Die Krippe hatten sie auch weggeworfen, nachdem das Jesus - Kindchen einen Arm verloren hatte, bei seinem Versuch, damit das Innenteil eines Kerzenständers zu reinigen.
Nach drei Stunden auf der Autobahn musste er raus. Er wollte sich die Beine vertreten und es drückte ihn ein inneres Bedürfnis. Er ging zur Seite, über die Leitplanke an den Rand. Bei dem Versuch ein geeignetes Plätzchen zu finden, rutschte er aus und purzelte den Hang hinunter. Unten angekommen blickte er geradewegs in zwei große braune Augen, die ihn neugierig ansahen. Sofort kam unterhalb der Augen eine warme rosarote Zunge heraus, die ihn begann abzulecken. Er wehrte sich und hörte jemanden rufen: “Keine Angst, der tut nix, der will nur spielen.“ Er blickte sich um und sah, dass er am Fuße einer kleinen Autobahnbrücke lag. Unter dieser Brücke saßen drei Gestalten, die ziemlich übel aussahen. Einer kam auf ihn zu, half ihm auf die Beine, wünschte ihm gesegnete Weihnachten und lud ihn ein, an dem kleinen Lagerfeuer Platz zu nehmen, das unter der Brücke brannte. Die Drei waren gerade dabei sich einen Glühwein aus einer Tetra – Pack – Tüte, die sie zum warm werden dicht ans Feuer gestellt hatten, auszugießen. „Gesegnete Weihnachten?“ erwiderte er. „Gesegnete Weihnachten?“ „Was ist denn daran gesegnet.“ Ich stehe da oben im Stau, seit Stunden, zerreiße mir den Frack beim Versuch auszutreten, werde von diesem Aushilfswolf vollgesabbert, sitze mit fragwürdigen Typen unter einer kalten Brücke und meine Familie wartet zu Hause. Nicht dass sie mich vermissen, sie sind es gewohnt, dass ich immer später nach Hause komme als geplant. „Und sie sagen zu mir gesegnete Weihnachten?“ Das Einzige das vielleicht noch an Weihnachten erinnert, sind die gelben Engel, die oben im Stau warmen Zitronen - Tee ausgeben. Man reichte ihm einen Becher warmen Glühweins, den er nahm und trank. Das tat gut. Es war eine Wohltat und es störte ihn gar nicht, dass der Becher aussah, als ob er seit seiner Inbetriebnahme nie Spülwasser gesehen hatte. Nach dem er sich etwas beruhigt hatte, fiel ihm auf, dass es hier unter der Brücke absolut ruhig war. Kein Lärm, Keine Autobahn. Nichts. Er blickte sich um. Die Drei hausten hier scheinbar schon länger. Paletten lagen da, auf die so etwas wie Matratzen gelegt waren. Drei Einkaufswagen standen dort, ordentlich nebeneinander geparkt. Vermutlich war all ihr Hab und Gut darin verstaut. Zwei Hunde gehörten zu diesem Gespann, wobei einer aussah, als ob fünf verschiedene Rassen in ihm ein zu Hause gefunden hatten. Die Drei hatten alte, zerrissene Mäntel an und aus ihren Schuhen schauten Zeitungen heraus, die die Füße warm halten sollten. „Tja, gesegnete Weihnachten ihr traurigen Gestalten. Von mir aus dann, es kommt nicht mehr darauf an. Wenn ihr in eurem Elend das so seht, ist es okay.“ „ Wieso elend?“ Sagte einer der Drei. “Wir haben alles was wir benötigen und wollten gerade anfangen Heilig Abend zu feiern. Du bist herzlich eingeladen, nun setz dich halt.“ Er setzte sich und einer der Drei, der Größere, holte ein kleines abgegriffenes Buch, das in Leder eingebunden war, aus seiner Manteltasche. Er schlug es auf, ziemlich in der Mitte, und begann zu lesen: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die Allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.“ Wie lange hatte er diese Geschichte schon nicht mehr gehört? In ihm stiegen Erinnerungen an die Kindheit hoch, er roch förmlich die Plätzchen, die seine Mutter gebacken hatte, er sah sie, wie sie in der Küche stand. Heiße Backbleche vor sich und jede Menge Teig noch auf dem Tisch, der darauf wartete gebacken zu werden. Sie wischte sich die Hände an der Kittelschürze ab, und gab ihm wie jedes Jahr die Teigschüssel zum Auslecken. Wie jedes Jahr machte sie ihm mit ihren mehligen Fingern eine weiße Nase. Im ganzen Haus roch es nach Gewürzen, nach Orangen und die selbst gedrehten Bienenwachskerzen dufteten. „...und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge...“Wie hatte er diese Geschichte geliebt, die Opa jedes Jahr an Heilig Abend vorlas. Er stellte sich dann immer alles genau vor. Die Könige, die Hirten, die vielen Schafe und Maria und Josef, die glücklichen Eltern, wie sie so auf dieses kleine Baby schauen. Er konnte das immer genau sehen. Dann diese Engel, die zu den Hirten kamen, zu den Menschen, mit denen sonst niemand etwas zu tun haben wollte, und gerade die erfuhren es zuerst. Und dann dieser mächtige Stern, der am Himmel stand und zu dem Ort hinzeigte, in dem das alles vor nun 2000 Jahren geschah. „...und fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr...“ Er blickte auf, und sah in drei Gesichter, deren Augen sich mit einem wässrigen Glanz gefüllt hatten. Sie sahen so glücklich aus, so zufrieden, wie er das schon lange nicht mehr gesehen hatte. Diese Drei hier feierten Weihnachten. Sie feierten das größte Geschenk, dass es je gab. Sie strahlten so eine Zufriedenheit aus. „Weißt du“, sagte einer, „wir haben dieses Geschenk in uns. Wir tragen dieses Geschenk, dass dort in der Krippe lag in unseren Herzen.“ Es ist Gott, der uns da seinen Sohn geschenkt hat, und wer dieses Geschenk annimmt ist frei von Schuld und Bitterkeit, das ist für uns der Segen an Weihnachten.“ Jetzt füllten sich auch seine Augen, denn das waren fast auf den Punkt die gleichen Worte, die auch sein Opa nach dieser Geschichte zu sagen pflegte. „Deine Geschenke, die du oben im Wagen hast, sind vergänglich und gehen kaputt. Die Technik überholt sich selbst, die Düfte die du da hast verfliegen. Aber dieses Geschenk, wenn du es in deinem Herzen trägst, bleibt und wird dich immer begleiten. Dieses Geschenk wird dir in deinem Leben immer wertvoller. Diese anderen Geschenke befriedigen dein Verlangen nach mehr Besitz, aber dein Herz bleibt leer.“ „Das Kind in der Krippe, ist ein Geschenk, das dein Herz füllt und dein Verlangen nach mehr schrumpfen lässt.“ Er blickte in drei Gesichter, die so erfüllt waren mit Freude, dass es ihn völlig aus der Fassung geraten ließ. Er stand auf, kletterte den Hang hinauf, lief zu seinem Auto und kam gerade rechtzeitig an, um als nächster loszufahren, denn der Stau hatte sich aufgelöst. Woher hatte denn dieser Mann gewusst, was er im Auto hat? Es war 04:00 Uhr morgens, als er zu Hause ankam. Der erste Weihnachtsfeiertag. Er hatte den ganzen Heiligen Abend unter dieser Brücke verbracht. Seine Frau und seine beiden Kinder kamen ihm entgegen, sie hatten die ganze Nacht gewacht und Ängste um ihn ausgestanden. Sie schlossen ihn in die Arme und freuten sich, dass er endlich da war. Er erzählte ihnen alles. Von dem Stau, seinem Sturz, der nassen Hundeschnauze, den Dreien unter der Brücke und seinem Erlebnis. Er erzählte ihnen, dass er Weihnachten neu erlebt hatte, dass er das wahre Weihnachten gefühlt hatte. Und man beschloss noch am gleichen Tag diese Brücke aufzusuchen und den Dreien einen schönen großen Christ - Stollen zu bringen. Über alldem vergaß die Familie ganz, dass der Kofferraum des Autos noch voller Geschenke war und man machte sich auf, um den Stollen zu verschenken. Als sie unter der Brücke ankamen, war dort keine Spur von Irgendjemandem. Auch an der Stelle, an der das Lagerfeuer gebrannt hatte war nichts. Keine Asche, keine Steine, keine einzige Spur. Er suchte nach Hundespuren, aber auch die konnte er nicht finden. Nachdenklich über all das gingen sie zurück zum Auto und fuhren nach Hause. Er kaufte noch schnell einen Weihnachtsbaum bei dem total verdutzten Händler und stellte diesen auf. Auch einer Frau, die mit einer Sammelbüchse daher kam, tat er reichlich hinein. Per online Banking überwies er einem Geschäftspartner 5% seines Gewinns und danach verschwand er auf dem Dachboden seines Hauses um nach etwas zu suchen. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, in dem die Familie Platz genommen hatte, schlug er ein total verstaubtes Buch auf und las mit dem gleichen Gesichtsausdruck wie die Drei unter der Brücke: „ Es begab sich aber zu der Zeit....!“
Frohe Weihnachten Euch allen.
 
In der heutigen Zeit weigern sich viele in der ganzen Welt - in Europa - in Deutschland Flüchtllinge ihre Unterbringung auch nur zu gönnen. "Man kann eben nicht jeden retten!", "Das Rettungsboot Europa ist voll.", "Europa ist zu arm, um weiter Flüchtlinge aufzunehmen."
Dann doch lieber 2 bis 3 mal im Jahr in den verdienten Urlaub fliegen! Dann doch lieber AfD wählen - oder noch weiter Rechts. Eben "Parteien", die als "Rattenfänger" jeden aufgehetzten Deutschen versprechen, dass sie keine Flüchtlinge aufnehmen würden. Andersgläubige, Menschen mit anderer Hautfarbe anderen Sprachen haben in Deuschland eben nichts zu suchen! Flüchtlinge, die vor dem Krieg (Diktatoren, religiöser und politischer Verfolgung ...) flüchten und im Mittelmeer ertrinken sind an ihrem Leid "selber Schuld". Ja - Flüchtlinge sind genau so schuldig, wie ihre "Schlepper", die am Leid der Flüchtlinge ihr Geld verdienen, wenn sie kein Geld haben. Geld um seetüchtige Fluchtschiffe selber zu nehmen. Es müßte doch bekannt sein, dass man selber Schuld ist, wenn man im Mittelmeer ertrinkt. Obwohl das Recht auf Asyl und auf die Menschenrechte in unserer Verfassung ganz klar definiert sind werden Flüchtlinge im Mittelmeer nicht den moralischen und den juristischen Gesetzen nach selbstverständlich gerettet. "Illegal" gerettete Flüchtlinge dürfen oft nicht in den Rettungsschiffen in Europa anlanden. Wer als Flüchtling arm ist hat im reichen Europa als Flüchtling nichts zu suchen. (Reiche neue Staatsbürger hingegen sind willkommen. Sie kosten kein Geld - sie bringen Geld.)
Diverse Flüchtlingsheime gingen in Flammen auf (Rostock-Lichterhagen 1992 ...), kriminelle Migranten gelten als Beweis, dass Flüchtlinge hier ganz klar nichts zu suchen haben ... Flüchtlnge, die in LKWs ersticken ... Flüchtlinge, die von uns ja "nur" schräg, mißtrauisch und feindseelig angeschaut werden ...
Dabei ist es gerade einmal 80 Jahre her, dass deutsche Flüchtlinge ihr Leben nur retten konnten, wenn andere Staaten so großzügig waren, Juden und andere vom 3. Reich Verfolgte aufzunehmen. 74 Jahre her, dass Deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten Deutschlands genau so ungeliebt wie die heutigen Flüchtlinge Aufnahme in den deutschen Häusern brauchten. Als die Pommern, Schlesier ... von den Siegermächten in deutsche Häuser einquartiert wurden.



Heiligabend in der Bahnhofsmission
(Elke Abt)
Heiligabend 1945. Ein Mann in einem langen Militärmantel und ein kleiner Junge, neun Jahre alt, stehen ratlos auf dem Hamburger Bahnhof. Sie wollen nach Bremen weiterfahren, haben jedoch am Auskunftsschalter erfahren, dass sie den letzten Zug nach Bremen verpasst haben. Der nächste Zug fährt erst am nächsten Morgen! „Papa, mir ist kalt“, sagt der Junge. „Ja, Joachim, mir auch. Wir gehen gleich in die Bahnhofsgaststätte und trinken etwas Heißes.“ „Ich habe Hunger“, quengelt Joachim. „Für Essen habe ich kein Geld. Außerdem brauchen wir dafür Lebensmittelmarken. Die sind zu Hause bei Mama. Da müssen wir den Gürtel halt enger schnallen“, antwortet der Vater bedrückt. Er blickt ratlos in die Runde und entdeckt ein Schild: BAHNHOFSMISSION. „Komm, Joachim. Wir versuchen es mal in der Bahnhofsmission.“ Er nimmt den frierenden und hungrigen Jungen an die Hand und betritt mit ihm die karitative Einrichtung. „Was kann ich für Sie tun?“, fragt eine ältere Frau freundlich lächelnd. „Können wir hier über Nacht bleiben? Draußen ist es kalt und heute fährt kein Zug mehr nach Bremen, erst morgen früh wieder“, sagt Joachims Vater. Die Frau nickt. „Wir sind zwar voll belegt, aber hier wird keiner abgewiesen, schon gar nicht Heiligabend. Setzen Sie sich erst einmal.“ Sie zeigt auf einen langen Tisch, an
dem mehrere Leute sitzen und die beiden Neuankömmlinge teils neugierig, teils gleichgültig betrachten. „Haben Sie Hunger? Es ist noch Suppe da.“ Der Mann nickt erfreut und zustimmend. „Aber keine Steckrüben . . .“, protestiert der Junge laut und verzieht angeekelt sein Gesicht. „Joachim!“, sagt der Vater tadelnd und gibt ihm einen unwilligen Stoß in den Rücken. Die freundliche Frau zieht erstaunt und missbilligend ihre Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. Den anderen Anwesenden sieht man an, was sie denken, nämlich: Ganz schön verwöhnt, das Bürschchen. Keiner weiß, weshalb das Kind dieses Gericht verabscheut. Steckrüben erinnern Joachim an seine Flucht aus Pommern, die er Anfang des Jahres als Achtjähriger ohne seine Mutter und Brüder angetreten hatte. Unterwegs sah er viele schlimme Dinge, die ein Kind eigentlich nicht sehen sollte. Tote Menschen lagen am Straßenrand. Keiner konnte sie beerdigen, weil der Boden tief gefroren war. Sie waren entweder von Tieffliegern beschossen und getötet worden oder an Hunger sowie Entkräftung gestorben. Joachim hörte, wie ein kleines etwa fünf Jahre altes Mädchen seine Mutter fragte: „Warum liegen die Leute da im Schnee? Frieren die nicht?“ Die Mutter antwortete: „Nein, die frieren nicht. Sie wollen nur eine Weile ausruhen und schlafen ein bisschen.“ Die Kleine gab sich damit zufrieden, aber Joachim wusste, dass es Tote waren, die man am Straßenrand abgelegt hatte. Er musste mit ansehen, wie sich hungrige Menschen aus verletzten oder vor Erschöpfung zusammengebrochenen Pferden Fleischstücke herausschnitten, obwohl sie noch lebten. Dazu kam die erbarmungslose Kälte. Joachim ging die meiste Zeit zu Fuß, weil er auf dem Wagen beinahe erfroren wäre. Seine Tante war eines Tages im Januar 1945 zu ihrer Schwester, Joachims Mutter, gekommen, um Fleisch und Wurst abzuholen. Joachims Vater war im Krieg und fiel als Hauptesser aus. Joachim und seine vier Brüder, von denen drei jünger als er waren, konnte man noch nicht als vollwertige Fleischkonsumenten rechnen. Die Mutter arbeitete auf einem Gutshof in unmittelbarer Nähe und bekam dafür ein Fleischdeputat, das sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern teilte, die nicht genug zu essen hatten und in einem etwa 20 Kilometer entfernten Ort wohnten. Die Mutter hatte der Schwester die Taschen so voll gepackt, dass Joachim ihr tragen helfen musste. Er begleitete seine Tante nach Hause, weil sie nach der Zugfahrt noch einen vier Kilometer langen Fußmarsch mit der schweren Last vor sich hatte. Er sollte über Nacht bleiben und am nächsten Tag mit dem Gegenzug zurückfahren. Am folgenden Tag hatte man jedoch die Bahnstrecke gesperrt. Ihnen wurde mitgeteilt, dass der Zugverkehr eingestellt worden war und sie sich unmittelbar für den Aufbruch in den Westen bereitmachen sollten. Die russische Armee war schon sehr nahe und konnte jeden Moment durchbrechen. So machten sich die beiden Tanten und Joachims Oma fertig für die Flucht und nahmen den Jungen mit. Joachim, der keine Kleidung von zu Hause mitgebracht hatte, bekam eine viel zu große Jacke seines Onkels verpasst, der irgendwo als Soldat kämpfte. So ausgestattet ging der Junge mit seiner Verwandtschaft in einem Planwagen auf die lange Flucht und hoffte, unterwegs seine Mutter und Brüder wieder zu finden. Während der Flucht erlebte Joachim u. a. die Sache mit den Steckrüben, die er nicht vergessen konnte. Eines Tages, als der lange Flüchtlingstreck mal wieder angehalten hatte, um während der Nacht auszuruhen, wurde Joachim von köstlichen Essensgerüchen magisch angezogen. Er ging immer der Nase nach und stieß auf einen Trupp Soldaten, der sich auf dem Rückzug befand. Von einem verlassenen Bauernhof hatten sich die Männer ein Schwein geholt und es in aller Eile geschlachtet. Es war keine Zeit, das Tier gründlich zu enthaaren. Außerdem fehlte den Soldaten das geeignete Werkzeug dazu. Zusammen mit ein paar Steckrüben und Kartoffeln wurde das Fleisch in einem großen Topf der Feldküche gekocht. Einer der Männer gab dem hungrig umherstreunenden Jungen einen Teller mit der heißen Steckrübensuppe., die scheußlich schmeckte, denn Salz hatten die Soldaten offenbar nicht gefunden. Joachim ekelte sich vor den vielen Borsten, die in der Suppe schwammen. Trotzdem aß er alles auf, denn er hatte schrecklichen Hunger. Aber seit der Zeit mochte er keine Steckrüben mehr essen. Diese Abneigung behielt er sein Leben lang. In Schleswig-Holstein kurz vor der dänischen Grenze fanden Joachim und seine Verwandten vorübergehend ein neues Zuhause. Die Tante wandte sich ans Rote Kreuz, das einen stark frequentierten Suchdienst eingerichtet hatte. Täglich wurden die Namen der zu Suchenden im Rundfunk bekanntgegeben. Man fand ihre Namen mit einer Suchnummer außerdem an Litfasssäulen so wie in Zeitungen. Das war erfolgreich, denn eines Tages im Herbst erschien der Vater bei der Verwandtschaft. Joachim war überglücklich und wollte sofort mitkommen, aber der Vater vertröstete den Jungen mit den Worten: „Ich muss erst die Mama und deine Brüder finden. Aber Weihnachten sind wir bestimmt alle wieder zusammen, das verspreche ich dir.“ Der Vater hielt Wort und kam am 23. Dezember, um seinen Sohn abzuholen. Am nächsten Tag machten sich die beiden auf den Weg, kamen aber mit großer Verspätung in Hamburg an und verpassten den Anschlusszug nach Bremen. Vater und Sohn haben inzwischen am großen Tisch in der Bahnhofsmission Platz genommen. Die Frau bringt ihnen einen Teller heiße Suppe, die besser schmeckt, als sie aussieht. Dazu gibt es ein Stück Brot. Joachim ist erleichtert, dass keine Steckrüben drin sind und isst gierig alles auf. Nachdem sie noch einen Becher Kräutertee getrunken haben, sind sie satt und müde zugleich. In einem Nebenraum sind gerade zwei Feldbetten frei geworden und sie werden gefragt, ob sie sich hinlegen wollen. Der Raum ist eiskalt. Brennmaterial ist knapp und man heizt deshalb nur den Aufenthaltsraum. Leider gibt es keine Decken mehr und so ziehen Joachim und sein Vater ihre Mäntel aus, um sich damit zuzudecken. Der Vater macht in der Nacht kein Auge zu. Er verteidigt vehement seinen Militärmantel und den Mantel seines Sohnes, den ihm eine Dorfbewohnerin geschenkt hatte. Man will die wärmenden Kleidungsstücke klauen. Er schlägt mit dem Koppel um sich. Die Stiefel hat er lieber gleich anbehalten. Auch Joachim hat sein schäbiges Schuhwerk an den Füßen. Es ist sein einziges Paar Schuhe und außerdem ist der Mantel zu kurz, um seine Füße zu bedecken. Am nächsten Morgen fahren Vater und Sohn mit dem ersten Zug nach Bremen und von dort weiter in ihren neuen Heimatort, wo sie von der restlichen Familie sehnsüchtig und besorgt erwartet werden. Diesen Heiligabend hat Joachim nie vergessen.
 
Das Großbruderehrenwort
(Sabine Ludwigs)
Als ich zur Welt kam, war mein großer Bruder Oliver schon vierzehn Jahre alt - genauso alt, wie ich jetzt bin. Ich fand immer, er wäre der beste große Bruder, den man sich vorstellen kann. Er brachte mir das Schwimmen bei, das Fahrradfahren und er hat mir oft Geschichten erzählt wenn ich krank war oder nicht einschlafen konnte. An Weihnachten spielte er Mensch-ärgere-dich-nicht mit mir, um mir das Warten auf die Bescherung zu verkürzen. Ich erinnere mich noch gut an den Heiligabend vor fünf Jahren. Meine Mutter hatte Gans, Rotkohl und Klöße gekocht. Zum Nachtisch gab es Vanilleeis mit heißen Himbeeren und Sahne. Das war Olivers Lieblingsweihnachtsgericht. Doch obwohl es sehr gut schmeckte und der Tisch schön gedeckt war, mit Kerzen und Tannengrün und allem, sprachen und lachten wir nicht viel beim Essen. Wir waren bedrückt und traurig, weil wir Oliver für eine lange Zeit nicht sehen würden. Aber niemand wollte sich etwas anmerken lassen. Oliver versuchte seiner Stimme einen fröhlichen Klang zu geben, als er von seinem Abschiedsbesuch bei den Großeltern erzählte und vorschlug, im nächsten Jahr in den Skiurlaub zu fahren. Nach der Bescherung - ich bekam die Carrerabahn, die ich mir sehnlichst gewünscht hatte, und konnte mich trotzdem nicht so richtig freuen - schlich ich in die Diele. Da standen Olivers dunkelgrüner Rucksack und seine Tasche und jede Menge anderes Zeug. Oliver brauchte all die Sachen. Er war Soldat und musste in seine Kaserne zurück, und von dort würde er sich auf eine lange Reise machen. „In den mittleren Osten, Timo“, hatte er mir erklärt. „In ein Land, das Afghanistan heißt.“ Da herrschte Krieg. Und Oliver gehörte zu den Friedenstruppen, die dorthin fuhren, um den Menschen zu helfen. Ich bewunderte meinen Bruder und dachte: Wenn ich erwachsen bin, will ich auch so sein. Dann gehe ich zu den Friedenstruppen, bekomme eine tolle Uniform und – das Beste von allem! - so ein Fernglas, wie Oliver es besitzt. Denn das hatte es mir angetan. Ich nahm es heimlich aus dem Rucksack, und genau in dem Moment kam Oliver herein. Er grinste, als er mich mit dem Fernglas ertappte, und nahm mich mit in sein Zimmer. Da zog er die Vorhänge vor dem Fenster zurück und sagte: „Sieh in den Himmel.“ Das tat ich; ich schaute durch das Fernglas nach oben. Der Himmel war mit schimmernden Sternen übersät. Es waren unzählige. Und sie waren unglaublich nah! Manche strahlten bläulich, andere eher gelb und wieder andere weiß. Aber der größte und schönste Stern funkelte in goldenem Licht und ich musste tief einatmen, als ich ihn so dicht vor mir sah. Oliver legte eine Hand auf meine Schulter. „Du hast wohl den Weihnachtsstern entdeckt, was?“ Er lachte leise. Ich ließ den Stern nicht aus den Augen und folgte seinen Strahlen mit dem Fernglas. Und da entdeckte ich ihn! Wie von einem Scheinwerfer angeleuchtet war da ein großer, weißer Hund. Er tollte auf einer Wiese herum, wie Hunde das eben manchmal tun. „Guck mal, Oliver, da ist ein Hund und er ist ganz alleine!“, schrie ich. Oliver schaute durch das Fernglas. „Ah ja“, sagte er und reichte es mir zurück. „Weißt du, wer das ist?“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist Malaika. Sie ist ein Hirtenhund und gehörte einst den Hirten, die am Stall von Bethlehem waren.“ „Ach Quatsch“, rief ich und stellte das Fernglas schärfer, um Malaika besser sehen zu können. „So was gibt es ja gar nicht.“ Aber da saß Malaika vor mir! Ihr Fell leuchtete im Mondlicht und ihre Augen glänzten dunkel. Sie war schöner als irgendein Hund, den ich je gesehen hatte! „Doch. Ganz bestimmt“, beharrte Oliver. „Allerdings kann man Malaika nur in der Heiligen Nacht sehen. Und dann auch nur, wenn das Licht des Weihnachtssterns auf sie fällt. Außerdem muss man sehr genau hinschauen ... mit einem Fernglas zum Beispiel.“ Malaika wedelte mit dem Schwanz und spähte in meine Richtung, als wüsste sie, dass ich sie beobachtete. „Glaub ich nicht! Im Stall von Bethlehem waren doch nur ein Esel, ein Ochse und die Schafe. Von einem Hund steht nirgendwo etwas“, wandte ich ein. „Sie haben vergessen, es aufzuschreiben“, behauptete mein Bruder. „Aber wo Schafe sind, da sind auch Schäfer. Und Schäfer haben Hunde. Oder nicht?“ „Ja“, musste ich zugeben. Ich konnte mich nicht sattsehen an Malaika. Und als Oliver zu meinen Eltern zurückging, stand ich noch lange mit dem Fernglas da und malte mir aus, was die weiße Hündin am Stall von Bethlehem erlebt haben mochte. Wie sie leise bellte, wachsam umherschaute und die wolligen Schafe und ihre blökenden Lämmer in der Nacht behütete. Alles unter dem Weihnachtsstern! Hatte sie den Chor der Engel gehört? Die Ankunft der Heiligen Drei Könige gesehen? Maria und Josef? Womöglich sogar ... das Jesuskind? Ich stand ganz still. Ganz stumm. Wie verzaubert war ich. Ich musste wohl in Olivers Zimmer eingeschlafen sein, denn als ich am Morgen erwachte, lag ich in seinem Bett. Die Vorhänge waren zugezogen, das Fernglas war weg und Oliver auch. Aber er hatte mir einen Brief dagelassen. In großen Druckbuchstaben, damit ich ihn leichter lesen konnte.
LIEBER KLEINER BRUDER!
DAS FERNGLAS MUSSTE ICH LEIDER MITNEHMEN.
ABER WENN ICH ZURÜCKKOMME, SOLLST DU ES HABEN.
GROSSERBRUDEREHRENWORT!
DEIN OLIVER
Ich freute mich sehr, weil Oliver noch nie ein Großerbruderehrenwort gebrochen hatte. Dieses allerdings hat er nicht gehalten. Er konnte es nicht. Sonst hätte er es getan, da bin ich mir ganz sicher! Aber Oliver hat in Afghanistan bei einem Bombenattentat sein Leben verloren. Ich denke fast jeden Tag an ihn. Den besten großen Bruder, den man sich vorstellen kann. Es macht mich traurig, aber auch wütend über alle Kriege. Und ich frage mich, was er wohl als Letztes durch sein Fernglas gesehen hat. Er fehlt mir entsetzlich. Doch am schlimmsten ist es zur Weihnachtszeit. Dann stelle ich mich ans Fenster, schaue in den Himmel und suche nach dem Weihnachtsstern. Wenn ich ihn finde und sein Glitzern sehe, höre ich immer Olivers Stimme. Leise, so leise, dass nur ich es hören kann, erzählt er mir sein Weihnachtsmärchen von Malaika, der weißen Hütehündin. In diesen Momenten ist es, als wäre er bei mir.
 
Der Kleine Engel Lukas
(von Anneliese Kranzberger)
Damals, als ein Engel verkündete, dass Jesus geboren sei, herrschte im Himmel große Aufregung. Alle Engelschöre wollten dem Jesuskind huldigen und ihm ein Halleluja singen. Lukas ein kleiner Engel, war aber zutiefst besorgt, denn auch er wollte am Lobgesang teilnehmen, aber seine Stimme klang seit jeher wie eingetrocknete Ölschmiere. Daher hatte Lukas auch schlechte Laune, obwohl es genug Grund zur Freude gab.
„Ich muss üben, üben, üben!“, entschloss er sich dann blitzschnell.
Er räusperte sich, holte tief Luft und dann kam auch schon das erste krächzende Halleluja über seine Lippen. „Halleluja! Halleluja! Halleluja!“ Seine Enttäuschung war groß, aber er versuchte es immer wieder, bis plötzlich ein anderer, davon genervter Engel ihn bei seinem Übungsgesang unterbrach.
„Lukas! Das ist ja nicht zum Aushalten. Dein Rabengekrächze geht einem ja durch Mark und Bein!“
„Aber ich muss doch üben! Ich will doch dem Jesuskind mit meinem Gesang eine Freude machen!“, antwortete Lukas beleidigt.
„Aber so geht das nicht!“, und der Engel zog ihn am Ärmel zu sich heran und flüsterte ihm ins Ohr. „Soll ich dir was verraten?“
Lukas nickte nur.
„Besorge dir etwas Mandelöl und gib es dann in wenig Wasser. Damit gurgle dreimal kräftig auf. Das wirkt Wunder!“
So wie der Engel gesagt hatte, tat Lukas es auch. Voller Hoffnung setzte er danach seine Gesangsprobe fort. Aber seine Stimme klang immer noch wie ein verrostetes Reibeisen.
„Es hat nichts geholfen!“, sagte er mit weinerlicher Stimme!

„Was soll ich nur tun?“
Wieder ein anderer Engel hatte Lukas schon eine Zeit lang beobachtet. Auch er wollte Lukas einen gut gemeinten Rat geben.
„Du musst heiße Milch mit viel süßem Bienenhonig und acht Tropfen Pfirsich Öl trinken. Davon wird deine Stimme einen sanften lieblichen Klang erhalten!“
Lukas tat wieder, was ihm der Engel geraten hatte. Er trank einen Becher, zwei Becher, drei Becher… sechs Becher Milch mit Honig und Pfirsich Öl, in der Hoffnung, seine Stimme würde danach klingen wie feinste Geigenmusik. Aber nichts! Auch dieses Mal war alle Mühe umsonst gewesen, seine Stimme klang weiterhin alt und müde. Lukas war sehr, sehr traurig, denn die anderen Engel machten sich schon auf den Weg nach Bethlehem. Er wollte doch auch dem Heiland seine Ehre erweisen. Auf dem Weg zum Stall kam aber ein dritter Engel bei Lukas vorbei und sah ihn zerknirscht nach Bethlehem blicken.
„Lukas! Was ist los! Kommst du nicht mit?“
„Ich kann nicht! Mein scheußlicher Gesang würde den “Heiland der Welt“ nur verärgern!“
„Was redest du da für einen Unsinn! Auch meine Stimme gehört nicht zu den Besten, aber das Kind in der Krippe wird es spüren, dass mein Gesang von Herzen kommt! Also komm jetzt, bevor es zu spät ist!“ Lukas hatte keine Zeit mehr für lange Überlegungen, denn der Engel zog ihn einfach mit zum Stall nach Bethlehem.
Der Engelschor sang und im Himmel und auf Erden ertönte das größte dankende Halleluja aller Zeiten.
Als Engel Lukas das Kind in der Krippe liegen sah, klang auch sein Lied für ihn wunderschön.

 
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Was ist für Dich Weihnachten?
Gutes Essen?

@ "hbss": Wenn Du einen eigenen Thread dafür aufgemacht hättest - dann hätte ich gerne geschrieben, was Weinachten für mich ist. Der Thread hier soll für alte und neue Geschichten, Rätsel, Gedichte und anderes Unterhaltsames haben. Beiträge, die die Zeit bis "Heilig Abend" und damit der "Bescherung" verkürzen sollen!
Da werden solche Beiträge, wie "Was ist für Dich Weihnachten", Wo fährst Du zu Weihnachten hin", "Wo wohnst Du?" ... nur stören!
So etwas macht den Thread nur langweilig!

Zitat vom ersten "Warten auf den Weihnachtsmann"-Thread:
Langsam geht es wieder auf Weihnachten zu. Somit wird einmal Zeit, Geschichten und interessantes Weihnachtliches zu posten. ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Dies freut nicht nur die Kinder

Wenn der Weihnachtsmann wirklich existieren würde, was würden Sie ihm bestellen? Wäre es Geld oder eine Sache?
:( Kann man hier auch mal eine Weihnachtsgeschichte-Geschichte posten? Kann man mal diesen Blösinn lassen! Hier muß man langsam sich in dem Thread die Geschichten aus solchen "Beiträgen" mühsam raussuchen!
 
Tja, ich hatte den Moderator gebeten,
die störenden „Beiträge“ zu entfernen.
Keine Antwort, kein Entfernen …
Nun, wenn die Beiträge für den Thread
so gut sind, daß sie stehen bleiben können
dann mache ich mal weiter:


Wo feiert Ihr Weihachten?
 
Oh ja! Viel einfacher, „Beiträge zu schreiben.
Man braucht nicht zu recherchieren,
nicht groß überlegen, was man schreiben soll,
wie man es formuliert …
Hier in diesem Thread nach neuen Geschichten zu suchen …

Ich überlege, warum ich mir eigentlich immer so viel Mühe mit
meinen Beiträgen gemacht habe, wenn es auch so einfach geht.


Was zieht ihr euch zu Weihnachten an?
 
Keine Ahnung, ich nenne es einfach Spam den hier seit Jahren sowieso keinen mehr Interessiert.
Von mir aus auch Selbstunterhaltung.
;) Dann frage ich mich, warum hier KEINER diesen Spam entfernt. Warum keiner etwas gegen diese Idioten unternimmt. Warum Moderatoren diese "Selbstunterhaltung" nicht entfernen - nicht einmal, wenn man sie darum bittet. Warum das Forum "Klamm.de" diesen Leuten für ihre schnell dahin geschmierten "Beiträge" Lose gibt.
Ein Thread wurde bereits entfernt: Der Thread "Woher die europäischen Vornamen kommen und was sie bedeuten" wurde entfernt, weil ich schrieb, daß ich nichts mehr dort schreibe, solange diese hingeschmierten Spams dort den Thread verschandeln. Ich nehme an, daß auch dieser Thread heute Abend nicht mehr hier stehen wird. Mir egal - ich habe die Weihnachtsgeschichten bei mir gespeichert - und werde sie eben in einem anderen Forum posten, wenn sie hier nicht erwünscht sind.
Dann wird es auch bald keine "Redewendungen" und keine "Songs und ihre Hintergründe" hier mehr geben. Warum soll ich etwas posten, wenn ein oder zwei User den Thread in einem Tag kaputt machen können?
Songs und ihre Hintergründe:
https://www.klamm.de/forum/f56/songs-und-ihre-hintergruende-477242.html#post8056178
Redewendungen & Co:
https://www.klamm.de/forum/f5/wissen-das-man-im-leben-bestimmt-nie-braucht-481123.html#post8109459
 
Zuletzt bearbeitet:
@ "hbss": Wenn Du einen eigenen Thread dafür aufgemacht hättest - dann hätte ich gerne geschrieben, was Weinachten für mich ist. Der Thread hier soll für alte und neue Geschichten, Rätsel, Gedichte und anderes Unterhaltsames haben. Beiträge, die die Zeit bis "Heilig Abend" und damit der "Bescherung" verkürzen sollen!
Da werden solche Beiträge, wie "Was ist für Dich Weihnachten", Wo fährst Du zu Weihnachten hin", "Wo wohnst Du?" ... nur stören!
So etwas macht den Thread nur langweilig!

Zitat vom ersten "Warten auf den Weihnachtsmann"-Thread:

Habe offenen Thread.
 
;) Dann frage ich mich, warum hier KEINER diesen Spam entfernt. Warum keiner etwas gegen diese Idioten unternimmt.

Weil das Forum seit Jahren "tot" ist. Selbst die Forenregeln (welche du wunderbar nicht einhältst) interessieren keinen mehr. Du musst doch mitbekommen das so gut wie keine Reaktion auf deine Beiträge kommen. Mache einen Blog, bewerbe ihn und du wirst sehen das mit der Zeit User kommen, die das interessiert was du schreibst. Hier ist es vergebene Mühe. ;)
 
... Selbst die Forenregeln (welche du wunderbar nicht einhältst) interessieren keinen mehr. ...
;) Als ich mich an die Forenregeln gehalten habe wurde mein Thread mit den Vornamen gelöscht. Ich versuche so lange gegen die Spams ("Selbstunterhaltung") hier mit immer neuen unterschiedlichen Versuchen zu unterbinden - bis hier kein einziger Thread mehr von mir ist - oder bis ich hier gar keine Lust mehr habe, etwas zu schreiben. (Viel fehlt da eh nicht mehr!)

Das mit der eigenen Webseite / dem Blog habe ich mir auch schon überlegt. Naja, wenn durch die Spams keine Threads mehr da sind wird es aller spätestens Zeit, hier weg zu gehen - und eine eigene Seite zu machen. Die Beiträge habe ich ja noch alle auf der Festplatte. ... und auf die Verütung von 0,002 Cent oder die Lose bin ich nicht angewiesen. ... und wenn ich mir den Stundenlohn ausrechne ... :biggrin:

Mal überraschen lassen, ob der Weihnachts-Thread morgen noch da ist.
 
Weil das Forum seit Jahren "tot" ist. Selbst die Forenregeln (welche du wunderbar nicht einhältst) interessieren keinen mehr. Du musst doch mitbekommen das so gut wie keine Reaktion auf deine Beiträge kommen. Mache einen Blog, bewerbe ihn und du wirst sehen das mit der Zeit User kommen, die das interessiert was du schreibst. Hier ist es vergebene Mühe. ;)

Ist es nicht.
Gibt hier AKTUELLE und spannende Threads.
Lies mal.
 
Na - dann versuche ich noch einmal einen Weihnachtlichen Thread hinzubekommen. Mal sehen, wie lange das klappt, bis der Tread wieder vollgeschmiert wird!:cautious:

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Maus Wunschzettel schreiben.gif

Wie meine Mutter Weihnachten feierte
Endlich war er da, der ersehnte erste Advent. Wie herrlich war es, wenn an diesem ersten der vier Sonntage vor Weihnachten Mutter am Abend mit schönen weißen Papierbögen hereinkam, diese mit einem langen Papiermesser in Streifen schnitt und sagte: "Kinder, jetzt werden die Wunschzettel geschrieben!" Jedes von uns bekam einen Bleistift, und nun ging es los, das Besinnen, das eifrige Schreiben, bis das Papier kaum reichen wollte und wir ganz rote Köpfe hatten. Was hatten wir für Wünsche! Wünsche der unsagbarsten Art, von "Für einen Sechser Bärendreck (Süßholzsaft)" bis zu einem Hund oder Geißbock oder gar zu einem Brüderchen oder Schwesterchen. Und während man seine Phantasie walten ließ, war’s schon fast so, als besäße man bereits alle diese Dinge; so leuchtend und greifbar standen sie vor einem. Wenn Mutter die Zettel einsammelte und durchlas und lachend da und dort durch die verwegensten Sachen einen Strich machte und sagte: "Wie könnt ihr dem Christkind zumuten, so was Schweres, Großes oder gar Zappelndes zu tragen", so waren wir’s auch zufrieden. War’s ja doch schön gewesen, sich überhaupt derartiges auszudenken. Bei Mutter wussten wir unsere Wunschzettel in besten Händen, denn dass sie und das Chrsitkind in enger Verbindung standen, war unser fester Glaube. Wie hätte sie denn auch sonst so oft und ernst sagen können: "Wenn du so bist, so betrübst du das liebe Christkind." Oder aber lustig: "Ich weiß etwas vom Christkind - na Kinder, ihr könnt euch freuen; aber ich darf nichts verraten!" Und wie wurde dieses Freuen gesteigert! Nach jedem Ausgang, den sie machte, lag ein Stückchen Goldpapier auf dem Boden, das wohl das Christkind verloren hatte, oder wir bekamen ein kleines Bonbon aus "der Tüte des Christkinds" - oder aber, das war das Wunderbarste, was geschehen konnte, es scholl aus der Tiefe ihrer schwarzen Ledertaschen heraus plötzlich ein kleiner Trompetenstoß oder ein Harmonikaton, der sofort wieder verstummte und einfach nicht mehr zu erwecken war. Das schönste in diesen Wochen bleib aber das geheimnisvolle Arbeiten - dürfen für andere. O, diese Abende voll Überlegens und Besprechens, voll Geheimnistuerei, was die Eltern anbelangte und wieder untereinander!

Mutter hatte etwas Prächtiges ersonnen! Damit wir ja unsere kleinen Geheimnisse gut hüten konnten, wurden im Wohnzimmer vermittelst einer spanischen Wand und verschiedener Ofenschirme kleine Kojen gemacht. Hier durften wir, gesichert vor neugierigen Blicken, basteln und arbeiten. Freilich nicht immer ging’s friedlich zu, wenn begehrliche Hände herübergriffen nach dem Leim, dem Radiergummi oder der Schere. Aber die Hauptsache: man konnte die Überraschungen für die Eltern hier in Muße ausarbeiten.
Man brauchte aber auch Ruhe und Ungestörtheit; denn es war feste Regel, dass kein Geschenk mehr kosten dürfte als drei Kreuzer und dass es etwas Selbstgefertigtes sein musste. Da galt´s, seinen ganzen Verstand und sein Können zusammenzunehmen; aber es entstanden auch die wunderbarsten Kunstwerke: kleine geklebte Schächtelchen mit der Inschrift "aus Libe" darauf; ein aus einem Bilderbogen ausgeschnittener Reiter, der einen Bleistift als Lanze und eine Stopfnadel als Säbel hatte; rührende Stecknadelkisschen, mit aus Wolle gehäkelten Spitzchen darum; gestrickte Läppchen, mit welchen Vater sein Rasiermesser abputzen sollte, und aus Perlen eingefasste Ringe. Beneidenswert prachtvoll schien auch die Arbeit einer meiner Schwestern. Sie hatte sich eine Locke abgeschnitten und diese unter ein von Papier ausgeschnittenes Netz geklebt. Zog man diese in die Höhe, so wurde die blonde Locke sichtbar, was wir nie genug bewundern konnten, und außen herum hatte sie noch kleine Blümchen von buntem Papier aufgeklebt. Ob wohl je in irgendeiner Werkstätte der Welt mit so viel Hingebung und Glück im Herzen gearbeitet wurde wie hier?

Und dicht dabei, nur über eine Wand hinüber, saßen die Eltern. Vater las die Zeitung, Mutter hinwiederum tat auch etwas, was wir unsererseits nicht sehen durften - sie machte neue Kleidchen für unsere Puppen. Das ahnten wir, und gespannt lauschten wir auf das Rascheln der Schere und auf das Knistern der Seide. Zum Entzücken aber war es, wenn plötzlich über dem Rand der spanischen Wand blitzartig ein Puppenköpfchen erschien, von dem wir zu unserem Jammer aber kaum die Umrisse erkennen konnten. Oder, wenn auf einmal drüben solch ein Puppenkind sich vergaß und einen quiekenden Ton von sich gab oder gar "Papa - Mama" sagte. Geheimnisse, Geheimnisse...
(Tony Schumacher):cautious: