raptor230961
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- 24 Juli 2016
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Langsam geht es wieder auf Weihnachten zu. Somit wird einmal Zeit, Geschichten und interessantes Weihnachtliches zu posten. Dann fange ich einmal an:
Der Christbaumschmuck
Astrid Ewald
In einem alten Umzugskarton in der hintersten Ecke lagen sie – das ganze Jahr über weich eingepackt, vor Staub geschützt. Fernab der kleinen Kinderhände, die sie unermüdlich auf der Suche nach dem herrlichen Glanz untersuchen möchten: die glänzende, silberne Christbaumkugel, der kleine, trommelnde Blechsoldat, das zierliche, goldgelockte Engelchen und das knuddelige Bärchen mit der roten Mütze. Das Jahr neigte sich dem Ende entgegen und der Duft von Honig und Zimt zog durch das Haus. Gespannte Vorfreude lag in der Luft. Der große Tag kam näher. Dieses Jahr möchte ich ganz oben hängen, gleich unter dem großen goldenen Stern auf der Tannenspitze! sagte das zierliche Engelchen. Nur da kommt mein goldgelocktes Haar am besten zur Geltung. Ha, das kommt ja gar nicht in Frage. Ich gebe hier den Ton an! herrschte der kleine Blechsoldat das Englein an. Ich brauche den Überblick. Ohne mich gibt es doch am gesamten Baum keine Ordnung! Ordnung? Wir haben Weihnachten! Das Fest der Liebe, des Lichts und der Gefühle. Ist da Ordnung denn das Wichtigste? Warum geht es denn nur um Euch? brummte das Bärchen. Ich bin ganz neu hier, ich möchte dieses Jahr nach oben zum Stern! Das ist mein allererstes Weihnachtsfest! Das möchte ich alles ganz genau von oben beobachten! Ein zotteliger Bär – ganz oben, schimpfte der Soldat, wo kämen wir denn da hin? Ja genau, sagte das Engelchen, da glänzt doch nichts! Mein Haar ist gülden und spiegelt den Glanz der Kerzen am schönsten wider. Nichts ist so kalt wie das Blech des Soldaten und so stumpf wie das Fell des Bären. Liebe Kugel, nun sag doch auch mal was! Wartet ab, wie es den Menschen gefällt. Ich bin nur eine von Kugeln. Und nur gemeinsam machen wir den Christbaum zu dem, was Kinderaugen leuchten macht.
Am Morgen des Weihnachtstages wurde die Tür zum Speicher geöffnet und der Vater der Familie holte die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck. Als er den Karton neben dem Tannenbaum abstellte, hörten das Engelchen, der Soldat, das Bärchen und die Kugel die Mutter sagen: Liebling, was hältst Du davon, wenn wir dieses Jahr den Baum einmal nur mit Kerzen, Kugeln und dem großen Weihnachtsstern auf der Spitze schmücken? Ja, ich glaube, das sieht gut aus, lass’ es uns so machen! Und so geschah es, dass das Engelein mit dem goldgelockten Haar, der stolze Soldat mit seiner Trommel und das rotbemützte Bärchen eingepackt in ihrer Kiste blieben und allesamt bitterlich weinten. Wie können sie das nur machen? schluchzte das Engelchen. Eine Schande! schniefte der Soldat. Mein erstes Weihnachten – in einer Kiste! brummte das Bärchen und eine dicke Träne der Enttäuschung kullerte über sein braunes Fell. Der Baum war geschmückt, die Kiste wieder auf den Speicher gebracht. Es wurde langsam dunkel. Die heilige Nacht brach an. Es wurde ganz still im Haus und plötzlich konnte man das feine Glöckchen des Christkindes hören. Die Tür zum Wohnzimmer ging auf und die Kinder kamen herein – zuerst ganz schüchtern, dann langsam etwas mutiger und mit leuchtenden Augen. Ganz andächtig blieben sie vor dem Baum stehen und begannen Oh Tannenbaum zu singen. Doch auf einmal hörte das kleine Peterle auf, durchsuchte mit seinen Äuglein den ganzen Baum und stellte traurig fest, dass sein Englein, sein Soldat und sein neues Bärchen fehlten. Er sauste so schnell er konnte die Treppen hinauf zum Speicher, öffnete die Christbaumschmuckkiste und holte die drei heraus. Er drückte sie fest an sich und lief wieder hinunter ins Wohnzimmer. Unter dem festlich glänzenden Baum stand die Krippe mit der heiligen Familie. Peterle kniete sich davor. Die anderen standen ganz still und Vater und Mutter sahen sich fragend an. Er wickelte das Bärchen aus seinem Seidenpapier, flüsterte: Du bist so kuschelig und warm, bei Dir fühlt sich das Christkind geborgen, und legte das Jesulein in seinen Schoß. Du bist groß und stark, Soldat, Du sollst das Kindlein beschützen, und stellte ihn daneben. Und Du Engelchen, mit Deinen goldenen Locken, wachst über alle, und legte es auf das Dach der Krippe. Die Eltern lächelten sich an und nahmen Peterle in ihre Mitte. Dann stimmten alle zusammen das Lied Vom Himmel hoch an. Die drei wussten nicht wie ihnen geschah, und im Schein der Kerzen und der glänzenden Kugeln straffte der kleine Soldat die Schultern und das Bärchen schnuckelte glücklich mit dem Schnäuzchen und der Engel breitete die Arme aus… und wacht über uns alle!
Der Christbaumschmuck
Astrid Ewald
In einem alten Umzugskarton in der hintersten Ecke lagen sie – das ganze Jahr über weich eingepackt, vor Staub geschützt. Fernab der kleinen Kinderhände, die sie unermüdlich auf der Suche nach dem herrlichen Glanz untersuchen möchten: die glänzende, silberne Christbaumkugel, der kleine, trommelnde Blechsoldat, das zierliche, goldgelockte Engelchen und das knuddelige Bärchen mit der roten Mütze. Das Jahr neigte sich dem Ende entgegen und der Duft von Honig und Zimt zog durch das Haus. Gespannte Vorfreude lag in der Luft. Der große Tag kam näher. Dieses Jahr möchte ich ganz oben hängen, gleich unter dem großen goldenen Stern auf der Tannenspitze! sagte das zierliche Engelchen. Nur da kommt mein goldgelocktes Haar am besten zur Geltung. Ha, das kommt ja gar nicht in Frage. Ich gebe hier den Ton an! herrschte der kleine Blechsoldat das Englein an. Ich brauche den Überblick. Ohne mich gibt es doch am gesamten Baum keine Ordnung! Ordnung? Wir haben Weihnachten! Das Fest der Liebe, des Lichts und der Gefühle. Ist da Ordnung denn das Wichtigste? Warum geht es denn nur um Euch? brummte das Bärchen. Ich bin ganz neu hier, ich möchte dieses Jahr nach oben zum Stern! Das ist mein allererstes Weihnachtsfest! Das möchte ich alles ganz genau von oben beobachten! Ein zotteliger Bär – ganz oben, schimpfte der Soldat, wo kämen wir denn da hin? Ja genau, sagte das Engelchen, da glänzt doch nichts! Mein Haar ist gülden und spiegelt den Glanz der Kerzen am schönsten wider. Nichts ist so kalt wie das Blech des Soldaten und so stumpf wie das Fell des Bären. Liebe Kugel, nun sag doch auch mal was! Wartet ab, wie es den Menschen gefällt. Ich bin nur eine von Kugeln. Und nur gemeinsam machen wir den Christbaum zu dem, was Kinderaugen leuchten macht.
Am Morgen des Weihnachtstages wurde die Tür zum Speicher geöffnet und der Vater der Familie holte die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck. Als er den Karton neben dem Tannenbaum abstellte, hörten das Engelchen, der Soldat, das Bärchen und die Kugel die Mutter sagen: Liebling, was hältst Du davon, wenn wir dieses Jahr den Baum einmal nur mit Kerzen, Kugeln und dem großen Weihnachtsstern auf der Spitze schmücken? Ja, ich glaube, das sieht gut aus, lass’ es uns so machen! Und so geschah es, dass das Engelein mit dem goldgelockten Haar, der stolze Soldat mit seiner Trommel und das rotbemützte Bärchen eingepackt in ihrer Kiste blieben und allesamt bitterlich weinten. Wie können sie das nur machen? schluchzte das Engelchen. Eine Schande! schniefte der Soldat. Mein erstes Weihnachten – in einer Kiste! brummte das Bärchen und eine dicke Träne der Enttäuschung kullerte über sein braunes Fell. Der Baum war geschmückt, die Kiste wieder auf den Speicher gebracht. Es wurde langsam dunkel. Die heilige Nacht brach an. Es wurde ganz still im Haus und plötzlich konnte man das feine Glöckchen des Christkindes hören. Die Tür zum Wohnzimmer ging auf und die Kinder kamen herein – zuerst ganz schüchtern, dann langsam etwas mutiger und mit leuchtenden Augen. Ganz andächtig blieben sie vor dem Baum stehen und begannen Oh Tannenbaum zu singen. Doch auf einmal hörte das kleine Peterle auf, durchsuchte mit seinen Äuglein den ganzen Baum und stellte traurig fest, dass sein Englein, sein Soldat und sein neues Bärchen fehlten. Er sauste so schnell er konnte die Treppen hinauf zum Speicher, öffnete die Christbaumschmuckkiste und holte die drei heraus. Er drückte sie fest an sich und lief wieder hinunter ins Wohnzimmer. Unter dem festlich glänzenden Baum stand die Krippe mit der heiligen Familie. Peterle kniete sich davor. Die anderen standen ganz still und Vater und Mutter sahen sich fragend an. Er wickelte das Bärchen aus seinem Seidenpapier, flüsterte: Du bist so kuschelig und warm, bei Dir fühlt sich das Christkind geborgen, und legte das Jesulein in seinen Schoß. Du bist groß und stark, Soldat, Du sollst das Kindlein beschützen, und stellte ihn daneben. Und Du Engelchen, mit Deinen goldenen Locken, wachst über alle, und legte es auf das Dach der Krippe. Die Eltern lächelten sich an und nahmen Peterle in ihre Mitte. Dann stimmten alle zusammen das Lied Vom Himmel hoch an. Die drei wussten nicht wie ihnen geschah, und im Schein der Kerzen und der glänzenden Kugeln straffte der kleine Soldat die Schultern und das Bärchen schnuckelte glücklich mit dem Schnäuzchen und der Engel breitete die Arme aus… und wacht über uns alle!