Also ich bin damit groß geworden, zu immer wiederkehrenden Tagen überall Flaggen an den Balkonen und Fenstern und Autos zu sehen. Nur das es damals ein "Muss" war und man schief beäugt wurde, wenn man es nicht tat.Lässt er doch, nur geht es manchem nunmal auf die Nerven, wenn er überall, wo man hinsieht, nur noch ein Flaggenmeer sieht. Sogar in der Schule haben die Leute die Flaggen auf die Bänke etc. gelegt.
Sie können sich doch freuen über "ihre" Fußballmannschaft und wenn "sie" ein Spiel gewonnen haben. Aber jemand, der damit nichts zu tun haben will, hatte nicht ansatzweise die Möglichkeit diesem Trubel auszuweichen.
Heute wird man schief beäugt, wenn man seine Staatsflagge am Fenster zu hängen hat. Wie sich doch die Welt und die Ansichten ändern Nur nebenbei bemerkt: ich selbst habe keine Flagge oder Fahne irgendwo zu hängen.
Was ist so verkehrt daran, während 4 Wochen EM/WM sich zu seiner favorisierten Mannschaft zu bekennen und dessen Flagge/Fahne zu schwenken. Bei normalen Bundesliga-Spielen wird dies von den Fans auch getan. Verstehe diese Aufregung nicht. Ich finde, das hat im Falle der EM/WM nichts mit Nationalstolz zu tun, sondern eher wirklich im sportlichen Sinne mit dem 12. Mann. Egal wie die favorisierte Mannschaft spielt, steht man zu ihr und wendet sich bei einer Niederlage nicht ab. Das macht einen Fan aus. Sich für und mit andere/n zu freuen, aber auch bei einer Neiderlage immernoch da zu sein.
Siehe dazu auch einen Teil meines eben gebrachten Beitrags zu deinem ersten Abschnitt. Die Flaggen haben etwas mit der Mannschaft zu tun. Und wenn es nunmal die National-Mannschaft ist, die als ihre Fahne die National-Fahne hat, wird diese eben rausgehangen. Wenn die Hertha hier spielt, hängen die Anhänger ihre weiß-blauen Fahnen raus oder tragen sie um den Körper. Sowas siehst du bei jedem Fußball-Spiel. Das, was in den letzten 4 Wochen hier in Deutshcland abging hat weder etwas mit Patriotismus geschweige denn Nationalismus zu tun. Schade, dass von einigen Ottonormal-Linken diese beiden Aspekte (Sport und Politik) zu gerne vermischt werden.Dieser komische Patriotismus für zwei Wochen bringt mich nunmal nur zum Augen rollen. Ich kenne einige Leute, die sich dauerhaft als Patriotisten empfinden und mit denen ich gut klar komme, aber dieser zwei-wöchige Hype erscheint mir einfach nur gänzlich lächerlich.
Denn kaum verliert Deutschland im Finale (die andere Mannschaft hat nunmal einfach besser gespielt), verschwindet der Großteil der Flaggen wieder. Wozu haben sie es also gemacht? Wozu hängt man überhaupt die Flagge aus dem Fenster? Um zu zeigen, dass man Deutsch ist? Weiß sicher niemand in diesem Land.
Von "Stolz-sein" ist hier nicht die Rede. Ich bin auch nicht immer stolz darauf, was hier in diesem Land geschieht und getan wird. Fühle mich aber dennoch meinem Mutterland hingezogen. Und wenn ich mir mal die Geschichte der letzten 1000 Jahre ansehe, finde ich ein inneres Lächeln an mir. Ich sage dir auch wieso: Es gibt etliche Menschen, die auf dem Gebiet der Deutschen geboren wurden, die Leistungen für die Welt erbracht haben. Sei es in der Wissenschaft, in der Technik, in der Politik oder auch nur in der Literatur oder der Musik. Ich finde es schön, wenn die 9. Sinfonie Beethovens als Europa-Hymne dargestellt wird. Da haben zwei Deutsche etwas geschrieben, was die ganze Welt betrifft und auch rührt (Beethoven=Musik, Schiller=Text).Und zu Poopsie: Ich fühle mich als in diesem Land Geborene. Das ist ja nunmal ein Fakt. Aber ich bin nicht stolz darauf. Warum? Weil ich dafür nichts getan habe. Weil ich dieses Land nicht großartig verbessert habe, weil ich meine Vorfahren nicht als rein Deutsch, sondern als Menschen dieser Erde ansehe. Das ist alles. Also hänge ich lieber meine "Diese Stadt hat Nazis satt" Flagge aus dem Fenster, denn das ist etwas, womit dieses Land zu kämpfen hat, zumindest ich hier oben in Mecklenburg-Vorpommern. Und ja, Patriotismus ist etwas anderes als Nationalismus.
Noch etwas: Aber nur eine "Diese Stadt hat Nazis satt" -Flagge rauszuhängen, bringt nicht wirklich viel. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass es sinnvoller wäre, nicht nur zu reden, sondern auch zu klotzen. Vielleicht sollte man es mal mithilfe von Investoren, Spendern, Politikern usw. schaffen, etwas mehr für die Jugs vor Ort zu tun. Hey, denen ist doch auch nur langweilig. Und jeder weiß, was passieren kann, wenn Jugendliche in ihrer Naivität Frust schieben. Bestes beispiel ist wirklich Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen usw. Genau hier fehlt so einiges. daher war ja mein Vorschlag an euch Linken: Engagiert euch und bringt es bundesweit zu etwas, damit ihr langhaltig etwas verändern könnt, wenn ihr es denn wollt. Doch vergißt dabei nicht, dass eine Menschenhorde Regeln und Ordnungen braucht. Denn Sodom und Gomorrha brauchen wir nicht noch einmal.
Gruß, Poo
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