Misshandlungsvorwürfe: Mixa dialogbereit

Augsburg/München (dpa) - Der Augsburger Bischof Walter Mixa will mit ehemaligen Zöglingen eines Kinderheims über gegen ihn erhobene Misshandlungsvorwürfe sprechen.

In einer Erklärung schrieb Mixa am Donnerstag, er wolle mit den ehemaligen Bewohnern des Heims St. Josef im bayerischen Schrobenhausen über deren Erinnerungen, Erlebnisse und Vorwürfe reden. Die große Mehrheit der katholischen Bistümer in Deutschland will in den Karfreitags-Gottesdiensten eine besondere Fürbitte für die Opfer von sexuellem Missbrauch halten.

Mixa ist als erster amtierender Bischof in Deutschland konfrontiert mit Misshandlungsvorwürfen. «Ich bin zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen, die mir gegenüber erhoben werden. Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe», hieß es in der Erklärung des Augsburger Bischofs.

Zwei der angeblich von ihm verprügelten Heimkinder haben nach einem Bericht von «sueddeutsche.de» ablehnend auf das Dialogangebot reagiert. Sie könnten in Mixas Äußerungen kein annehmbares Gesprächsangebot erkennen, erklärten sie. Man werde erst dann ein Treffen in Betracht ziehen, wenn der Bischof eingestehe, dass er sie geschlagen habe. «Ich spreche auf keinen Fall mit jemandem, der mich als Lügner hinstellt», zitierte der Internetdienst eine der beiden Frauen. Sie werfen Mixa vor, er habe sie als Stadtpfarrer im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen vor 30 Jahren brutal geprügelt und verletzt.

Papst geht nicht auf Missbrauchsskandal ein

Papst Benedikt XVI. ging zu Beginn der Osterfeierlichkeiten in Rom in seiner Predigt vor vielen Kardinälen, Bischöfen und Priestern nicht auf den Missbrauchsskandal ein, der in Irland und Deutschland die katholische Kirche in eine tiefe Krise gestürzt hat. Priester seien berufen, «in der Gemeinschaft mit Jesus Christus Menschen des Friedens zu sein, der Gewalt entgegenzustehen und der größeren Macht der Liebe zu vertrauen», sagte der Papst.

21 von 27 Diözesen wollen die vorgeschlagene Fürbitte des Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, des Trierer Bischofs Stephan Ackermann, unverändert übernehmen. Das ergibt sich aus Angaben der Bischofskonferenz und einer dpa-Umfrage. In dem von Ackermann vorgelegten Text wird gebetet «für die Kinder und Jugendlichen, denen inmitten des Volkes Gottes, in der Gemeinschaft der Kirche, großes Unrecht angetan wurde, die missbraucht und an Leib und Seele verletzt wurden».

Laienorganisation: Mixa soll Amt ruhen lassen

Die katholische Laienorganisation «Wir sind Kirche» forderte Mixa auf, solange sein Amt ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt sind. Das Ordinariat hat Berichte über Ohrfeigen, Fausthiebe und Schläge auf das nackte Gesäß als «absurd und erfunden» zurückgewiesen. Mixa solle gezielt diffamiert werden, hieß es. Der «Süddeutschen Zeitung» liegen nach eigenen Angaben eidesstattliche Erklärungen der mutmaßlichen Opfer vor. Inzwischen habe sich ein weiteres ehemaliges Heimkind gemeldet und erklärt, von Mixa damals brutal geschlagen worden zu sein.

Der Sprecher der Regierung Oberbayern sagte, über die angeblichen Vorfälle sei in den Akten von damals nichts zu finden. Damit sei die Angelegenheit erledigt. Die Regierung prüft inzwischen als Heimaufsichtsbehörde Misshandlungs-Vorwürfe in dem Kinder- und Jugendhilfezentrum aus jüngerer Zeit. Dabei geht es um mögliche Fälle, die noch nicht verjährt sind.

Der Präfekt der Glaubenskongregation, der amerikanische Kardinal William Levada kritisierte die «New York Times» wegen ihrer Berichterstattung zu Missbrauchsfällen in den USA. In einem Schreiben mit dem Titel «Wie es ein Amerikaner im Vatikan sieht» wirft Levada dem Blatt vor, mit Attacken auf den Papst die Regeln der Fairness verletzt zu haben.

Erzbischof Marx: Weg der Erneuerung nötig

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sagte am Donnerstag bei einer Messe in der Münchner Frauenkirche, die Missbrauchsfälle hätten das Antlitz der Kirche entstellt. Die Kirche sei aufgerufen, einen «Weg der ständigen Erneuerung» zu beschreiten, betonte Marx nach Angaben des Ordinariats. An die Priester gewandt sagte Marx: «Helfen Sie jetzt und in den kommenden Monaten und Jahren mit, das Vertrauen in die Kirche und in einen menschenfreundlichen Gott, das bei vielen zerbrochen ist, durch Demut und durch Hinhören wieder zu gewinnen.»

Der protestantische Theologe und Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Universität München, Friedrich Wilhelm Graf, kritisierte den Umgang der katholischen Kirche mit dem Missbrauchsskandal. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk, das am Ostersonntag gesendet werden soll, sagte Graf über die Kirche: «Sie hat gelogen, sie hat verdrängt, sie hat ignoriert, sie hat vorsätzlich Opfer betrogen. Das alles kann man nicht schönreden.»

In Österreich bekannte sich der Wiener Kardinal Christoph Schönborn im Missbrauchsskandal zur Schuld der katholischen Kirche. In einem Bußgottesdienst im Wiener Stephansdom sagte der Geistliche am Mittwochabend: «Wir bekennen, dass wir die Wahrheit nicht erkennen wollten, dass wir vertuscht und falsches Zeugnis gegeben haben.» Der Bußgottesdienst, zu dem 3000 Menschen gekommen waren, wurde von der kirchenkritischen Organisation «Wir sind Kirche» mitgestaltet, die sich für Reformen wie die Abschaffung des Zölibats einsetzt. Opfer oder deren Vertreter schilderten vor dem Altar ihre Erlebnisse.

Kirchen / Kriminalität
01.04.2010 · 19:42 Uhr
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