Kind in Neckar geworfen - Lebenslang für Mutter

Stuttgart (dpa) - Iva-Maria hatte keine Chance. Eben noch hatte ihre Mutter für sie Überraschungseier und eine Barbie-Zeitschrift gekauft, jetzt packt sie die Vierjährige auf der Neckarbrücke von hinten an der Hüfte, hebt sie über das Geländer und lässt sie sechs Meter tief in den Fluss fallen.

Die Kleine schreit. 40 Sekunden kämpft das Mädchen im eiskalten Wasser ums Überleben, dann ertrinkt es qualvoll. Das war heimtückischer Mord, entschied das Landgericht Stuttgart am Mittwoch - und verurteilte die 34 Jahre alte Mutter zu lebenslanger Haft.

Fragen bleiben. «Warum Iva-Maria sterben musste, ist nicht geklärt worden. (...) Sie war arg- und wehrlos», sagt der Vorsitzende Richter Wolfgang Hahn. Unbegreiflich bleibe die Tat, entsetzlich und tragisch. Iva-Maria habe in ihrem Leben zwei Menschen gehabt, denen sie blind vertraute: ihre Mutter und ihren Vater. Dieses Vertrauen habe die Mutter am Abend des 12. Dezember 2008 auf der Brücke in Stuttgart ausgenutzt.

Die Frau nimmt das Urteil nahezu regungslos zur Kenntnis, nur einige Male blickt sie zum Richtertisch auf. «Keine Strafe ist für mich zu viel», sagte sie in der vergangenen Woche. Meist schaut sie auf den Tisch. Ihre Miene bleibt verschlossen. Zu ihrem Mann, Iva-Marias Vater, am anderen Ende des Gerichtssaals geht kein Blick. «Er wollte nur wissen, warum», sagt die Anwältin des Mannes nach dem Urteil. Eine Antwort habe er nicht erhalten.

Ihrem Mann hatte die 34-Jährige damals einen Zettel hinterlassen, auf dem sie ihn als «Riesenidiot» beschimpfte. «Such uns nicht, Du wirst uns nicht finden», stand da. Er könne jetzt fernsehen, «niemand wird Dich dabei stören». Während der Verhandlung hatte sie die Schuld auch bei ihrer Familie, ihren Freunden gesucht. «Diese Leute» hätten sich vier Jahre lang nicht um Iva-Maria gekümmert. «Sie sollten jetzt sehen, was sie angerichtet haben», fasst Richter Hahn zusammen.

Das genaue Motiv bleibt aber im Dunkel. Objektiv sei es eben nicht so gewesen, dass die Frau von allen alleingelassen wurde, betont der Richter. Zwar sei die 34-Jährige vielleicht «ein Stück weit überfordert» gewesen. In den Wochen vor der Tat habe es aber für die Verwandten und Bekannten keine Anzeichen gegeben, die auf einen solchen Mord hingewiesen hätten.

Verzweifelt war die Mutter vor allem in der Zeit, als der Kindergarten Entwicklungsdefizite bei Iva-Maria feststellte. Sie redete sich ein, ihre Tochter sei behindert. Mitte 2008 machte die Kleine aber enorme Fortschritte - das Thema war erledigt. Der Ehemann beschrieb sie als «wie neu geboren», andere als gefasst und erstaunlich ausgeglichen. Sogar ein zweites Kind sei im Gespräch gewesen. Ein Gutachter stellte keine depressive Störung bei der Frau fest; die Tat sei auch nicht im Affekt geschehen und die Mutter somit voll schuldfähig.

«Ich hatte das Gefühl, dass wir zu viel sind auf dieser Welt», hatte die Frau vor Gericht gesagt. Dass sie sich an jenem Dezemberabend auch selbst töten wollte, nimmt ihr das Gericht nicht ab. Auch ein halbherziger Selbstmordversuch 2003 habe lediglich «Appellcharakter» gehabt. Lange sei sie am Abend unentschlossen auf der Brücke hin- und hergelaufen, bevor sie ihre Tochter tötete. «Der eigene Selbstmord stand nicht im Zentrum der Tat», sagt Hahn. Iva-Maria aber musste sterben - sie hatte keine Chance.

Prozesse / Kriminalität / Urteile
27.05.2009 · 16:35 Uhr
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