Iranische Soldaten halten irakische Ölquelle besetzt
Ein General der irakischen Grenztruppen hatte in Bagdad am Freitag einen Sturm der Empörung ausgelöst, als er gemeldet hatte, ein iranischer Stoßtrupp mit gepanzerten Fahrzeugen habe die Ölquelle besetzt und dort die iranische Flagge gehisst. Die von Schiiten dominierte Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki, die gute Beziehungen zum Iran pflegt, spielte den Vorfall zunächst herunter, bestellte dann aber doch den iranischen Botschafter in Bagdad ein, um gegen die Aktion zu protestieren.
Die nationale Ölfirma des Irans dementierte die Berichte aus dem Irak am Freitagabend, wobei sie allerdings eine besonders spitzfindige Formulierung wählte. Ein Sprecher sagte, iranische Soldaten hätten «nicht die Kontrolle über eine Ölquelle auf irakischem Gebiet übernommen». Dies könnte bedeuten, dass der Iran, der mit den Irakern früher einmal über die Besitzrechte für dieses Gebiet diskutiert hatte, nun die Ansicht vertritt, die Ölquelle sei ohnehin Teil des iranischen Staatsgebietes.
Der irakische Regierungssprecher Ali al-Dabbagh hatte Teheran am Freitagabend davor gewarnt, einfach «Fakten zu schaffen». Gleichzeitig schloss die Regierung eine Militäraktion aus und erklärte, man setze auf eine diplomatische Lösung. Die US-Armee, die noch rund 115 000 Soldaten im Irak stationiert hat, reagierte nicht auf die Besetzung der Ölquelle.
Die Schiiten-Parteien im Irak, die sich derzeit auf die Parlamentswahl im März vorbereiten, bringt die Aktion der Iraner arg in Bedrängnis. Denn einerseits wollen sie es sich nicht mit Teheran verscherzen. Andererseits können sie es sich nicht leisten, vor den Wählern als schlechte Patrioten dazustehen, die nicht bereit sind, ihr Land zu verteidigen.
Unter Ex-Diktator Saddam Hussein war die irakische Armee 1990 in Kuwait einmarschiert. Grund für den Waffengang war damals unter anderem die angeblich unrechtmäßige Ausbeutung eines gemeinsamen Ölfeldes an der irakisch-kuwaitischen Grenze gewesen.