An das genaue Detail erinnere ich mich nicht mehr, aber ich halte es für durchaus möglich, das jemand mal die Zeit gestoppt hat, die ein Lokführer von einem Fahrerstand zu anderen braucht, damit die Bahn den verbeamteten Lokführer nicht mit dem Fahrplan stressen kann.![]()
Es ging genau darum, Kelle: Dem Triebfahrzeugführer muß ausreichend Zeit gegeben werden, die ~400m von einem Ende des ICE zum anderen zu laufen. Ich möchte auch nicht, daß der Kerl rennen muß, nur weil es der Fahrplan erfordert.
Interessant an der Kapazitätsdiskussion fand ich, wie die Kapazitätsberechnung von Herrn Prof. Martin gemacht wurde: Er hat sich ausschließlich auf den Bahnhof beschränkt (also eventuelle Einschränkungen in Zu- und Ablaufgleisen ignoriert) und er hat mit Mindesthaltezeiten gerechnet. Damit kommt man zu theoretisch maximalen Kapazität des Bahnhofs, also zu einem Wert, der unter keinen noch so optimalen Bedingungen überschritten werden kann. Das ist aus wissenschaftlicher Sicht durchaus interessant zu wissen.
Für die Kapazitätsberechnung des Kopfbahnhofs hat man aber die tatsächliche durchschnittliche Haltezeit der Züge herangezogen. Damit sind diese beiden Werte aber nicht vergleichbar. Alleine schon aus Gründen der Objektivität sollte mal für den Kopfbahnhof die maximale Kapaziät errechnet werden wenn man annimmt, daß in beiden Triebköpfen ein Triebfahrzeugführer sitzt und ausschließlich Wendezüge eingesetzt werden etc. Wenn man dann diese beiden Werte vergleicht, dann hat man echte Relationen.
Umgekehrt müßte man für den Durchgangsbahnhof die Kapazität mit realistischen Haltezeiten erneut berechnen, also unter den gleichen Voraussetzungen hinsichtlich realistischer Haltedauern, Einschränkung der Zu-/Abfahrt, mit der die Kapazität des Kopfbahnhofs berechnet wurde. Man kann ja statistisch ermitteln, vieviele Fahrgäste in Stuttgart aus einem ICE aus- bzw. einsteigen und auch wie lange das dann dauert.
Man hat dann zwei (oder vielleicht auch mehrere) Wertepaare, die gegeneinander verglichen werden können. Damit bekäme die Diskussion eine solide wissenschaftliche Basis und die Vergleiche hätten Aussagekraft. Vielleicht ergibt sich dann, daß der neue Bahnhof nicht leistungsfähiger als der alte. Oder es ergibt sich, daß der neue nicht mehr um ein drittel mehr leistungsfähiger ist, aber immerhin um 20%, wenn man realistische Berechnungen anstellt. Niemand kann das jetzt sagen, aber sowas ist doch wichtig um einschätzen zu können, ob der Neue wirklich einen Vorteil bringt.
Witzig war auch die entgegnung von Herrn Kefer auf das Argument, daß die Rohrer Kurve ja eingleisig sei und deshalb die Kapazität doch sehr beschränkt. Er meinte nämlich, man könne die Kurve ja auch zweigleisig bauen, solche Probleme also lösen. Recht hat er das schon, der Herr Kefer, aber er hat verschwiegen, daß dann das ganze Projekt noch teurer wird. Das ist jetzt kein Totschlagargument per se, aber die Kosten müssen dann beziffert werden. Ob man bereit ist, die Mehrkosten zu tragen um den Nutzen zu gewinnen, ist dann eine ganz andere Frage. Hier geht es erst mal um Fakten. Die Kapazitätsbeschränkung ist ein Fakt, daß man sie durch Mehrgleisigkeit lösen kann ist auch ein Fakt. Und selbst, daß es dann mehr Geld kosten wird ist ein Fakt, vielleicht sogar die Summe, die dafür aufgewendet werden muß.
Solche Fakten brauchen wir, dann muß jeder für sich entscheiden, ob die Investition gerechtfertigt ist oder nicht.