[N] Gegnerischer Anwalt fordert 15 Jahre Haft für Marco

Folgende News wurde am 22.10.2007 um 18:13:13 Uhr veröffentlicht:
Gegnerischer Anwalt fordert 15 Jahre Haft für Marco
DPA-News

Köln (dpa) - Der in der Türkei wegen sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen angeklagte Schüler Marco aus Deutschland soll nach dem Willen des Anwalts des Mädchens 15 Jahre ins Gefängnis. «Ich denke, dass Marco wegen Vergewaltigung verurteilt werden sollte», sagte Ömer Aycan, der türkische Anwalt, der die Familie der 13-jährigen Britin Charlotte vertritt, am Montag in der ARD-Sendung «Menschen bei Maischberger» (Sendetermin Dienstagabend 22. 45). «Es ist ein Strafmaß von 8 bis 15 Jahren vorhanden», erläuterte er. Da es in diesem Fall zu seelischen Schäden gekommen sei, «plädieren wir für das Höchstmaß an Strafe». Der türkische Strafrechtsprofessor Bahri Öztürk wies darauf hin, dass sexueller Verkehr eines 17-Jährigen mit einer 13-Jährigen in jedem Fall strafbar sei, auch wenn kein Zwang ausgeübt worden sei. Marco wird vorgeworfen, Charlotte im Osterurlaub sexuell missbraucht zu haben. Der Junge aus dem niedersächsischen Uelzen, der seit dem 12. April in Antalya in Haft sitzt, bestreitet die Vorwürfe. Aycan kritisierte die Einmischung deutscher Politiker in den Fall. «Es hat mich sehr beunruhigt, dass wir wie eine Bananenrepublik mit einem Ultimatum belegt wurden», sagte er. Auch der ehemalige niedersächsische Justizminister und Kriminologe Christian Pfeiffer bezeichnete dies als «unklug». Es sei allerdings nach deutschem Recht unvorstellbar, dass jemand wegen Vergewaltigung verurteilt werde, ohne dass es dafür Beweise gebe und ohne dass das Opfer seine Aussage vor Gericht wiederholt habe. Charlotte hat nur eine Aussage gegenüber der britischen Polizei abgegeben. Marcos Rechtsanwalt Michael Nagel kündigte an, dass er notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ziehen werde. Ein Geschlechtsverkehr habe nachweislich nicht stattgefunden: «Das Mädchen ist noch Jungfrau. Die Beweislage ist für Marco eindeutig entlastend. » Eine Verurteilung wäre deshalb «in jedem Fall ungerecht».
 
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich die deutsche Politik aus diesem Fall heraus halten sollte. Wenn Deutsche das türkische Rechtssystem infrage stellen, dann sollen sie eben dort keinen Urlaub machen. Es ist doch nicht das erste Mal, dass so eine Justiz-"Unerhörtheit" passiert.
 
Unklug ist das auf jeden Fall, zumindest, wenn dies öffentlich geschieht. Das zeigt mal die Profilierungssucht einiger Politiker. Wenn dies still und leise hinter den Kulissen abläuft, ist das etwas anderes.

Egal, wie es ausgeht, ich denke, das nächste Mal wird er sich einen Ausweis zeigen lassen. Über ein halbes Jahr U-Haft in einem türkischen Gefängnis stelle ich mir unheimlich prägend vor.

Etwas paradox wirkt auf dem ersten Blick die Tatsache, dass an englischen Schulen Kondome und sogar die Pille danach an dreizehnjährige verteilt werden. Hat zwar hiermit überhaupt nichts zu tun, ist mir aber gerade eingefallen.
 
Was ich mich langsam frage ist warum die Engländer es nicht hinbekommen das Mädel zu befragen. So schwer kann das doch nicht sein.

Cya Nightfire
 
In der Tat, dies muss man sich fragen. Ich gehe mal davon aus, dass die Justiz in der Türkei ähnlich viel zu tun hat wie hier.

Aber solche Fälle sollten dann doch Vorrang haben, ein halbes Jahr U-Haft finde ich sehr herb.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mittlerweile glaube ich, würde es am meisten bringen, wenn Politiker und Medien zu dem Thema gar nichts mehr sagen. Denn durch den öffentlichen Druck wird die Lage von Tag zu Tag schwieriger.

Aber leider werden sich die Medien nicht dran halten, da das "gemeine Volk" input haben will.

Daher sollten die Medien sich jetzt besser zurückhalten und nachdem ein Urteil gesprochen wurde berichten. Hierbei geht es nicht darum das Thema totzuschweigen, sondern viel mehr Schaden von der Familie abzuhalten. Oft hat in solchen Fällen medialer Druck etwas erreicht, aber diesmal verschlimmert er leider nur alles.
 
Ach weißt Du...

Aktuell gibts in Leipzig einen Fall, wo ein türkischer Staatsangehöriger in erster Instanz wegen Vergewaltigung/sexuellem Missbrauchs verurteilt wurde.

Er ging in Revision.

Haftrichter setzte Haftbefehl aus, weil er keine Fluchtgefahr sah.

Seltsamerweise hat sich der Mann in die Türkei abgesetzt.


Seid doch froh, hat man einen Türken weniger zu versorgen...:roll:

Was da abgeht, die Spinnen doch und sowas will noch in die EU
 
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich die deutsche Politik aus diesem Fall heraus halten sollte. Wenn Deutsche das türkische Rechtssystem infrage stellen, dann sollen sie eben dort keinen Urlaub machen. Es ist doch nicht das erste Mal, dass so eine Justiz-"Unerhörtheit" passiert.


Das türkische Rechtssystem wurde in den letzten 2 Jahren zu 99% der Deutschen und (Rest-Europäischen) Rechtsprechung angeglichen. Unsere eigenen Gesetzesvorlagen wurden dort übernommen und umgesetzt. Das war einer der Bedingungen für eine evtl. Aufnahme der Türkei in die EU (die auch erfüllt wurde). Insofern verstehe ich das Gemoser der Leute nicht. "Wir" haben denen "unsere" Gesetze aufs Auge gedrückt und jetzt wo "sie" sich auch daran halten, ist es auch nicht gut.

Marco hätte keine Minderjährige anpacken dürfen. Er ist über 16 - sowohl hier wie dort, ist es nicht erlaubt mit den Tatschen an ein jüngeres Mädchen zu gehen. Da hätte Göre 100x schreien können "nimm mich". Er ist über 16, also ist alles, was jünger ist als er für ihn automatisch tabu. Da spielt Freiwilligkeit und/oder Gewalt schon gar keine Rolle mehr. Normalerweise sollten seine Eltern ihn über so etwas aufgeklärt haben, wie er sich (vor allem im Ausland) zu benehmen hat und zwar vor Urlaubsantritt.

Mir tut der Junge leid, aber ich verteufel nicht die Türkei und deren Justiz (die wir ihnen schließlich auferlegt haben).
 
Kleiner Unterschied zu deutschland: Hier säße er keine 6 Monate in Haft und teilt sich mit weiteren 20 Leuten eine Zelle und es werden auch keine 10 oder 15 Jahre Haft beantragt :roll:
 
"Wir" haben denen "unsere" Gesetze aufs Auge gedrückt und jetzt wo "sie" sich auch daran halten, ist es auch nicht gut.
Ich glaube, es geht hier niemandem um die Verhandlung an sich. Es geht darum, dass man ihn dort monatelang in U-Haft sitzen lässt und das Verfahren von den Engländern verschleppen lässt, ohne darauf passend zu reagieren. Das Verfahren hätte man längst abschliessen können. Mit welchem Urteil ist erst einmal Sache der türkischen Justiz.

Im Rest der EU sässe er vermutlich nicht in U-Haft, in Deutschland bin ich da zu 99,9% sicher.

Marty
 
[...]auch keine 10 oder 15 Jahre Haft beantragt :roll:


Ich weiß nicht, ob es jetzt so lobenswert ist, dass Kindermissbrauch und Vergewaltigung in Deutschland nicht so stark geahndet werden wie Steuerhinterziehung oder ähnliches... :roll:



~ Renommeekommentar entfernt von Maastaaa ~
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der U-Haft muss man schon bedenken, dass wohl der begründete Verdacht der Fluchtgefahr besteht. Wer an seiner Stelle würde nicht versuchen, außer Landes zu kommen?

Meine Kritik richtet sich eher an die Länge der U-Haft und die Untätigkeit der englischen Behörden.
 
humpfbunkel

also meiner meinung nach sollte marco dieses maedchen richtig dicke auf schmerzensgeld verklagen wenn er erstmal wieder draussen ist.

mfg der moe
 
Kannst Du das belegen?
Wieviele von meinen Beiträgen in diesem Thread zu exakt diesem Thema hast Du jetzt überlesen?

Wie soll ich belegen, dass etwas nicht passiert? Vielleicht durch Negativ-Beweis. Es gab in Deutschland, soweit ich das nachverfolgen kann, bisher kein einziges Mal eine U-Haft für einen Jugendlichen in solch einem Fall. Und ich gehe davon aus, dass es deshalb für Marco (oder einen türkischen Jugendlichen in Deutschland) genauso wäre.

Jugendliche stehen in Deutschland strafrechtlich unter so hohem Schutz, dass eine U-Haft nur in ganz extremen Fällen verhängt wird (mehrfacher Wiederholungstäter, akute Fluchtgefahr etc.)

Marty
 
Marco-Prozess ist erneut vertagt

Antalya (dpa) - Der Missbrauchprozess gegen den deutschen Schüler Marco ist am Freitag im türkischen Antalya erneut vertagt worden worden. Der 17-Jährige aus dem niedersächsischen Uelzen bleibe weiter in Untersuchungshaft, sagte eine Gerichtssprecherin.

Das Verfahren solle am 20. November fortgesetzt werden. Marco wird vorgeworfen, in den vergangenen Osterferien das britische Mädchen Charlotte sexuell missbraucht zu haben. Der Junge, der seit mehr als einem halben Jahr in Haft ist, bestreitet dies. Charlottes Anwalt legte am Freitag dem Gericht die Aussage des Mädchens vor. Darin bekräftige die 13-Jährige den Vergewaltigungsvorwurf gegen Marco, sagte Anwalt Ömer Aycan.

Wie der Anwalt weiter mitteilte, sei die 170-seitige Vernehmung von Charlotte sowie ihrer Schwester und ihrer Mutter allerdings auf Englisch protokolliert. Sie könne deshalb erst nach einer Übersetzung ins Türkische beim kommenden Prozesstermin eine Rolle spielen. Die Britin war nach einem Rechtshilfeersuchen Anfang Oktober in ihrer Heimat vernommen worden.

In Marcos Heimatstadt Uelzen machten Bekannte und Unterstützer unterdessen mit einer Mahnwache auf die Situation des Jugendlichen aufmerksam. Seit Donnerstagabend harrten mehrere Dutzend Menschen in einem beheizten Zelt aus. «Schluss mit der Qual eines Unschuldigen» und «Gerechtigkeit heute» stand auf einigen der Transparente.

So langsam entwickelt sich der Prozess aber zu einer Farce. Warum ist die erst Anfang Oktober vernommen wurden? Und warum dauert es dann noch Wochen, bis das Protokoll in die Türkei kommt, es wurde wohl auch nicht sofort bemerkt, dass das ja tatsächlich in Englisch ist?
 
Jeder der da noch von einem "fairen Prozess" spricht muss wohl mit verschlossenen Augen und Ohren leben, ich finde das einfach nur noch dreist...Marco wird doch sein Leben lang dadurch gezeichnet bleiben...