Zufriedenheit bei CDU und SPD über TV-Duell
Insgesamt 14,18 Millionen Zuschauer auf ARD, ZDF, RTL und Sat.1 sahen den verbalen Schlagabtausch zwischen Merkel und Steinmeier. Vor vier Jahren hatte das Duell zwischen Merkel und dem damaligen Amtsinhaber Gerhard Schröder (SPD) noch 20,98 Millionen Menschen vor den Fernsehschirmen versammelt.
Steinmeier sieht seine Partei nach dem Aufeinandertreffen mit Merkel gestärkt für die Schlussphase des Wahlkampfes. «Das gibt uns Rückenwind für die nächsten 14 Tage, jetzt auf der Zielgerade war und ist das notwendig», sagte der Vizekanzler am Rande des Gewerkschaftstages der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in Berlin. «Bei der Diskussion um Inhalte sind Unterschiede deutlich geworden. Darum ging es», sagte er.
Die Opposition kritisierte den Schlagabtausch erneut scharf. Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, sprach im ARD-«Morgenmagazin» von einer «Kuschelveranstaltung», die Grünen- Spitzenkandidatin Renate Künast von «Selbstbeweihräucherung». Bartsch warf Steinmeier vor, nicht angegriffen und stattdessen ein «Bewerbungsgespräch» mit Merkel für weitere vier Jahre als Vizekanzler geführt zu haben.
Auch FDP-Generalsekretär Dirk Niebel wertete das 90-minütige Duell als Plädoyer der beiden Kontrahenten für eine Fortsetzung der großen Koalition. «Das ganze sogenannte Duell war auf "weiter so" ausgerichtet», sagte er im «Morgenmagazin». Keiner von beiden habe gewonnen. «Es gibt nur einen Verlierer, nämlich Deutschland, weil klar ist, dass keiner gezeigt hat, welche Perspektiven für die nächsten vier Jahre notwendig sind, um den Wohlstand der Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und dafür zu sorgen, dass wir international wettbewerbsfähig sind.»
Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte vor einer CDU- Präsidiumssitzung: «Angela Merkel hat Recht gehabt, ihrem Stil treu zu bleiben.» Die für viele unerwartet gute Resonanz des SPD- Kandidaten wollte Koch nicht überbewerten: «Es gibt auch Leute, die positiv überrascht sind, dass er die Sätze seiner Partei einigermaßen gerade sagen kann.» Unions-Fraktionschef Volker Kauder sagte, er habe einen Kanzlerkandidaten der SPD erlebt, «der auf die Frage, wie er eine Regierung bilden will, keine Antwort gegeben hat». Steinmeier habe viel darüber gesprochen, was er nicht wolle.
Die CSU warnte die Union vor übergroßer Zuversicht. Die Bundestagswahl am 27. September sei offen und für die Union noch nicht gewonnen, sagte CSU-Chef Horst Seehofer in München. CSU- Landesgruppenchef Peter Ramsauer erklärte, es habe sich um ein Duell «zwischen vier Moderatoren und zwei Politikern» gehandelt.
Nach Ansicht des Medien-Experten Lutz Hachmeister könnte der Rahmen für künftige TV-Duelle deutlich kleiner ausfallen: «Die Duelle sollten in der Zukunft von weniger Sendern und weniger Interviewern gestaltet werden», sagte Hachmeister, Direktor des Institut für Medien- und Kommunikationspolitik, der Deutschen Presse-Agentur dpa.