Zahl der Überschuldeten steigt erstmals seit 2018 - Experten befürchten weitere Zunahme im nächsten Jahr

Die Anzahl der überschuldeten Bundesbürger ist erstmals seit 2018 wieder gestiegen, wie aus dem "Schuldneratlas Deutschland 2023" der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervorgeht. Demnach gab es einen Anstieg um 17.000 Menschen auf insgesamt 5,9 Millionen überschuldete Personen, was einem Anteil von 8,51 Prozent der Erwachsenen entspricht. Creditreform-Experte Patrik-Ludwig Hantzsch sieht dies als einen Vorboten für einen stärkeren Anstieg im kommenden Jahr. Die Unternehmen hätten ihre Methodik umgestellt, daher sei die Zahl der Überschuldungen in der neuen Berechnung leicht gesunken, vergleiche man jedoch auf Grundlage der gleichen Methodik wie im Vorjahr, ergäbe sich ein Anstieg auf 5,9 Millionen.

In den vergangenen Jahren war die Zahl der Überschuldungen kontinuierlich gesunken, doch die Coronakrise hat eine Trendwende eingeleitet. Durch niedrige Zinsen, staatliche Hilfen und die geringeren Möglichkeiten zum Geldausgeben während der Pandemie gerieten die Menschen seltener in eine Schuldenfalle. Doch nun sehen die Aussichten düster aus: Die konjunkturellen Aussichten sind trüb, die Arbeitslosenzahlen steigen und die Zinsen ziehen an. Menschen, die beispielsweise eine Wohnung abbezahlen und dafür einen neuen Kredit benötigen, müssen nun tiefer in die Tasche greifen. Zudem sind die Lebenshaltungskosten weiterhin hoch. Diese Faktoren führen dazu, dass immer mehr Menschen finanziell aus dem Gleichgewicht geraten.

Besonders besorgniserregend ist die Zunahme der Überschuldung bei den Unter-30-Jährigen. Dies liegt auch an einer neuen Form von Ratenkrediten von Online-Zahlungsdienstleistern, die unter dem Slogan "Buy now pay later" immer stärker bei jungen Leuten Anklang finden. Konjunkturforscher Rainer Bovelet warnt davor, dass die Zahlungen erst in einem halben oder ganzen Jahr fällig werden und die Leute dadurch den Überblick verlieren können. Nach zehn Jahren ohne Anstieg ist die Zahl der überschuldeten Unter-30-Jährigen wieder angestiegen.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung verzeichnet ebenfalls eine deutliche Zunahme von Anfragen von Menschen mit Schulden. Die staatlich anerkannten und kostenfrei zugänglichen Beratungsstellen sind aufgrund der hohen Nachfrage überlastet. Ines Moers, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, fordert daher einen massiven Ausbau dieser Stellen.

Verbraucherschützer setzen sich für einen besseren Schutz der Menschen bei der Kreditvergabe ein, um eine Überschuldung von vornherein zu verhindern. Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert eine zwingende Erfassung des verfügbaren Einkommens bei der Kreditwürdigkeitsprüfung seitens der Kreditgeber. Zudem sieht sie die "Buy now pay later"-Angebote als problematisch an und ruft die Bundesregierung dazu auf, gesetzlich nachzuschärfen.

Die Creditreform-Experten gehen zwar davon aus, dass im kommenden Jahr die Zahl der Überschuldungen weiter ansteigen wird, wollen jedoch keine konkrete Schätzung abgeben. Ihre Prognose für 2022 hatte sich bereits als weit daneben erwiesen. Damals hatten sie eine Zunahme prognostiziert und ein Plus von 600.000 Überschuldeten für 2023 als "nicht unrealistisch" bezeichnet. Nun sind es jedoch nur 17.000 geworden. Dies sei deutlich weniger als erwartet, so Wirtschaftsforscher Hantzsch. Er führte dies auch auf vernünftiges Finanzverhalten der Verbraucher zurück, die sich in unsicheren Zeiten zeigten und weniger Konsumausgaben tätigten. (eulerpool-AFX)

Finanzen / Business
[Eulerpool News] · 16.11.2023 · 14:57 Uhr
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