Wulff: Mehr Anerkennung für Afghanistan-Einsatz
Kundus/Masar-i-Scharif (dpa) - Bei seinem ersten Truppenbesuch am Hindukusch hat Bundespräsident Christian Wulff den deutschen Soldaten und Polizisten in Afghanistan demonstrativ den Rücken gestärkt.
«Die deutsche Gesellschaft sollte Danke sagen und sich bewusst sein, was hier geleistet wird», sagte Wulff am Montag im Bundeswehr-Standort in Masar-i-Scharif. In Umfragen lehnt eine Mehrheit der Deutschen den Einsatz ab.
Wulff besuchte anschließend auch die deutschen Soldaten in der nordafghanischen Unruheprovinz Kundus. Am Ehrenhain im Bundeswehr-Feldlager am Rande der Stadt Kundus gedachte er der Gefallenen. Zuvor hatte er den Soldaten in Afghanistan für ihren Einsatz gedankt und mehr gesellschaftliche Unterstützung für deren Engagement gefordert.
Zum Abschluss seines Afghanistan-Besuchs zog Wulff eine positive Bilanz der Gespräche. «Afghanistan ist auf dem richtigen Weg, aber viele kleine Schritte sind erforderlich.» Notwendig sei auch eine Einbeziehung der Nachbarstaaten, die von einer Stabilisierung Afghanistans profitieren würden. Noch einmal dankte Wulff den deutschen Soldaten und Helfern im Land. «Wir zeigen Afghanistan und der Welt, dass auf Deutschland Verlass ist.» Wulff wurde am späten Abend zurück in Berlin erwartet.
Kundus und die Nachbarprovinz Baghlan gehören zu den gefährlichsten Regionen in Nordafghanistan. Bei Anschlägen und Gefechten in den beiden Provinzen sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Bundeswehr-Soldaten getötet worden.
In Afghanistan sind derzeit rund 5000 deutsche Soldaten stationiert. Mit dem Abzug der Bundeswehr soll Ende dieses Jahres begonnen werden. Unklar ist bislang, um wie viele Soldaten die Truppenstärke verringert werden soll. Wulff wurde von Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker begleitet.
In Masar-i-Scharif besuchte Wulff unter anderem ein Polizei-Ausbildungszentrum. Ziel aller militärischen und zivilen Anstrengungen müsse sein, «dass die Afghanen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen», sagte der Bundespräsident.
Bis Ende 2014 sollen die afghanischen Sicherheitskräfte im ganzen Land die Verantwortung von der Nato übernehmen. Als eine der wichtigsten Aufgaben gilt daher der Aufbau von Armee und Polizei. Deutschland ist maßgeblich an der Polizeiausbildung beteiligt.
Im Regionalkommando Nord der Internationalen Schutztruppe Isaf in Masar-i-Scharif, das von der Bundeswehr geführt wird, traf Wulff auch mit US-Soldaten zusammen. «Es was mir ein Bedürfnis, den Amerikanern zu danken», sagte er. «Viele deutsche Soldaten haben mir berichtet, dass sie nur deshalb noch leben, weil sie amerikanische Hubschrauber unter Beschuss aus Gefechtssituationen herausgeflogen haben.»
Wulffs Reise ist der erste Staatsbesuch eines deutschen Bundespräsidenten am Hindukusch seit 44 Jahren. Zuletzt war Bundespräsident Heinrich Lübke 1967 zu einem offiziellen Besuch in Kabul. Aus Sicherheitsgründen war die Reise Wulffs vorher nicht angekündigt worden. Eine im vergangenen Monat geplante Reise war aus Sicherheitsgründen im letzten Moment abgesagt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel war zuletzt im Dezember vorigen Jahres in Afghanistan.