Wegweisende Schritte im Nachgang des Prozesses gegen SBF

Der Zusammenbruch der Kryptowährungsbörse FTX hat einen der größten Betrugsfälle in der Branche aufgedeckt

Einer der größten Betrugsfälle der Kryptobranche wurde durch den Zusammenbruch der Kryptobörse FTX enthüllt. Der ehemalige "Krypto-Wunderkind" und FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wurde am Donnerstagabend wegen sieben Anklagepunkten, darunter Betrug und Geldwäsche, schuldig gesprochen. Die von ihm gegründete Handelsplattform steht im Zentrum des größten Finanzbetrugs in der Geschichte der Kryptobranche und gilt als "einer der größten Fälle von Finanzbetrug in der amerikanischen Geschichte", wie Staatsanwalt Damian Williams betonte.

Der Prozess um Sam Bankman-Fried, der keine vier Wochen dauerte, wird die Gerichte noch über Monate beschäftigen. Zwei wichtige Ereignisse haben den Verlauf des Prozesses geprägt. Erstens konnte die Staatsanwaltschaft auf eine Reihe von Kronzeugen zurückgreifen, die einst zum engsten Kreis von Bankman-Fried gehörten und nun gegen ihn aussagten. Besonders die frühere Leiterin des von Bankman-Fried gegründeten Hedgefonds Alameda, Caroline Ellison, belastete den Angeklagten schwer. Sie gab zu, gemeinsam mit Bankman-Fried über Jahre hinweg gelogen und Bilanzen gefälscht zu haben.

Vor Gericht bestätigte sie auch die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, dass insgesamt bis zu 14 Milliarden Dollar an Kundengeldern von FTX entwendet wurden.

Das zweite Highlight des Prozesses war die Aussage von Bankman-Fried selbst, der sich drei Tage lang den Fragen seines Verteidigers und der Staatsanwaltschaft stellte. Dabei zeigte sich deutlich, dass er auf die Fragen seines Verteidigers besonnen und direkt antwortete, während er bei den Fragen der Staatsanwaltschaft öfters unstrukturiert reagierte und sich auf Gedächtnislücken berief. Der Prozess wurde von Richter Lewis Kaplan überwacht und es kam mehrmals zu Ermahnungen, die Fragen direkt zu beantworten.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Fülle an Beweisen zur Verfügung, darunter interne Chat-Protokolle und Computer-Code, die zeigten, dass der Hedgefonds Alameda praktisch unbegrenzt auf die Kundengelder von FTX zugreifen konnte. Zudem wurden auch Fotos des luxuriösen Lebensstils von Bankman-Fried und seinen engsten Managern, wie Privatjets und einem 35 Millionen Dollar teurem Penthouse, vorgelegt. Dies half der Anklage, ihr Bild von Bankman-Fried als gierigen Unternehmer, der sich nicht an Regeln hält, zu verstärken.

Die Entscheidung über das Strafmaß für Bankman-Fried wird am28. März verkündet. Bei Addition der Strafen für alle sieben Anklagepunkte drohen ihm 110 Jahre Gefängnis. Rechtsexperte Randal Eliason von der George Washington University hält jedoch eine Haftstrafe von 20 bis 30 Jahren für wahrscheinlicher, da in der Regel nicht alle Strafen für alle Anklagepunkte aufaddiert werden. Bankman-Fried sitzt bereits seit August in einem Gefängnis in Brooklyn, da seine Kaution aufgrund des Verdachts der Zeugenmanipulation widerrufen wurde.

Die Verteidigung von Bankman-Fried, angeführt von Mark Cohen, deutete am Donnerstagabend eine mögliche Berufung an. "Wir respektieren die Entscheidung der Jury, sind aber sehr enttäuscht über das Ergebnis", erklärte Cohen. Bankman-Fried beharrt weiterhin auf seiner Unschuld und wird die gegen ihn erhobenen Vorwürfe energisch bekämpfen. Allerdings sind die Hürden für eine Berufung hoch. Zudem könnte Bankman-Fried im kommenden Jahr noch in einem separaten Verfahren angeklagt werden, in dem es um Bestechung von chinesischen Beamten geht.

Neben Caroline Ellison haben auch Gary Wang und Nishad Singh Deals mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt. Wang gründete FTX und Alameda gemeinsam mit Bankman-Fried, hielt jedoch nur einen kleineren Anteil an den Unternehmen. Singh war als Chef-Ingenieur bei FTX tätig. Beide sagten aus, dass sie auf Anweisung von Bankman-Fried geholfen hätten, Milliarden von Kundengeldern von FTX an Alameda zu überweisen.

Alle drei haben sich im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit der Staatsanwaltschaft schuldig bekannt. Das genaue Strafmaß für sie ist noch unklar, es ist jedoch möglich, dass sie Teile ihrer üppigen Gehälter, Boni und anderer Vergünstigungen zurückzahlen müssen. Singh hat bereits bereitwillig Vermögenswerte im Wert von 3,7 Millionen Dollar abgegeben, darunter ein Haus und Anteile an einem Startup-Unternehmen für künstliche Intelligenz, das er für 40 Millionen Dollar gekauft hatte.

Direkt nach dem Zusammenbruch von FTX fielen die Kryptowährungspreise deutlich, erholten sich jedoch in mehreren Phasen. Im Frühjahr profitierte besonders die größte und älteste Kryptowährung, Bitcoin, von der Krise bei US-Regionalbanken. Dies führte bei einigen Anlegern zu einer Rückkehr in die Kryptowelt, aus Sorge vor einer möglichen neuen Finanzkrise.

In den letzten Wochen war die Aussicht auf einen Bitcoin-ETF ein wichtiger Treiber für den Kurs. Der größte Vermögensverwalter der Welt, Blackrock, reichte im Sommer einen Antrag für einen Bitcoin-ETF bei der US-Börsenaufsicht SEC ein, was zu einem neuen Enthusiasmus führte. Am Freitagmorgen lag der Bitcoin-Kurs bei 34.408 Dollar (32.378 Euro), was einem Anstieg von 107 Prozent seit Jahresbeginn entspricht.

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[Eulerpool News] · 03.11.2023 · 15:00 Uhr
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