Vom Taktik-Shooter zum Terror-Trip: Crossfire wagt mit dem Horror-Ableger „Rainbow“ einen radikalen Neuanfang
Die Marke „Crossfire“ ist ein globaler Gigant, ein Titan des Taktik-Shooters, dessen Versuche, sein Universum über die angestammten Grenzen hinaus zu erweitern, bisher jedoch von tragischem Scheitern geprägt waren. Ob die glücklose Singleplayer-Kampagne von „CrossfireX“ oder das Strategiespiel-Experiment „Crossfire: Legion“, das so sang- und klanglos unterging, dass es bald von Steam entfernt wird – der Erfolg wollte sich nicht einstellen. Nun unternimmt der südkoreanische Entwickler Smilegate einen weiteren, aber diesmal radikalen und völlig unerwarteten Vorstoß: Man lässt die Schlachtfelder hinter sich und stürzt sich kopfüber in die Abgründe des Horrorgenres. „Crossfire: Rainbow“ heißt der neue Hoffnungsträger, der auf PC und Mobilgeräten erscheinen und die Marke neu definieren soll.
Der Sprung ins Ungewisse mit Unreal Engine 5
Obwohl eine offizielle Ankündigung für den westlichen Markt noch im Dunkeln liegt, wurde die Existenz von „Crossfire: Rainbow“ durch einen von einem Fan hochgeladenen Trailer enthüllt, der es in sich hat. Entwickelt auf der potenten Unreal Engine 5, präsentiert der Trailer eine visuelle Pracht, die aufhorchen lässt. Besonders die gezeigte PC-Version besticht durch eine beinahe fotorealistische Grafik und geschmeidige, kinoreife Zwischensequenzen, die einen enorm hohen Produktionswert suggerieren. Es ist ein klares Statement: Smilegate meint es ernst und investiert massiv in diesen Genre-Wechsel, um die technischen Muskeln spielen zu lassen und eine dichte, beklemmende Atmosphäre zu schaffen.
Ein Echolot in der Finsternis: Gameplay-Fragmente
Der Trailer hüllt sich bezüglich der Geschichte zwar noch in Schweigen, deutet aber mit einer finsteren, menschlichen Silhouette in einem Korridor bereits stark auf übernatürliche Elemente hin. Deutlich konkreter sind die Einblicke ins Gameplay, die stark an moderne Survival-Horror-Größen wie „Resident Evil Village“ erinnern. Aus der Ego-Perspektive stellen wir uns den Bedrohungen mit einem Arsenal, das von einer Pistole über eine Schrotflinte bis hin zu einem Sturmgewehr reicht. Der wahre Clou scheint jedoch im Crafting-System zu liegen: Die Möglichkeit, einen improvisierten Schalldämpfer für die Pistole zu basteln, deutet auf tiefgreifende Stealth-Mechaniken hin. Später im Trailer wird ein Molotowcocktail zusammengebraut, um einen sichtlich widerstandsfähigeren Gegner niederzuringen – ein klares Indiz für taktische Tiefe und Ressourcenmanagement. Eine kleine Anzeige am unteren Bildschirmrand, die sich rot färbt, während audiovisuelle Halluzinationen einsetzen, lässt zudem eine klassische Sanity-Mechanik vermuten.
Das schwere Erbe der gescheiterten Experimente
„Crossfire: Rainbow“ startet nicht auf einem leeren Blatt Papier, sondern trägt das schwere Erbe seiner gescheiterten Vorgänger. Der Strategiespiel-Ableger „Crossfire: Legion“ erreichte zum Start weniger als 400 gleichzeitige Spieler und wird am 18. August von Steam entfernt – ein kommerzielles Desaster. Diese Vorgeschichte macht den jetzigen Versuch umso spannender. Es ist kein bloßer Spin-off mehr, es ist der verzweifelte, aber gleichzeitig mutige Versuch, eine milliardenschwere Marke vor der kreativen Stagnation zu bewahren und sie für ein neues, westliches Publikum relevant zu machen. Der Wechsel zum universell verständlichen Schrecken des Horrors könnte genau der Geniestreich sein, der dafür nötig ist.


