Verteidigungsausgaben-Debatte sorgt für Spannungen in der deutschen Politik
In der deutschen politischen Landschaft sorgt die kontroverse Forderung von Außenminister Johann Wadephul (CDU), die Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung zu erhöhen, für hitzige Diskussionen. Diese wurde von der Opposition umgehend als Anbiederung an Ex-US-Präsident Donald Trump kritisiert. Besonders die Grünen betonten, dass eine fundierte Planung auf Basis der Entscheidungen des bevorstehenden Nato-Gipfels notwendig sei. Vizechefin der Grünen-Fraktion, Agnieszka Brugger, warnte vor voreiligen Schlüssen, die den Koalitionsvertrag ignorieren.
Auch innerhalb der Regierung herrscht Uneinigkeit; Mitglieder der SPD, wie Parteichef Lars Klingbeil und Verteidigungsminister Boris Pistorius, reagierten zurückhaltend auf die Aussagen des Koalitionspartners. Die SPD bekräftigte die Wichtigkeit der Einhaltung der Nato-Ziele und betonte, dass entsprechende Beschlüsse beim Gipfel erwartet werden. Pistorius hob hervor, dass nicht bloß prozentuale Ziele entscheidend seien, sondern viel mehr die Fähigkeit, die Nato-Vorgaben effektiv und zeitgerecht zu erfüllen – unabhängig von den diskutierten Zahlen.
Kanzler Friedrich Merz (CDU) versuchte, die aufgeheizten Gemüter zu beruhigen und erklärte, dass Prozentzahlen des BIP nur als grobe Richtwerte für die angestrebte Aufrüstung der Streitkräfte dienten. Stattdessen müsse der Fokus auf der Entwicklung konkret benötigter militärischer Fähigkeiten liegen. Auf die Fünf-Prozent-Forderung ging er nicht direkt ein.
Der Unionsfraktionschef Jens Spahn betonte, dass die Beschlüsse des Nato-Gipfels die maßgebliche Orientierung seien und verteidigte die Vorschläge Wadephuls als konform mit den geplanten Absprachen.
Ebenso vehement zeigt sich die Kritik aus den Reihen der Linken. Jan van Aken, Parteichef der Linken, bezeichnete die Forderung als „Wahnsinn“ und warnte vor den finanziellen Folgen für den Staatshaushalt und die soziale Gerechtigkeit. Er bemängelte die fehlende Notwendigkeit solcher Ausgaben für die reine EU- und Landesverteidigung und wies darauf hin, dass die Ertüchtigung von Infrastruktur teilweise auch zivile Vorteile hätte.
Aktuell verpflichtet sich Deutschland, die Nato-Richtlinie von mindestens zwei Prozent des BIP für Verteidigungsausgaben zu erfüllen, obwohl es diese Zielmarke erst kürzlich erreicht hat. Auch zahlreiche europäische Staaten stehen vor der Herausforderung, sich an diese Ziele anzupassen.