Übernahmefieber weckt Gerresheimer-Aktien aus dem Schlummer
Nach einer Durststrecke sorgen Übernahmepläne des Verpackungsspezialisten Gerresheimer für ein Kursfeuerwerk an der Börse. Am Donnerstag verbuchten die Papiere des Unternehmens im Vormittagshandel eine beachtliche Erholung von 12 Prozent und kämpften sich damit vom jüngsten Dreimonatstief empor. Zwischenzeitlich notierte der Kurs sogar fast 15 Prozent im Plus und setzte sich damit deutlich vom Branchenkollegen Schott Pharma ab, dessen Aktien lediglich um 1,5 Prozent zulegten.
Im direkten Vergleich mit anderen Akteuren aus dem Sektor der Pharma-Verpackungsherstellung, deren Nachrichtenlage zuletzt eher verhalten war, sieht Gerresheimer jetzt wieder sonnigere Zeiten entgegen. Verschärft wurde der Abwärtstrend der Aktie durch einen eher trüben Ausblick von Schott Pharma, der vor rückläufigen Spritzenverkäufen warnte und somit auch Gerresheimers Kurs belastete. Doch mit der Bestätigung der Jahresprognose für 2023/24 sendete Gerresheimer positive Signale aus.
Umso mehr beflügelte die Nachricht, dass die Expansion im Pharmageschäft durch die Akquisition von Blitz LuxCo vorangetrieben wird, was praktisch den Einkauf der italienischen Bormioli Pharma Gruppe bedeutet. Dieser 800 Millionen Euro schwere Deal könnte bei den Anlegern für spürbare Entspannung sorgen, besonders nachdem zuletzt Gerüchte um Gewinnwarnungen die Runde machten. Analyst James Vane-Tempest von Jefferies sieht in dem Zukauf das Potenzial zur Schaffung einer neuen Pressglas-Geschäftseinheit als strategisch wertvoll an.
David Adlington von JPMorgan deutet an, dass Investoren das Augenmerk vorrangig auf die positive Beeinflussung des Gewinns je Aktie im ersten Jahr nach der Übernahme legen sollten, welche wohl im zweistelligen Prozentbereich liegen wird. Dies, kombiniert mit der zuletzt pessimistischen Anlegerstimmung, könnte sich als zutragender Faktor für den Aktienkurs erweisen. Darüber hinaus war Gerresheimer in der Vergangenheit unter Druck geraten, nicht zuletzt wegen wenig ermutigender Entwicklungen bei Schott Pharma und Stevanato.
Analysten, die sich mit der Bewertung der Gerresheimer-Aktie intensiv befassten, erkannten in letzter Zeit ein Aufholpotenzial. Olivier Calvet von der UBS kommentierte einen zu groß geratenen Bewertungsabschlag gegenüber Wettbewerbern und empfahl die Aktie kürzlich zum Kauf. Ed Hall von Stifel beurteilte Gerresheimer ebenfalls positiver als Schott Pharma und betonte die Wachstumschancen im Pharmaverpackungsbereich, die nirgends offensichtlicher seien als bei Gerresheimer.
Langfristig profitierten die Verpackungshersteller vom boomenden Markt um Abnehmpräparate, was beispielsweise die Aktien von Novo Nordisk stark beflügelte. Trotz vorübergehender Rückschläge erreichen diese nun neue Höchststände. Nachdem Gerresheimer im September 2023 ein Rekordhoch markierte, folgten Gewinnmitnahmen. Doch nun sind die Papiere seit Jahresbeginn wieder klar im Aufwind. (eulerpool-AFX)