Totenstille nach dem SPD-Desaster

Berlin (dpa) - Der Schock saß tief. Totenstille breitete sich in der SPD-Zentrale aus, als am Sonntagabend die ersten Hochrechnungen über die Bildschirme flimmerten. Mit diesem Desaster hatte niemand gerechnet.

Das Foyer im Willy-Brandt-Haus war dicht gefüllt. Viele Anhänger waren gekommen, um die vorhergesagten Verluste der CDU/CSU zu feiern und die fest eingeplanten eigenen Zuwächse zu bejubeln. Doch der Rückschlag für die Union geriet eher zur Nebensache. Die Fassungslosigkeit über das eigene Ergebnis stand im Mittelpunkt.

Ratlosigkeit war auch Parteichef Franz Müntefering anzumerken, als er schon um 18.15 Uhr gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten Martin Schulz vor den geplätteten Anhang trat. Die gesamte SPD-Spitze hatte zuvor im fünften Stock der Zentrale nach Gründen für das Debakel gesucht. Richtig kam man dabei nicht weiter. Mit versteinerter Miene trat der Parteichef vor das Publikum, wo er zunächst mit mattem Beifall begrüßt wurde. Der Applaus steigerte sich dann aber noch und wurde zu einem trotzigen «jetzt erst recht».

Immer wieder hatte Müntefering im Wahlkampf in Vorfreude auf das erhoffte Ergebnis verkündet: «Leute, räumt die Vase unter dem Fernseher weg. Die Balken für die Schwarzen gehen steil nach unten und unsere kräftig nach oben.» Dass dies eine bittere Selbsttäuschung war, darüber wollte er am Wahlabend nicht groß herumreden. «Das Ergebnis ist deutlich schlechter als erhofft und enttäuschend», räumte er unumwunden ein. Am «tollen Wahlkampf» der SPD habe es sicher nicht gelegen. Vor allem sei es wohl die fehlende Mobilisierung der eigenen Mitglieder gewesen, lautete der Befund.

Ähnlich fiel später die Analyse von Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier aus. «Offensichtlich war es so, dass sich viele in den letzten Stunden noch entschieden haben, zu Hause zu bleiben, weil die Umfragen ja noch zwei Tage vorher deutlich anders aussahen», sagte er in den ARD-Sendung «Anne Will». Auch Steinmeier sprach von einem «sehr enttäuschendem Ergebnis», das man nicht «einfach mal wegstecken» könne, er wollte darin aber keine Vorentscheidung für die Bundestagswahl im September sehen, wenn er selbst zur Wahl steht.

Stattdessen gab sich der Kandidat kämpferisch. Auf die Frage von Anne Will «Spreche ich mit dem künftigen Kanzler oder mit dem künftigen Oppositionsführer, der sich heute Abend damit abgefunden hat?», kam die Antwort: «Sie sprechen mit dem Kanzlerkandidaten, der nicht aufhört, den Anspruch zu erheben, Kanzler zu werden. Das meine ich auch sehr ernst.»

In weiser Voraussicht hatten die Sozialdemokraten den Aufwand ihrer Wahlparty in Grenzen gehalten. Statt des sonst üblichen teuren Buffetts wurden nur Brezeln angeboten. Müntefering versuchte, die deprimierten Genossen wenigstens etwas aufzurichten. 112 Tage blieben immerhin noch bis zur Bundestagswahl. Das sei noch genügend Zeit, um für ein anderes Ergebnis zu sorgen. Kandidat Steinmeier gab dafür die Parole aus: «Das heißt noch mal in die Hände spucken, sich richtig reinlegen. Das verspreche ich.»

Wahlen / EU / SPD / Deutschland
08.06.2009 · 00:17 Uhr
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