Steigende Heimkosten fressen Entlastungen durch Pflegereform auf

Wer in einem Pflegeheim lebt, muss einen Großteil der Kosten für Pflege, Unterbringung, Verpflegung und Co. selbst zahlen. Durch den neuen Eigenanteil und die Pflegegrade werden Pflegebedürftige mit hohem Pflegebedarf zwar finanziell mehr entlastet. Gleichzeitig drehen manche Altersheime jedoch an der Preisschraube und heben die Kosten für Bewohner deutlich an.

Wer schwer pflegebedürftig und auf Pflege in einem Heim angewiesen ist, wird mit der Umstellung der Pflegestufen auf die Pflegegrade seit dem 1. Januar 2017 stärker finanziell von der Pflegekasse unterstützt. Doch einem Bericht der Welt am Sonntag zufolge scheinen einige Betreiber von Pflege-beziehungsweise Altersheimen dies auszunutzen. "Wir haben das Gefühl, dass die eigentlich gewollte Entlastung bei hohen Pflegegraden tendenziell aufgezehrt wird", erläutert David Kröll von der Bundesinteressenvertretung für alte und neue pflegebetroffene Menschen (BIVA). Zu dieser Einschätzung kommt Kröll, da Pflegebedürftige und deren Angehörige sich derzeit verstärkt über steigenden Kosten für den Heimplatz bei Verbänden beklagen.

Der BIVA-Sprecher teilt der Zeitung mit, dass "im Zuge der Umstellung neu berechnet wurde und vielfach Entgelte erhöht wurden." Besonders bei den sogenannten Investitionskosten scheinen die Pflegeheime an der Preisschraube gedreht zu haben.

Pflegekosten im Detail: Welche Kosten im Heim auf Bewohner zukommen

Die Kosten für einen Platz im Pflegeheim setzen sich aus unterschiedlichen Positionen für

  • Pflege im Heim,
  • Unterkunft und Verpflegung,
  • Investitionen,
  • Ausbildungsumlage und
  • Zusatzleistungen zusammen.

Welche Kosten die gesetzliche Pflegeversicherung dabei übernimmt, ist vielen Menschen nicht klar. Die Pflegekasse unterstützt Heimbewohner mit den Pflegeleistungen bei stationärer Pflege lediglich bei den reinen Pflegekosten. Alle anderen Posten haben Pflegebedürftige aus der eigenen Tasche zu zahlen. Auch der seit Jahresbeginn geltende einrichtungseinheitliche Eigenanteil (EEE) bezieht sich nur auf den "Eigenanteil für pflegerische Leistungen", informiert die Verbraucherzentrale. Da dieser mit steigender Pflegedürftigkeit nicht mehr zunimmt, sondern für alle Pflegeheimbewohner unabhängig von deren Pflegegrade gleich hoch ist, werden Menschen mit hohem Pflegebedarf finanziell entlastet. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet von einem durchschnittlichen EEE in Höhe von 580 Euro.

Diese Pflegeheimkosten zahlen Bewohner selbst

Die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung sind für alle Bewohner eines Heimes gleich hoch. Ausnahmen gelten allerdings für Personen, die mit einer Magensonde verpflegt werden. Zu den Kosten, die Pflegeheimbewohner selbst zahlen müssen, kommen die Investitionsaufwendungen hinzu. Das sind beispielsweise Ausgaben für den Um- und Ausbau, für Modernisierungsmaßnamen und Instandhaltung zu verstehen, erläutert die Verbraucherzentrale. Gerade in Nordrhein-Westfalen sollen manche Altersheime laut Welt am Sonntag hier die Kosten erhöht haben.

Tipp: Bei der Verpflegung und Unterkunft hängt der Preis unter anderem von der Region, Einrichtung und Zimmergröße ab. Bei den Investitionskosten geben das Alter und der Zustand des Altersheims Aufschluss über mögliche Anpassungen. Ist das Pflegeheim beispielsweise ein Neubau, ist es wahrscheinlich, dass es lange Zeit keinen Investitionsbedarf gibt. Pflegebedürftige oder Angehörige, die ein Heim für ihre Liebsten suchen, sollten daher auf den Zustand des Gebäudes achten.

Pflegewohngeld beantragen

In Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben Bewohner Anspruch auf Pflegewohngeld zu den Investitionsausgaben. Welche Voraussetzungen dazu erfüllt sein müssen, erfahren Pflegebedürftige bei der jeweiligen Pflegeeinrichtung oder direkt beim Sozialamt.

Pflegevorsorge schützt vor hohen Kosten

Trotz der verbesserten Leistungen durch die Pflegereform bleiben die Kosten, die Pflegebedürftige selbst zu tragen haben, hoch. Können Pflegebedürftige diese nicht decken, springt zwar das Sozialamt ein. Dieses versucht sich jedoch, das Geld von den Kindern zurückzuholen. Nur wer frühzeitig vorsorgt, kann sich und Angehörige gegen diese finanzielle Belastung schützen. Dazu ist beispielsweise eine private Pflegeversicherung sinnvoll. Sie übernimmt je nach Pflegegrad einen festgelegten Teil der Kosten, sodass Pflegebedürftige nicht nur abgesichert sind. Sie können zudem ihre Rente sowie ihr Vermögen auch für andere Dinge als für die Pflegeversorgung nutzen.

Pflegeversicherung
[finanzen.de] · 24.01.2017 · 13:28 Uhr
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