Siemens-Bilanz durchwachsen: Automatisierung dämpft, Infrastruktur stützt
Schwächelnde Nachfrage im Automatisierungsbereich hat das zweite Quartalsergebnis des Technologieunternehmens Siemens durchwirbelt, wenngleich Erfolge in anderen Sparten einen gewissen Ausgleich schafften. Nichtsdestotrotz hält Siemens an seiner Jahresprognose fest, zeigt sich allerdings für die Geschäftseinheit Digital Industries vorsichtiger. Insbesondere in China verzögere sich der erwartete Lagerabbau, was auf längere Sicht das Geschäft belastet. Dennoch wurden die Erwartungen an die Sparte Smart Infrastructure nach oben korrigiert, wobei sowohl Umsatz als auch Rentabilität zulegen dürften.
Der Kurs der Siemens-Aktie gab nach Veröffentlichung der Quartalszahlen leicht nach und setzte den Trend der letzten Tage fort, nachdem ein Rekordhoch zu Wochenbeginn erreicht worden war. Analysten, darunter Gael de-Bray von der Deutschen Bank und Mark Fielding von RBC, attestierten dem Quartal eine gedämpfte Performance. Maßgeblich beeinflusst wurde das Ergebnis durch die Sparten Digital Industries und Healthineers, während eine positive Steuererleichterung das Ergebnis je Aktie begünstigte.
Siemens-Chef Roland Busch betonte in einer Telefonkonferenz die robuste Bilanz in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld und verwies auf gestiegene Auftragsbestände. Probleme im Automatisierungssegment, insbesondere in der chinesischen Elektronik- und Solarenergiewirtschaft, bremsen jedoch das Wachstum. Der Manager erwartet eine schrittweise Verbesserung, allerdings in einem weniger dynamischen Tempo.
Die Umsatzzahlen von Siemens sanken im Vergleich zum Vorjahr leicht, doch konnte diese Einbuße durch Zuwächse in anderen Geschäftsfeldern gemildert werden. Nicht zuletzt einen Sondereffekt aus der Bewertung der Beteiligung an Siemens Energy ausschließend, ging der Gewinn um 38 Prozent zurück.
Für das Geschäftsjahr 2023/24 prognostiziert Siemens ein Umsatzplus von vier bis acht Prozent, obgleich ein Anstieg am unteren Ende dieser Spanne wahrscheinlicher scheint. Dies bestätigt auch Finanzchef Ralf Thomas, was mit den Erwartungen von Analysten in Einklang steht. Trotz eines erwarteten Umsatzrückgangs bei Digital Industries bleibt der Konzern für die zweite Jahreshälfte optimistisch, vor allem bedingt durch Softwareverträge und Automatisierungsaufträge.
Per Aktie vor Akquisitionseffekten erwartet Siemens ein Ergebnis von 10,40 bis 11,00 Euro, was über dem Vorjahresgewinn liegt. Ausgenommen ist der Beitrag von Siemens Energy, welche nun lediglich als finanzieller Aktivposten geführt wird.
Mit dem Verkauf der Tochtergesellschaft Innomotics an die US-Investmentfirma KPS für 3,5 Milliarden Euro hat Siemens einen weiteren Schritt zur Portfoliooptimierung vollzogen. Der erzielte Verkaufspreis übertrifft die Analystenerwartungen und wird bei erfolgreichem Abschluss einen Buchgewinn nach Steuern von etwa zwei Milliarden Euro einfahren. Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden steht dabei noch aus. (eulerpool-AFX)