Shell-Aktionäre unterstützen abgeschwächte Klimaziele
In einer bemerkenswerten Abstimmung haben die Aktionäre des Ölgiganten Shell eine Abschwächung der unternehmensinternen Klimaziele mehrheitlich befürwortet. Etwa 78 Prozent sprachen sich bei der Hauptversammlung für die revidierte Strategie des Unternehmens aus, die nun eine verlangsamte Reduktion von Emissionen im Vergleich zu den bisherigen Plänen vorsieht. Der Oppositionsanteil von 22 Prozent bildet hierbei zwar eine beachtliche Minderheit, spiegelt jedoch das Abstimmungsergebnis der Jahre 2022 und 2023 wider, in denen etwa 20 Prozent der Aktionäre die Fortschritte von Shell in Bezug auf die bisherigen Zielsetzungen ablehnten.
Eine Resolution der Aktivistengruppe Follow This zusammen mit 26 weiteren Investoren, die strengere Klimaziele vom Unternehmen forderte, fand ebenso keine Mehrheit bei den Anteilseignern. Hier votierten lediglich rund 19 Prozent dafür – ein geringer Rückgang gegenüber den 20 Prozent Unterstützung im Vorjahr.
Die Abstimmungen gelten als Indikator für die Rolle, die die Aktionäre in der Energiewende und in der Klimapolitik des Unternehmens sehen möchten. Im März hatte Shell sein Emissionsreduktionsziel für 2030 herabgesetzt und das Ziel für 2035 komplett eliminiert.
Andrew Mackenzie, Vorsitzender von Shell, betonte in seiner Eröffnungsrede das Engagement des Unternehmens, die Emissionen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren, wies jedoch darauf hin, dass für eine erfolgreiche Energiewende zusätzliche Investitionen in den Bereich der Kohlenwasserstoffe, insbesondere in verflüssigtes Erdgas, notwendig seien. Er äußerte das Vertrauen in die Unternehmensführung, welche die Dynamik der kurz- und langfristigen Veränderungen realistisch einschätze.
Eine erhöhte Sicherheit sorgte dafür, dass die Jahreshauptversammlung im Vergleich zu den Vorjahren ohne größere Störungen durch Aktivisten verlief. Außerhalb der Veranstaltung fanden Proteste statt und wenige Aktivisten schafften es, in das Meeting einzudringen. Sie wurden jedoch rasch entfernt.
Während der dreistündigen Versammlung konzentrierten sich fast alle Aktionärsfragen ausschließlich auf klimabezogene Themen, was das hohe Interesse der Anteilseigner an den Klimabemühungen von Shell untermauert.
Ursprünglich hatte Shell 2021 unter der Führung des damaligen Vorstandsvorsitzenden Ben van Beurden eine Reduktion der Netto-Kohlenstoffintensität seiner Energieprodukte um 20 Prozent bis 2030, 45 Prozent bis 2035 und auf Netto-Null bis 2050 angekündigt – mit einer damaligen Zustimmung von 89 Prozent der Aktionäre. Die nun revidierte Strategie sieht Reduktionen von 15-20 Prozent bis 2030 vor, wohingegen das Ziel für 2035 ganz gestrichen wurde.
Der aktuelle Geschäftsführer Wael Sawan erklärte die Rücknahme des 2035-Zieles mit Unsicherheiten bezüglich der Dynamik des Übergangs zu umweltfreundlicheren Energieträgern. 'Während wir den Verkauf von Lösungen mit geringem Kohlenstoffgehalt an unsere Kunden ausbauen, erwarten wir eine graduelle Verringerung des Verkaufs von Ölprodukten wie Benzin und Diesel,' so Sawan. Die Investitionen des Unternehmens würden künftig wohlüberlegte Entscheidungen erforderlich machen, um den größtmöglichen Wert zu schaffen. (eulerpool-AFX)