Schwerwiegender Widerstand gegen Übernahmeangebot für Royal Mail

Eine Gruppe von Großaktionären der International Distributions Services, des Mutterunternehmens der Royal Mail, hat mit deutlicher Kritik auf das Übernahmeangebot des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský reagiert. Ein namhafter Investor bezeichnete das Vorhaben des Investors mit einem Angebot von 320 Pence pro Aktie, das eine fast 50-prozentige Aufwertung gegenüber dem unbeeindruckenden Aktienkurs darstellt, als "absoluten Witz".

Diese Einschätzung spiegelt die Kritik am Timing des Gebots wider, das von den Aktionären als opportunistisch aufgenommen wurde, da es das ehemalige Monopolunternehmen des britischen Postwesens massiv unterbewerte. Insbesondere die Bewertung der rentablen europäischen Logistikabteilung GLS, die laut einem Aktionär alleine bis zu 400 Pence wert sei, führte zu der Annahme, dass das Angebot für die gesamte Unternehmensgruppe unangemessen sei.

Křetínský, größter Aktionär von IDS mit einem Anteil von 27,5 Prozent, bestätigte sein unverbindliches Angebot über sein Holdingunternehmen EP Group, nachdem die Financial Times sein Interesse an der Postgruppe enthüllt hatte. Mit beachtlichen Gewinnen aus dem Energiesektor hat Křetínský in den letzten Jahren seinen Fokus auf diverse Wirtschaftszweige in Europa gerichtet und besitzt unter anderem Beteiligungen an Sainsbury's sowie am Fußballclub West Ham United.

Trotz der zurückweisenden Haltung bleibt die EP Group beharrlich und sieht in der Royal Mail ein wichtiges nationales Gut, das von einem langfristigeren Investmentansatz nur profitieren könne. Der Anwalt, der zum Energie-Tycoon wurde, soll bis zum 15. Mai ein formelles Angebot unterbreiten und wird voraussichtlich mit einer überarbeiteten Offerte zurückkehren.

Diese Entwicklungen treten in einer kritischen Phase für den britischen Postdienst ein, wo die Zukunft seines wertvolleren Paketversandgeschäfts ungewiss erscheint und es sowohl mit den hohen Kosten eines flächendeckenden Zustelldienstes als auch mit dem deutlichen Rückgang des Briefvolumens zu kämpfen hat.

Darüber hinaus müsste EP Group beim Erfolg ihrer Bemühungen sowohl die Herausforderungen einer stark gewerkschaftlich organisierten Belegschaft als auch die staatlich auferlegten Pflichten für die flächendeckende Auslieferung bewältigen. Die Beziehungen zu britischen Regierungsbeamten werden sich als entscheidend herausstellen, da das Unternehmen in einem strategisch wichtigen Sektor tätig ist.

Trotz des Drucks durch die britischen Gewerkschaften und der Herausforderungen für den nationalen Postdienst hat die Regierung bisher keinen Interventionismus signalisiert, der Křetínskýs vorherige Anteilserhöhungen über 25 Prozent bereits geduldet hatte.

Aktuell ist Křetínský in Abstimmungsgesprächen mit Parlamentsmitgliedern und Ministern, unterstützt von Chuka Umunna, einem ehemaligen Labour-Abgeordneten und seinem Berater bei JPMorgan.

Marktanalysten wie Frank Proud weisen darauf hin, dass Royal Mail trotz aller Hindernisse über eine starke Marktposition verfügt und mit etwa 25 Prozent der Parzellenmarktanteile in Großbritannien an der Spitze vor Wettbewerbern wie Amazon Logistics, DPD und DHL steht.

IDS vermeldete für Royal Mail, das etwa 85.000 Auslieferungsmitarbeiter beschäftigt, für das Geschäftsjahr bis März 2023 Verluste von über 1 Milliarde Pfund, während GLS einen Gewinn von fast 300 Millionen Pfund einfahren konnte. (eulerpool-AFX)