Russland startet Frühjahrs-Einberufung: 150.000 Wehrpflichtige nicht für Ukraine vorgesehen
In einer für das Frühjahr typischen Maßnahme hat Russland am Montag den Beginn der Einberufung von 150.000 Wehrpflichtigen für den Grundwehrdienst angekündigt. Kremlchef Wladimir Putin setzte die Verfügung in Kraft, die besagt, dass diese Soldaten regulär ihren zwölfmonatigen Grundwehrdienst antreten, aber nicht in den Kampfgebieten der Ukraine eingesetzt werden sollen. Das Verteidigungsministerium in Moskau betonte zudem, dass die Einberufung, die bis zum 15. Juli abgeschlossen sein soll, nur junge Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren betrifft.
Die Ankündigung geht Hand in Hand mit einer weiteren Veröffentlichung des Verteidigungsministeriums: Abgesehen von der Einberufung neuer Soldaten, sieht das Dokument auch die Entlassung derjenigen vor, die ihren Dienst bereits beendet haben. Für die Ausgemusterten besteht allerdings die Option, sich freiwillig für den Kriegsdienst in der Ukraine zu verpflichten. Hierbei vermuten Beobachter eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb der Streitkräfte Druck ausgeübt wird, um solche Kriegsdienstverträge zu unterzeichnen.
Die Gegenüberstellung der hohen Verluste, die Russland seit Beginn seiner Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 zu verzeichnen hat, mit der regelmäßigen Einberufung neuer Wehrpflichtiger wirft zusätzlich Fragen nach einer möglichen Mobilmachung von Reservisten auf. Diese Spekulationen gipfeln in der Annahme, dass Präsident Putin in der Folge seiner Wiederwahl womöglich eine solche Mobilmachung zur Erreichung seiner Kriegsziele vorantreiben könnte. Experten halten es für wahrscheinlich, dass Russland sein Augenmerk auf eine Ausdehnung seiner besetzten Territorien legen und Regionen wie Charkiw und Odessa ins Visier nehmen könnte.
Trotz der ausbleibenden offiziellen Angaben zu den Gefallenen in Russland, betont der Machtapparat in Moskau, es gäbe genügend Freiwillige, die sich dem Kriegsdienst anschließen. Im letzten Jahr hatten nach offiziellen Angaben Tausende einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Die Erinnerungen an die Teilmobilmachung vom Herbst 2022 sind indessen noch frisch. Damals wurden 300.000 Reservisten eingezogen, was zu massiven gesellschaftlichen Protesten sowie zur Flucht von Reservisten ins Ausland führte, getrieben von der Befürchtung, zur Teilnahme am Krieg gezwungen zu werden. (eulerpool-AFX)