Polizeigewerkschaft rügt Loveparade-Sicherheit
Berlin (dpa) - Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat nach der Massenpanik auf der Duisburger Loveparade, bei der 19 Menschen ums Leben kamen, das Sicherheitskonzept der Veranstalter heftig kritisiert.
Es sei sehr gefährlich, bei Massenveranstaltungen das Gelände fast komplett einzuzäunen, sagte der stellvertretende Berliner GdP-Vorsitzende, Michael Reinke, am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Bei der Loveparade in der Hauptstadt habe es dagegen weite Ausweichflächen im Berliner Tiergarten gegeben.
Ein Tunnel als einziger Fluchtweg habe in Duisburg dann zur Katastrophe geführt: «Dort fühlt man sich eh schon eingeengt», sagte Reinke. Überdies hätten sich Veranstalter und Sicherheitskräfte wohl auch erheblich bei der Zahl der anreisenden Raver verschätzt. «Ich will die Duisburger Polizeiführer nicht angreifen - aber der Massenandrang wurde wohl unterschätzt.»
Reinke kritisierte in diesem Zusammenhang auch die privaten Sicherheitsfirmen, die in Deutschland immer häufiger bei Massenveranstaltungen anstelle der Polizei zum Einsatz kämen. Zwar gebe es in den Sicherheitsfirmen auch gut ausgebildete Leute. Oft werde das Personal aber kurzfristig rekrutiert, in «kleinen Lehrgängen» geschult und mit vier oder fünf Euro Stundenlohn abgespeist.
«Verständlich, dass das dann nicht die motiviertesten und kompetentesten Sicherheitsleute sind», sagte Reinke. Natürlich könne die Polizei wegen der Personaleinsparungen in allen Bundesländern Großveranstaltungen nicht mehr alleine überwachen. Man müsse aber ernsthaft darüber nachdenken, ob die Ausbildung privater Sicherheitsleute nicht verbesserungswürdig sei, mahnte der Berliner Gewerkschafter.
Die Loveparade hat in Berlin ihre Wurzeln. Beim ersten Umzug tanzten 1989 etwa 150 Technofans auf dem Kurfürstendamm. Später fand die Parade wegen des Massenandrangs auf der Straße des 17. Juni im Tiergarten statt. Größere Sicherheitsprobleme gab es dort nie, obwohl Ende der 190er Jahre bis zu anderthalb Millionen Raver zur Loveparade kamen. Für andere Massenveranstaltungen wird die Straße des 17. Juni nach wie vor oft genutzt, zuletzt für die Fanmeile während der Fußball-Weltmeisterschaft. Bei den Spielen der deutschen Mannschaft strömten bis zu 500 000 Menschen auf die Magistrale.