Pakistan dementiert Spionagehilfe für Peking

Islamabad (dpa) - Pakistan soll nach einem Bericht der «Financial Times» chinesischen Agenten Zugang zu einem Tarnkappen-Hubschrauber der USA gewährt haben, der bei der Operation gegen Osama bin Laden abgestürzt war.

Die britische Zeitung berichtete, chinesische Militäringenieure hätten das Wrack eines «Stealth-Helicopters» vor dessen Rückgabe an die USA fotografieren dürfen. Sie hätten außerdem Proben der besonderen Hülle des Helikopters genommen, dessen Existenz bei der Operation gegen den Al-Kaida-Chef Anfang Mai in Abbottabad erstmals bekanntgeworden war. Pakistan wies das entschieden zurück.

Armeesprecher Athar Abbas sagte der Nachrichtenagentur dpa am Montag, die Berichte vom Vortag seien falsch und Teil einer «Kampagne» gegen die pakistanischen Streitkräfte. Die «Financial Times» (FT) zitierte ungenannte amerikanische Geheimdienstkreise mit den Worten: «Wir hatten die Pakistaner unmittelbar nach dem Angriff ausdrücklich dazu aufgefordert, niemandem Zugang zu den beschädigten Resten des Helikopters zu gewähren.»

Die «New York Times» («NYT») - die besonders guten Zugang zu amerikanischen Regierungsquellen hat - berichtete allerdings deutlich zurückhaltender als die britische «FT». Das amerikanische Blatt schrieb, «vermutlich» habe der umstrittene pakistanische Geheimdienst ISI chinesischen Armeeingenieuren Zugang zu dem Wrack gewährt. Es gebe dafür aber keine endgültigen Beweise.

Sollten die Vorwürfe dennoch zutreffen, würde das ohnehin zerrüttete Verhältnis zwischen den USA und Pakistan - die offiziell enge Verbündete im Kampf gegen den Terrorismus sind - weiter belastet. Die Pakistaner schäumten, als sie von der Operation der Amerikaner gegen Bin Laden auf ihrem Staatsgebiet erfuhren. Die USA hatten den angeblichen Alliierten, an dessen Zuverlässigkeit seit Jahren erhebliche Zweifel bestehen, gar nicht erst informiert.

Die US-Zeitschrift «The New Yorker», die die Operation gegen Bin Laden minutiös nachgezeichnet hat, zitierte kürzlich einen Berater des amerikanischen Präsidenten Barack Obama mit den Worten: «Es gab einen großen Mangel an Vertrauen, dass die Pakistaner dieses Geheimnis länger als eine Nanosekunde für sich behalten könnten.» Die stolze pakistanische Armee wurde zusätzlich düpiert: Sie geriet im eigenen Land unter massive Kritik, weil sie die aus Afghanistan eindringenden US-Hubschrauber nicht geortet hatte.

Das lag offenbar an der Tarnkappen-Technologie, mit der die US-Streitkräfte die Helikopter vom Typ «Black Hawk» ausgestattet hatte. Einer der Hubschrauber mit Spezialtruppen an Bord wurde bei der Bruchlandung im nordpakistanischen Abbottabad so schwer beschädigt, dass er nicht mehr abheben konnte.

Soldaten sprengten das Wrack. Das anschließende Feuer habe den Heckrotor und weitere Teile am hinteren Ende des Hubschraubers aber weitgehend intakt gelassen, berichtete damals die amerikanische «Army Times». «Fotos des Wracks vom nächsten Tag verbreiteten sich rasend schnell im Internet und führten zu einem Feuersturm der Spekulationen unter Militärflug-Enthusiasten.» Der Grund: Das Heck des Helikopters habe zu keinem bislang bekannten Fluggerät des US-Militärs gepasst.

Pakistan gab die Überreste des Helikopters später an die USA zurück. Würde Pakistan - das auf Milliardenhilfen aus Washington angewiesen ist - es wagen, den Chinesen vor der Rückgabe Zugang zu derart sensibler Hochtechnologie zu gewähren? Die Beziehungen zwischen Washington und Islamabad jedenfalls waren nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nie schlechter als jetzt.

Der frühere ISI-Chef und spätere Botschafter in Deutschland, Asad Durrani, sagt der dpa kürzlich, Pakistan und die USA seien nach 9/11 nur auf dem Papier Alliierte gewesen. Inzwischen könne von Partnerschaft überhaupt keine Rede mehr sein, im Gegenteil: «Die USA und Pakistan befinden sich im Zustand eines nicht erklärten Krieges.»

Nach der Operation gegen Bin Laden hatte der pakistanische Premierminister Yousaf Raza Gilani die Regierung in Peking als «Allwetter-Freund» bezeichnet, im offensichtlichen Kontrast zu den USA. Profitieren von dem eskalierenden Konflikt zwischen Washington und Islamabad könnte China - Amerikas Gegenspieler.

Konflikte / Pakistan / USA / China
15.08.2011 · 15:13 Uhr
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