Neue Ost-West-Teilung? Ukraine zwischen Realpolitik und historischen Parallelen
In einem überraschenden Bericht der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ wird eine brisante Idee aus den Gängen der NATO und europäischer Hauptstädte enthüllt: Könnte die Geschichte sich für die Ukraine wiederholen, ähnlich der deutschen Teilung nach 1945?
Dieses Szenario, entstanden aus der Furcht vor einer erneuten Präsidentschaft Donald Trumps in den USA, schlägt vor, Russland Teile der Ukraine zu überlassen, um den verbleibenden Teil des Landes in die NATO aufzunehmen.
Diese Überlegung, markiert als „Land gegen Sicherheit“, könnte eine tiefgreifende geopolitische Verschiebung signalisieren, die weit über die Grenzen der Ukraine hinausreicht.
Ein Vorschlag voller Konsequenzen
Die Wurzeln dieser Überlegung liegen tief in der gegenwärtigen internationalen Unsicherheit und der Angst vor einem Rückzug der amerikanischen Unterstützung unter Trump, der sich mehrfach gegen militärische Hilfe für die Ukraine ausgesprochen hat.
In Anbetracht eines möglichen Machtwechsels in den USA drängt NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg darauf, die militärische Unterstützung für die Ukraine zu verstärken, in der Hoffnung, dass das Land bis zur Amtseinführung des nächsten US-Präsidenten signifikante Fortschritte erzielt.
„Putin hat bereits formuliert, was sein Ziel in diesem Krieg ist – und mit einer solchen Teilung käme er diesem Ziel sicherlich einen Schritt näher“, meint Mölling weiter
Doch dieses Modell wirft Fragen auf, die weit über strategische Überlegungen hinausgehen. Christian Mölling, Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, weist auf die historische Parallele zur Teilung Deutschlands hin.
Damals akzeptierte der Westen die DDR als Teil des Warschauer Pakts, um Westdeutschland in die NATO zu integrieren. Mölling zufolge ist zwar die Überlegung nachvollziehbar, jedoch keine endgültige Lösung.
Die Risiken einer Teilung
Während Putin durch eine solche Teilung seinem Ziel, Einfluss in der Ukraine zu gewinnen, näherkommen könnte, zweifeln Experten wie Mölling an der langfristigen Zufriedenheit Russlands mit dieser Lösung.
Auch die Frage, ob die NATO-Staaten bereit wären, für den neuen NATO-Teil der Ukraine in einen möglichen konventionellen oder sogar nuklearen Konflikt zu gehen, steht im Raum. Liana Fix, Expertin für deutsche und europäische Russlandpolitik, betont zudem die Unterschiede zur deutschen Teilung und die mangelnde Konsensfähigkeit dieser Idee auf internationaler Ebene.
Zwischen Hoffnung und Realpolitik
Dieser Vorschlag, so kontrovers und unkonventionell er auch sein mag, verdeutlicht die verzweifelte Suche nach Lösungen in einem Konflikt, der Europa und die Welt bereits zu lange in Atem hält.
Die Bereitschaft, sogar eine Teilung der Ukraine in Betracht zu ziehen, spiegelt die Sorge um die Sicherheit Europas und die Zukunft der ukrainischen Souveränität wider. Doch ob dieser Weg wirklich beschritten wird, bleibt abzuwarten.