Luftfahrtindustrie im Wettrennen gegen turbulente Zeiten
Der tragische Tod eines britischen Passagiers auf einem Flug von Singapore Airlines verdeutlicht die drängende Herausforderung, mit der die Luftfahrtindustrie konfrontiert ist: Turbulenzen, bereits die häufigste Ursache nicht tödlicher Verletzungen bei Flugunfällen, werden durch den Klimawandel häufiger und heftiger. Geoff Kitchen, 73 Jahre alt, wurde Opfer einer schweren Turbulenz auf dem Flug SQ321, der auf 37.000 Fuß Höhe über die Grenze von Myanmar-Thailand flog und musste sich den Folgen fügen – mit tödlichem Ausgang.
Bei dem Vorfall, der zehn Stunden nach Abflug vom Londoner Flughafen Heathrow geschah, mussten 20 weitere Personen in Bangkok, wo der Airbus zur Notlandung ansetzte, intensivmedizinisch behandelt werden. Einige davon benötigten chirurgische Eingriffe an der Wirbelsäule. Obwohl moderne Flugzeuge darauf ausgelegt sind, starker Turbulenz standzuhalten, ohne strukturelle Schäden zu erleiden, richten sich die Blicke nun verstärkt auf Möglichkeiten zur Vorhersage und Vermeidung dieses Phänomens.
Fluggesellschaften und Experten wie Paul Williams, ein Professor für atmosphärische Wissenschaften an der University of Reading, sind sich einig, dass insbesondere die unsichtbare 'Clear Air Turbulence' eine große Gefahr darstellt, da sie nicht auf herkömmlichen Cockpit-Instrumenten ersichtlich ist. Berichte über Passagiere, die beim Einsetzen der Turbulenz ohne Vorwarnung gegen die Decke geschleudert wurden, heben das Bedürfnis nach besseren Vorhersage- und Vermeidungstechnologien hervor.
In Reaktion auf die steigende Bedrohung arbeiten Fluggesellschaften wie easyJet, United Airlines und Qatar Airways an einem Programm, das auf atmosphärische Sensordaten von Flugzeugen zurückgreift, um Clear Air Turbulenzen in Echtzeit aufzuzeichnen und die Ergebnisse in die Cockpit-Displays zu integrieren. Iata-Vertreter Stuart Fox betont dabei den Nutzen der Nutzung solcher Daten auch für präzisere Vorhersagen.
Denn Klimawandel und steigende Meerestemperaturen verstärken nicht nur tropische Stürme, sondern haben laut Williams' Studien bereits zu einer Zunahme schwerer Turbulenzen im Nordatlantik geführt – eine Entwicklung, die sich in den kommenden Jahrzehnten noch verschärfen könnte.
Die Luftfahrtindustrie sieht sich gezwungen, ihre Strategien fortlaufend zu optimieren. Flugzeuge, wie die von Singapore Airlines betriebene Boeing, werden vor ihrer Zulassung intensiven statischen Tests unterzogen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber aerodynamischen Belastungen unter Beweis zu stellen. Auch wird ein stärkeres Augenmerk auf Präventionsmaßnahmen wie das Anschnallen gelegt, um die Sicherheit an Bord weiter zu verbessern. (eulerpool-AFX)