Kontroversen über EU-Visasanktionen: Russlands Opposition warnt vor Pauschalisierung
Die jüngste Verschärfung der EU-Visaregeln für russische Staatsbürger hat zu erhitzten Debatten geführt, insbesondere unter exilierten russischen Oppositionellen. Michail Chodorkowski, ein prominenter Kremlgegner und früherer Chef des mittlerweile aufgelösten Ölkonzerns Yukos, hebt die Notwendigkeit hervor, zwischen dem Kreml und der russischen Bevölkerung zu unterscheiden. Er betont, dass Russland mehr sei als nur seine Regierung und plädiert für den Erhalt von Dialogmöglichkeiten.
Chodorkowski warnt davor, die seit dem Angriff auf die Ukraine beschädigten Beziehungen gänzlich abzubrechen. Er fordert, menschliche Kontakte, kulturellen und studentischen Austausch fortzuführen und nicht alle Russen pauschal gleichzusetzen. Dies sei essenziell, um nachhaltige Brücken für künftigen Dialog zu bewahren.
Unterdessen kritisiert Schanna Nemzowa, Tochter des 2015 ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow, die europaweite Blockierung von Vermögenswerten zahlreicher Russen. Sie argumentiert, dass es sich hierbei häufig um Anlagekonten gewöhnlicher Bürger handelt, die nichts mit dem Kreml zu tun haben. Diese Praxis führt ihrer Ansicht nach zu ungerechtfertigten Diskriminierungen.
Neben diesen Stimmen warnt auch das Team des verstorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny davor, durch westliche Sanktionen das Leben unfreiwillig ins Exil getriebener oder regierungskritischer russischer Bürger zusätzlich zu belasten. Trotz anhaltender Kritik aus Moskau sei das Land zunehmend an den westlichen Druck gewöhnt, so der Kreml.

