ISAF trauert um deutsche Soldaten in Nordafghanistan

Masar-i-Scharif/Berlin (dpa) - Die Bundeswehr hat die Trauer um in Afghanistan gefallene Soldaten mit dem festen Willen verbunden, ihre Mission am Hindukusch zum Erfolg zu führen.

Generalinspekteur Volker Wieker warnte bei der Trauerfeier für vier am Donnerstag im Einsatz getötete Männer in Masar-i-Scharif vor einer Fortsetzung der Afghanistan-Debatte. Der Kommandeur der deutschen Truppen in Afghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger, sagte: «Es bleibt dabei: Wir geben nicht klein bei. Wir werden weiter kämpfen. Und wir werden gewinnen.»

Die Taliban versuchten immer wieder durch Anschläge, die öffentliche Diskussion in Deutschland zu beeinflussen, sagte Wieker in Anwesenheit von 1500 Soldaten aus 19 Ländern im ISAF-Hauptquartier in Nordafghanistan. «Aber das dürfen und das werden wir nicht zulassen, um unserer Sicherheit und der afghanischen Bevölkerung Willen.» Der Gegner wolle «eine öffentliche Debatte in Deutschland, deren Dramaturgie er durch Zeit, Ort und Wahl der Mittel» bestimmen könne, so Wieker. Die Taliban sähen es als «strategisches Ziel», den Rückhalt der Soldaten in der Heimat und die politische Entschlossenheit von Regierung und Parlament zu beeinträchtigen.

Neben der Linkspartei forderten am Wochenende auch Mecklenburg- Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Schleswig- Holsteins SPD-Landeschef Ralf Stegner eine rasche Beendigung des Einsatzes. «Wir müssen so schnell wie möglich raus», sagte Stegner «Spiegel Online» und ergänzte: «Je früher, desto besser. Die militärische Logik geht nicht auf.» Seit dem Einsatzbeginn 2001 starben in Afghanistan bereits 43 deutsche Soldaten.

In Nordafghanistan betrauerten Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen den Tod deutscher Kameraden. «Von ihnen nehmen wir nun Abschied, als wäre es ein Stück von uns», sagte Generalinspekteur Wieker vor den Särgen der Soldaten. Am Wochenende starben in Südafghanistan drei weitere NATO-Soldaten, zwei von ihnen kamen aus den Niederlanden.

Am Donnerstag waren in der nordafghanischen Provinz Baghlan insgesamt vier Bundeswehrsoldaten durch die Explosion einer Sprengfalle sowie durch Raketenbeschuss getötet worden. Alle vier Toten stammen aus Süddeutschland.

Von Masar-i-Scharif wurden die Särge am Sonntag zum Stützpunkt Termes in Usbekistan geflogen. Ein Weitertransport in die Heimat ist aber erst möglich, wenn der Luftraum über Europa wieder für den Flugverkehr geöffnet wird. Die Trauerfeier in Deutschland soll voraussichtlich am Freitag in Süddeutschland stattfinden. Ort und Zeitpunkt blieben noch unklar. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wird nach Angaben seines Sprechers in jedem Fall daran teilnehmen.

Im Vorfeld der Operation vom Donnerstag ist es nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» zu Differenzen zwischen der deutschen Einsatzleitung in Nordafghanistan und dem US-geführten Hauptquartier in Kabul gekommen. Wie das Blatt schrieb, hatte die deutsche Einsatzleitung schwere Bedenken gegen die Operation geltend gemacht.

Die Einsatzzentrale, die dem Kommandeur der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF), US-General Stanley McChrystal, untersteht, bestand jedoch auf einem zeitnahen Beginn der Operation. Das Verteidigungsministerium bestätigte am Sonntag auf dpa-Anfrage lediglich die in der Zeitung zitierte Aussage eines Sprechers von Guttenberg: «Der Kommandeur des ISAF Regionalkommando Nord hat darauf hingewiesen, dass aufgrund eines Kontingentwechsels keine maximale Unterstützung für die Operation zu diesem Zeitpunkt möglich wäre und sie durch andere Kräfte von Verbündeten ausgeglichen werden müsse.» Ein Kontingentwechsel ist der alle paar Monate fällige Komplettaustausch der deutschen Truppen in Afghanistan.

Bei den Anschlägen vom Donnerstag in Nordafghanistan waren auch fünf Bundeswehrsoldaten zum Teil schwer verletzt worden. Die Verwundeten wurden am Freitag nach Istanbul ausgeflogen, wo sie in einem US-Militärkrankenhaus behandelt werden. Der Gesundheitszustand der zwei Schwerverletzten ist laut Ministerium weiter stabil.

Außenminister Guido Westerwelle lehnte einen «kopflosen Abzug aus Afghanistan» ab. «Denn es geht darum, dass wir hier nicht Opfer von Anschlägen werden», sagte er in der am Sonntagabend ausgestrahlten ARD-Sendung «Bericht aus Berlin». Als Beispiel führte er die vereitelten Anschläge der sogenannten Sauerlandgruppe an. Der designierte Vorsitzende der Linkspartei, Klaus Ernst, forderte erneut eine Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Lage in Afghanistan. Dort sei die Strategie der Befriedung durch Abschreckung gescheitert.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin dringt auf eine Experten- Kommission zur Überprüfung des Afghanistan-Einsatzes. «Wir brauchen eine Bewertung dieses Afghanistan-Einsatzes von unabhängiger Seite», sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Der Bundestag solle damit eine Kommission mit drei Fachleuten beauftragen.

Konflikte / Bundeswehr / Afghanistan
18.04.2010 · 17:14 Uhr
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