Inflationsschock: Türkei bei 68,5 Prozent
In der Türkei erreichte die Inflation im März einen neuen Höchststand seit über einem Jahr und stieg auf durchschnittlich 68,5 Prozent im Jahresvergleich. Trotz drastischer Maßnahmen der türkischen Zentralbank, die den Leitzins in den letzten Monaten auf 50 Prozent erhöht hatte, setzt sich der Trend steigender Verbraucherpreise fort. Besonders betroffen sind die Bereiche Bildung, Gastronomie, Gesundheit, Verkehr und Lebensmittel. Diese Entwicklung trug auch zur Niederlage der Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan bei den jüngsten Kommunalwahlen bei, bei denen die Opposition in vielen Großstädten, einschließlich Istanbul, Siege verbuchen konnte.
Die Zentralbank der Türkei hat als Reaktion auf die anhaltend hohe Inflation ihre Geldpolitik überraschend verschärft und im März den Leitzins von 45 auf 50 Prozent angehoben. Diese Entscheidung wurde mit den sich verschlechternden Inflationsaussichten begründet. Die Bank gab bekannt, dass sie diesen restriktiven Kurs beibehalten wird, bis ein signifikanter und dauerhafter Rückgang der Kerninflation erkennbar ist. Zudem müssten die Inflationserwartungen sinken. Ökonomen prognostizieren, dass die Inflationsrate bis zum Jahresende auf knapp 44 Prozent fallen könnte.
Der Wertverlust der türkischen Lira in den vergangenen Jahren gilt als eine der Hauptursachen für die hohe Inflation. Importe, die auf den Weltmärkten in Fremdwährungen bezahlt werden, verteuern sich durch die schwache Lira weiter. Der Einsatz steigender Leitzinsen als Mittel zur Bekämpfung der Inflation und zur Stärkung der Währung wird auch von anderen Zentralbanken praktiziert, allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau.