Immobilienfonds sind zukünftig von Investitionen in Wind- und Solarparks ausgeschlossen

Ab Januar sollten offene Immobilienfonds in erneuerbare Energien investieren können, doch das erforderliche Gesetz wurde stark gekürzt.
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Offene Immobilienfonds werden ab Januar nicht mehr die Möglichkeit haben, einen Teil ihres Geldes in erneuerbare Energien anzulegen. Grund dafür ist die Kürzung des Zukunftsfinanzierungsgesetzes durch die Bundesregierung. Dies entziehe Kleinanlegern die Chance, sich aktiv am Klimaschutz zu beteiligen, kritisiert Fondsmanager Mario Schüttauf von der Commerz Real. Obwohl er sich der Dramatisierung bewusst ist, ärgert ihn die Rolle rückwärts spürbar. Das Gesetz sollte Deutschland dabei unterstützen, ein klimafreundlicheres Land zu werden. Bisher war vorgesehen, dass offene Immobilienfonds bis zu 15 Prozent ihres Investitionsvolumens in Projekte erneuerbarer Energien, wie beispielsweise Solar- oder Windparks, anlegen konnten.

Doch dieser Passus wird nun bei der Verhandlung des Gesetzes im Bundestag fehlen, wie Schüttauf weiß. Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind immens. Laut Berechnungen der Ratingagentur Scope hätten die Fonds zwischen 17 und 40 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investieren können. Jetzt müssen sich Anleger auf eine geringere Rendite einstellen und zahlreiche Klimaschutzprojekte werden die benötigten Gelder fehlen.

Die Bundesregierung hatte sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Nun stehen die Immobilienfonds-Industrie und viele Hausbesitzer vor der Herausforderung, ihre Gebäude klimafreundlich umzubauen. Dies kann beispielsweise durch energetische Sanierung und die Nutzung von Solardächern zur Stromerzeugung erfolgen. Doch laut Mario Schüttauf reicht dies nicht aus. "Wir benötigen viel mehr Strom aus sogenannten Freiflächenanlagen, also Solar- und Windparks", sagt er. Diese leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.

Trotzdem ist die Branche willens und bereit, in erneuerbare Energien zu investieren. Laut einer exklusiven Umfrage der Ratingagentur Scope unter Fondsunternehmen, planen mehr als zwei Drittel der Gesellschaften bis2024 in erneuerbare Energien zu investieren. Bei einem weiteren Viertel von ihnen befindet sich diese Entscheidung noch in der Überlegungsphase und nur4 Prozent lehnen es komplett ab.

Auch außerhalb der Immobilienbranche regt sich Unmut über die Entscheidung der Bundesregierung. "Ich bin wirklich enttäuscht", erklärt Tarik Wolf, Chef des Immobilienprojektentwicklers Quarterback. "Eine Maßnahme, die keine Steuergelder kostet und einen enormen Effekt auf die Erreichung der Klimaziele haben könnte, wird grundlos verspätet." Ein weiterer Kritikpunkt, besonders für die Anleger der Fonds, ist, dass ein 15-prozentiges Investment in erneuerbare Energien auch die Renditen steigern könnte. Laut einer Umfrage der Ratingagentur Scope unter Investoren, können im Bau und Betrieb von Solarparks Renditen von bis zu 4 Prozent erzielt werden. Diese Renditen wären in Zeiten von Herausforderungen auf dem Immobilienmarkt sehr willkommen.

All diese Möglichkeiten sollten durch das Zukunftsfinanzierungsgesetz ermöglicht werden, bevor es im Finanzausschuss des Bundestages an entscheidender Stelle gekürzt wurde. Die genauen Gründe dafür sind noch unklar, jedoch scheut die Regierung offenbar mögliche steuerliche Probleme. Diese wären aufgetreten, wenn auch Immobilienfonds, die sich an professionelle Investoren richten, mehr Geld in erneuerbare Energien investieren dürften. Doch wenn es um Immobilienfonds und Steuerfragen geht, liegt der Teufel im Detail. "Wenn Immobilienfonds erneuerbare Energien erzeugen, treffen verschiedene Steuerregeln zusammen, wie beispielsweise die Vermögensverwaltung und die Gewerbesteuer", erklärt Jochen Schenk, Vorstand des Investmenthauses Real I.S. und Mitglied im Zentralen Immobilienausschuss (ZIA), einem wichtigen Branchenverband der Immobilienwirtschaft. Frederik Voigt, der beim ZIA für Fonds zuständig ist, betont die Wichtigkeit klarer Regelungen in diesem Bereich.

"Sonst bekommen Fonds und ihre Anleger Probleme mit dem Finanzamt", erklärt er. Trotzdem wäre es seiner Meinung nach möglich gewesen, zwischen Fonds, die sich an Kleinanleger richten, und solchen, die sich an professionelle Investoren richten, zu unterscheiden.

"Nun will die Bundesregierung die steuerlichen Fragen im Jahressteuergesetz 2024 regeln", sagt Sonja Knorr von der Ratingagentur Scope. Doch es gibt einen Haken: Das Jahressteuergesetz, in dem verschiedene Steuerregeln konkretisiert werden, wird traditionell erst gegen Ende des Jahres veröffentlicht. Selbst wenn nun Regierungsvertreter versprechen, bis Ende Juni 2024 Lösungen zu finden, ist laut Knorr bereits wertvolle Zeit verloren gegangen. "Es ist ein schlechtes Signal an die Öffentlichkeit", sagt ZIA-Vorstand Schenk. "Offene Immobilienfonds möchten in die Energiewende investieren, werden aber ausgebremst. Wir benötigen dringend klare Regeln", fordert er.

Finanzen
[Eulerpool News] · 17.11.2023 · 14:00 Uhr
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